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Aus: Ausgabe vom 07.06.2024, Seite 8 / Ansichten

Passend gemacht

Gedenktag in der Normandie
Von Arnold Schölzel
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Gedenken zum 80. Jahrestag der Landung in der Normandie

Die Feststellung, dass die Rote Armee den Krieg mit Deutschland gewonnen hat, schmälert nicht die Würdigung der Befreier aus allen Staaten der Antihitlerkoalition, aus der französischen Résistance, der griechischen, jugoslawischen oder italienischen Partisanen, der Widerstandskämpfer in allen vom deutschen Faschismus besetzten Staaten. Wenn umgekehrt der Anteil der Sowjetunion am Sieg aber verleugnet, ignoriert oder wie am Donnerstag durch den französischen Präsidenten ausdrücklich auf die Ehrung sowjetischer Mitkämpfer in der Résistance durch diplomatische Vertreter ehemaliger Sowjetrepubliken verzichtet wird, dann ist das nicht praktische Geschichtsklitterung. Über die ist der kollektive Westen längst hinaus.

Die im Kalten Krieg westlich der Elbe in Europa und in Nordamerika ins Alltagsbewusstsein gepflanzte Legende, der 6. Juni 1944, nicht die Niederlagen der Wehrmacht vor Moskau und in Stalingrad seien der Anfang vom Ende des deutschen Faschismus gewesen, wird noch wachgehalten, steht aber nicht im Vordergrund. Heute geht es um Mobilisierung, um materielle und subjektive Kriegstüchtigkeit gegen Russland. Es geht um die Bereitschaft, zugunsten von Rüstung jeden Reallohnverlust, jede Rentenkürzung und jede Streichung sozialer Einrichtungen hinzunehmen. Die Devise lautet: Je mehr selbstverschuldete Inflation, Staatsversagen in Bildungs- oder Gesundheitswesen, je mehr kapitalistische Krise, desto schriller die Propaganda gegen den angeblich einzigen Verursacher von all dem. Da wird zum Beispiel zwar russisches Gas über die Ukraine und die Türkei nach wie vor nach Westeuropa geliefert, soll die Sprengung der Ostseepipeline vor fast zwei Jahren dem Vergessen übergeben und die Umstellung aufs US-Frackinggas beschwiegen werden, ist jeder deutsche Rundfunkmoderator verpflichtet, bei Erwähnung der Energiepreisexplosion ab Mitte 2021 vom »russischen Angriffskrieg« zu reden. Der vom Westen organisierte Putsch in Kiew 2014 und der von ihm getragene Krieg gegen die Ostukraine ist inzwischen im Propagandasprech zur »ersten russischen Aggression« gegen die Ukraine geworden. Vor zehn Jahren wurde Wladimir Putin zwar noch zu den Gedenkfeiern am 6. Juni in die Normandie eingeladen, aber von dort zu den Minsker Abkommen »an der Nase geführt«, wie er am Mittwoch sagte.

2024 kam Wolodimir Selenskij an seiner Stelle, der Repräsentant eines Landes, in dem nun schwere deutsche Waffen im Schatten Dutzender Bandera-Denkmäler russisches Territorium beschießen sollen. Das passt. Je mehr der Faschistenkult in Selenskijs Machtbereich um sich greift, desto nötiger ist es, den NATO-Stellvertreterkrieg gegen Russland antifaschistisch zu tünchen. Wenn Biden und Scholz nun faktisch Putin zu Hitler erklären, setzen sie das, was sie mit ihrem »Feuer frei!« für Kiew entschieden haben, lediglich mit propagandistischen Mitteln fort.

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