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Aus: Ausgabe vom 07.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
künstliche Intelligenz

Freund Blase und die KI

Börsenwert des US-Halbleiterkonzerns Nvidia steigt auf mehr als drei Billionen Dollar. Überhitzung droht. Systemwettstreit mit China läuft
Von Jörg Kronauer
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»Heißeste Aktie der Welt« (New York Stock Exchange in der Wall Street)

Der US-Halbleiterkonzern Nvidia eilt von Rekord zu Rekord. Die Aktien des Unternehmens, das lange Zeit vor allem Insidern wegen seiner Grafikprozessoren bekannt war, heute aber als Nummer eins bei der Entwicklung von Halbleitern für künstliche Intelligenz (KI) Weltruhm erlangt, schnellten im Laufe des Mittwochs (Ortszeit) um mehr als fünf Prozent in die Höhe und überstiegen die Schwelle von drei Billionen US-Dollar. Das war zuvor nur Microsoft und Apple gelungen.

Nvidia liegt nun knapp hinter Microsoft und knapp vor Apple auf Platz zwei der Rangliste der US-Konzerne nach Börsenwert. Erst vor rund zwei Wochen hatte das Unternehmen weltweit Schlagzeilen gemacht, weil es ihm gelungen war, seinen Umsatz im ersten Quartal 2024 auf 26 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahresquartal beinahe zu vervierfachen sowie den Gewinn auf annähernd das Siebenfache zu steigern – auf fast 15 Milliarden US-Dollar.

Der immense Profit und der fast beispiellose Börsenboom von Nvidia sind ein Ergebnis des KI-Hypes, der die Wirtschaft weltweit seit geraumer Zeit in Atem hält. Der Konzern aus Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien, der KI-Chips entwickelt und sie in Taiwan beim weltgrößten Auftragsfertiger TSMC herstellen lässt, kontrolliert gegenwärtig gigantische 80 Prozent des Weltmarkts für KI-Hochleistungsprozessoren.

Mitte März hatte Firmenchef Jensen Huang die nächste Generation von KI-Halbleitern angekündigt, benannt nach dem im Jahr 2010 verstorbenen US-Mathematiker David Blackwell. »Blackwell«-Plattformen sollen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden, wie üblich erheblich leistungsstärker sein als die aktuelle Generation und vor allem weniger Energie benötigen. Dies fällt in der KI-Branche, die äußerst viel Energie verschlingt, stark ins Gewicht. Um die Spitzenposition bei KI-Halbleitern auch längerfristig zu sichern, hat Huang am Sonntag bereits eine weitere KI-Chip-Generation in Aussicht gestellt, die schon nächstes Jahr unter dem Namen »Rubin« auf den Markt kommen soll. Damit würde der Abstand zwischen zwei Generationen von wie bisher üblich zwei Jahren auf eines verkürzt.

Bislang gelingt es Nvidia, die Konkurrenz auf Distanz zu halten; trotz aller Anstrengungen schaffen es Advanced Micro Devices (AMD), Intel oder ARM nicht, zur weltweiten Nummer eins aufzuschließen. Das spiegelt sich auch im Börsenwert wider; AMD kommt zur Zeit auf 269 Milliarden US-Dollar, Intel auf 131, Infineon aus Deutschland auf nur 52 Milliarden US-Dollar. Das Handelsblatt wies unlängst darauf hin, dass der Jahresumsatz von Infineon ein Volumen erreicht, das Nvidia zur Zeit im Quartal erzielt – und dies nicht als Umsatz, sondern als Gewinn. Die US-Investmentbank Goldman Sachs erklärte die Aktie des Unternehmens denn auch kürzlich zur »heißesten Aktie der Welt«.

Dabei trägt der Nvidia-Hype auch einige Risiken mit sich. Aus Finanzkreisen heißt es, viele Anleger, die die ersten Wellen des frühen Internetbooms verschlafen hätten, deckten sich nun, um nicht wieder zu spät zu kommen, mit Nvidia-Aktien ein; früher oder später drohe wohl eine Überhitzung der Aktie. Hinzu kommt – darüber wird aus politischen Gründen eher selten gesprochen –, dass der Konzern aufgrund von US-Sanktionen seine wichtigsten Halbleiter nicht mehr auf dem riesigen chinesischen Markt absetzen darf, weshalb dort Konkurrenten, auch chinesische, mehr oder weniger freie Bahn haben. »Wir tun unser Bestes«, sagte Huang vor kurzem mit Blick auf die ebenfalls boomende KI-Branche der Volksrepublik. Ob das aber auf Dauer ausreicht, ist ungewiss.

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