75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Dienstag, 2. Juli 2024, Nr. 151
Die junge Welt wird von 2819 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 07.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
TKMS

Fincantieri will ins U-Boot-Geschäft

Italienische Werftengruppe strebt Zusammenschluss mit Thyssen-Krupp Marine Systems an
Von Jens Walter
imago0246875201h.jpg
Fincantieri-Werft am Adriatischen Meer in Ancona, Italien

Die italienische Werftengruppe Fincantieri strebt einen Zusammenschluss mit der Marine-Tochter von Thyssen-Krupp an. Vorstandschef Pierroberto Folgiero habe entsprechende Überlegungen kürzlich Vertretern der Bundesregierung präsentiert, berichtete das Handelsblatt am Donnerstag unter Berufung auf Branchenkreise. Ziel sei es, einen europäischen Champion zu schaffen. Bei Thyssen-Krupp seien die Italiener zuvor mit ihren Überlegungen auf Ablehnung gestoßen. Thyssen-Krupp sucht seit Jahren eine Lösung für seine Rüstungssparte, die unter anderem U-Boote und Kriegsschiffe baut. Dabei wurde auch immer wieder Fincantieri als potentieller Partner gehandelt.

Thyssen-Krupp wollte sich zu dem Bericht nicht äußern und verwies auf die laufenden Gespräche über einen Teilverkauf an den Finanzinvestor Carlyle und den Bund, der hiermit die Staatsbank KfW beauftragt hat. Zudem würden weitere Möglichkeiten der Verselbstständigung von Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) am Kapitalmarkt sondiert. Auch Fincantieri wollte keine Stellungnahme abgeben. Und schließlich war selbst von der Bundesregierung zunächst keine zu erhalten.

In den vergangenen 20 Jahren hatte Thyssen-Krupp eine Reihe von Anläufen unternommen, sich von TKMS zu trennen. Interessenten gab es reichlich. Schließlich ist das Unternehmen beim Bau von konventionellen ­U-Booten führend, seine Kunden sind u. a. Deutschland, Norwegen, Israel und Singapur. Gegen einen Verkauf an die französische Naval-Gruppe hatte der Bund Sicherheitsbedenken wegen eines Abflusses von Technologie geäußert.

Auch Garantien in Höhe von über fünf Milliarden Euro für laufende Projekte spielten eine Rolle. Deshalb soll neben Carlyle die Bundesregierung einsteigen. Die Staatskunden von TKMS würden das als Sicherheit wohl begrüßen. Mehrheitseignerin wäre Carlyle, der Bund bekäme 25,1 Prozent, der Rest verbliebe bei Thyssen-Krupp.

TKMS soll als Plattform zur Konsolidierung der deutschen Marinewerften dienen. Als mögliche Partner gelten die Bremer Naval Vessels Lürssen und die German Naval Yards. Erst fusioniert, soll das Unternehmen dann auf europäischer Ebene Partner suchen. Damit käme Fincantieri automatisch ins Spiel, hieß es im Handelsblatt. Mit den Italienern habe TKMS bereits gute Beziehungen. »Anders als die Franzosen wollen die uns auch nicht dominieren«, sagte ein Branchenvertreter dem Düsseldorfer Wirtschaftsblatt. Nach Vorstellungen von Fincantieri ließe sich dieser Prozess auch abkürzen.

Schwerpunkt von Fincantieri sind bislang Kreuzfahrtschiffe. Über den Zusammenschluss mit TKMS will der Werftenkonzern nun in das Geschäft mit U-Booten einsteigen. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der »Expansion Chinas« sieht er dort eine steigende Nachfrage. Außerdem werde die Welt unter dem Wasserspiegel auch wirtschaftlich an Bedeutung gewinnen, hatte Fincantieri-Chef Folgiero bei seinem Besuch im Kanzleramt mit Bezug auf die im Meeresgrund lagernden Rohstoffe gesagt.

Großes Kino für kleines Geld!

75 Augaben für 75 €

Leider lässt die Politik das große Kino vermissen. Anders die junge Welt! Wir liefern werktäglich aktuelle Berichterstattung und dazu tiefgründige Analysen und Hintergrundberichte. Und das zum kleinen Preis: 75 Ausgaben der gedruckten Tageszeitung junge Welt erhalten Sie mit unserem Aktionsabo für nur 75 €!

Nach ablauf endet das Abo automatisch, Sie müssen es also nicht abbestellen!

Ähnliche:

  • Inspektion deutscher Rüstungsgüter: Israels Premierminister Benj...
    25.10.2017

    Geschäft unter Vorbehalt

    BRD macht angeblich U-Boot-Lieferung an Israel von Einstellung der Ermittlungen wegen Bestechung abhängig
  • Ein israelisches Navy-Boot »begrüßt« ein neues deutsches U-Boot ...
    08.09.2017

    BRD stellt sich doof

    Die Bundesregierung will von Schmiergeldern bei U-Boot-Lieferungen an Israel nichts wissen
  • Australiens Premierminister Tony Abbott will neue Kriegsschiffe....
    06.08.2015

    U-Boote für Australien

    Thyssen-Krupp will zwölf neue U-Boote liefern, und die Bundesregierung setzt sich dafür nach Kräften ein

Regio:

Mehr aus: Kapital & Arbeit