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Aus: Ausgabe vom 07.06.2024, Seite 11 / Feuilleton
Komische Kunst

Etwas Lust am Schock

Das Berliner Tor218 Artlab zeigt Rudi Hurzlmeiers vom EU-Parlament »verbotene« Bilderreihe »Europa«
Von Norman Philippen
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Rudi Hurzlmeier: »Ohne Titel«

Zum 70. Geburtstag des Zeichners Rudi Hurzlmeier schrieb Stefan Siegert ganz richtig, dass von dessen komischer Kunst nicht als »im gebräuchlichen Sinn ›politisch‹ (…) die Rede sein« kann. Dennoch kann es sein, dass sie zumindest für das EU-Parlament zu politisch ist. Diese Frage wirft jedenfalls Die Partei auf, die die selbst in Auftrag gegebene Hurzlmeiersche Bilderreihe »Europa« gerne in Strasbourg gezeigt hätte. Ging aber nicht. Denn: »Das Ergebnis hat dem Parlament nicht gefallen, die Ausstellung wurde verboten. Angeblich sei sie anstößig, aufrührerisch oder stünde im Widerspruch zu den Werten, auf die sich die Union gründe«.

So steht es auf dem Beiblatt zur Ausstellung, die seit dieser Woche statt in Strasbourg nun im Berliner Tor218 Artlab gezeigt wird. Das wird betrieben vom netten Herrn Andreas Lechner, den viele noch aus seiner Zeit bei der Münchner Musikkabarettgruppe Guglhupfa kennen werden. Oder als Autor seines 2019 erschienenen Debütromans »Heimatgold«. Oder als Schauspieler oder oder … Über regen Zulauf zur Ausstellung würde er sich sehr freuen, fragt sich aber nicht zu Unrecht, ob die laut Wikipedia »zwischen freundlichem Witz und der Lust am Schock« changierende Arbeit Hurzlmeiers heutzutage hierzulande eigentlich noch gebührend verfängt. Ist es doch ein komisch deutsches Kreuz mit der komischen Kunst, dass sie, kaum hat sie es aus der schmalen Öffentlichkeit der Satirehefte ins Museum geschafft, schon wieder in die Nische zu rutschen droht.

Da bietet sich doch die Gelegenheit, per Besuch der Ausstellung helles Kunstbewusstsein zu zeigen und die nötige Kritik an den Verhältnissen nicht den mäßig kritisch komischen Comedians und Meme-Machern zu überlassen. Hurzlmeiers Bilder gehören geguckt und gekauft. Zum Beispiel das mit den Sandkastenfreundinnen Uschi von der Leyen und Giorgia Meloni (»politisch«). Oder »Kommission Bunker« mit der ungewählten Präsidentin der Europäischen Kommission, oder der mit viel freundlichem Witz und etwas Lust am Schock gemalte Akt »Ursula unvollendet«. Gehen Sie also ruhig einmal hin zum netten Herrn Lechner ins Artlab und entscheiden einfach selbst, ob Rudi Hurzlmeier tatsächlich zu politisch für das EU-Parlament sein könnte. Vielleicht stellen sie fest, dass er für Strasbourg möglicherweise einfach zu komisch-kritisch malt.

»Ist Hurzlmeier zu politisch für Europa?« bis 1. September 2024, Tor218 Artlab, Torstraße 218, 10115 Berlin, Do.–Sa. 19–2 Uhr

tor218artlab.de

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