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Aus: Ausgabe vom 10.06.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Auf Linie mit der AfD

Zu jW vom 4.6.: »Abschiebungen gefordert«

Empörungsszenarien wurden einstudiert und können wie politisch gewünscht abgerufen werden: Wie viele Gewalttaten, Morde, Anschläge mit Todesfolge für Menschen lassen sich wohl statistisch im vereinten Deutschland auflisten? Es gab und gibt solche, die zu Empörungsszenarien und politischen »Erdbeben« führten und führen. Es gab zahllose, nach denen kein Hahn krähte, die mit einem Zweizeiler vermeldet waren. Natürlich fällt den Regierenden und politischen Verantwortungsträgern wie gehabt kaum mehr ein als der Ruf nach Abschiebung.

Es gab Zeiten im Lande, als von früh bis spät Menschenrechtshymnen gesungen wurden. Warum spielen hinter verschiedensten, zahllosen Mord- und Gewalttaten nicht die Menschen – der Mensch – Opfer wie Täter eine angemessene Rolle? Warum spielen Ursachen, Lebensumstände, politische Fehlleistungen bei Asyl, Migration, Flüchtlingspolitik keine Rolle und werden nicht diskutiert? Sind nun Menschen als Menschen das Maß der Dinge, wie die »Wertegesellschaft« stets behauptet, oder sind es einfach auch hier nur politische Interessen?

Was spielt es für eine Rolle, welcher Religion Opfer oder Täter angehören, oder gibt es Mörderreligionen, und nur die christliche Religion ist davon frei? Irritiert es nicht etwas, plötzlich ist das ganze Land auf Linie dessen, was AfD gerade massenhaft plakatiert? Die Mord- und Gewalttat von Mannheim könnte dieser Gesellschaft und Politik an sich vor Augen führen, wie sie längst nicht mehr am Menschen ihr Maß und Menschenrecht sieht. Auf wie vielen Feldern findet hier und heute die Entwertung des Menschen, Menschlichen statt? Israelis, Palästinenser, Russen, Islamisten, Juden – alles aber Menschen, die nach politischen Interessen selektiert werden. Auf welchem Weg befinden wir uns?

Roland Winkler, Aue

Würdigung

Zu jW vom 29.5.: »›Ich war zu milde‹«

Es ist lobenswert, dass die junge Welt den Nachruf von Constanze und Dieter Kraft zur Würdigung von Dieter Frielinghaus veröffentlicht hat. Schon in unserem ersten Band »Spuren der Wahrheit: Vereinnahmung der DDR« (2003), herausgegeben von der unabhängigen Autorengemeinschaft »Als Zeitzeugen Erlebt«, kommt Frielinghaus zu Wort: Er hielt am 23. Oktober 1998 in Berlin eine Rede anlässlich der Verleihung des Menschenrechtspreises der Gesellschaft zum Schutz für Bürgerrecht und Menschenwürde an Fidel Castro. In unserem fünften Zeitzeugen-Band ist er mit einem Text vertreten, in dem er die Professoren Dr. Hanfried Müller und Dr. Rosemarie Müller-Streisand würdigt, als christliche Sozialisten, Friedens- und Menschenfreunde.

Horst Jäckel, Potsdam

Fast zum Lachen

Zu jW vom 18. bis 20.5.: »Musk darf bauen«

Wenn’s nicht so bitter wär, dächt’ man an eine Komödie. Schließlich konnte man über Ottfried Fischer als Bullen von Tölz mit Gerd Anthoff als Rambold ab und an schelmenhaft erfahren, wie Behörden und »Volksvertreter« für profitversprechende Projekte geschmiert oder unter Druck gesetzt werden. Und wir haben es hier mit einem Schmierentheater schlimmsten Ausmaßes in halbkolonialer Abhängigkeit von dem US-Konzern im besonderen wie im allgemeinen von den USA zu tun. Der erwachsene Mensch besteht zu etwa 65 Prozent aus Wasser und die menschliche Samenzelle gar enthält 98 bis 99 Prozent Wasser. Wasser ist also Leben! Aber wo offenbar aus Profit- und Machtgier eine Eintrocknung erfolgte, wirkt staatspolitische Demenz wie bei der Landesregierung und den ihr hörigen Lokalaposteln pathologisch. E-Auto-Vermarktung ist also wichtiger, als mit Vernunft Wasser für Gesundheit und Leben überhaupt zu bewahren.

E. Rasmus, per E-Mail

Chi siamo noi?

Zu jW vom 22.5.: »Die Blume des Partisanen«

Zu Partisanenliedern und der Nachkriegsentwicklung Italiens: Es gab nicht nur: »Fischia il vento«. Als die Partisanen durch die Porta Romana in Florenz zogen und das linke Arnoviertel zum Leidwesen General Alexanders befreiten, sangen sie: »Chi siamo noi – Wer sind wir? – Wir sind kein armseliges Gesindel …« und: »Insorgiam – Erheben wir uns« der Brigade Vittorio Sinigaglia. Dies sang uns der vor einigen Jahren verstorbene Partisan »Sugo« und erzählte die spätere Entwicklung. Mit der »Wende von Salerno« 1944 hatte Togliatti auf Geheiß Stalins die KPI zum Bürgertum hin geöffnet und auch als Justizminister viel zuwenig zu Verurteilung und Wiederauftreten der Faschisten getan. Die KPI wurde ein großer Apparat; viele linke Partisanenführer wurden ins Abseits gedrängt.

Sugo wusste, dass die Befreiung nicht zu Ende war, er sah, dass die Politik nicht zu Emanzipation und sozialer Gerechtigkeit geführt hatte, für die er gekämpft hatte. Ich habe seine Analyse aufgeschrieben: »Unser Ziel war die Veränderung der Gesellschaft in Richtung Sozialismus, den wir in den Bergen praktiziert haben. Eine Gesellschaft, die aus Gleichheit, Solidarität, Befriedigung der Bedürfnisse vor allem der Schwächsten bestand. Aber in der Nachkriegszeit, als sich ein gewisser Wohlstand zu verbreiten begann, als wir Fahrräder hatten und dann auf Autos umstiegen, dann gab es einige, die dachten, dass der Sozialismus angekommen sei. Statt dessen war es nur Konsumismus. Und er löste nicht die grundlegenden Probleme der Gesellschaft. Für diejenigen, die es gewohnt waren, das Auto des ›Padrone‹ – des Dienstherrn oder Fabrikdirektors vorbeifahren zu sehen und vielleicht den Hut zu ziehen, war in ein eigenes Auto zu steigen – wie klein es auch sein mochte – so, als würde man plötzlich wie er werden. Und allmählich wurden die Ideale, für die wir gekämpft hatten, auf Eis gelegt. Und in der Zwischenzeit unterschrieben unsere Politiker die Blankoschecks, die diese Generation nun zu bezahlen hat. Es geschah Schritt für Schritt.«

Leonhard Schaefer, Florenz

Allmählich wurden die Ideale, für die wir gekämpft hatten, auf Eis gelegt. Und in der Zwischenzeit unterschrieben unsere Politiker die Blankoschecks, die diese Generation nun zu bezahlen hat. Es geschah Schritt für Schritt.

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