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Aus: Ausgabe vom 13.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Batterieproduktion für E-Autos

Erfolg und Gegenwind für UAW

Größte US-Gewerkschaft erschließt Batteriezellproduktion. Korruptionsermittlungen gegen Vorsitzenden
Von Alex Favalli
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Durch eine Einigung mit den »Big Three« der US-Automobilindustrie erzielten die United Auto Workers im vergangenen Jahr einen historischen Erfolg

Die größte Gewerkschaft der USA rückt weiter vor. Am Montag gelang es den United Auto Workers (UAW) im US-Bundesstaat Ohio erstmals, die Branche der Batterieproduktion für E-Autos zu erschließen. Eine zwischen General Motors (GM) und der Gewerkschaft getroffene Tarifeinigung würde die Arbeitsbedingungen von 1.600 Beschäftigten beim »Ultium Cells« Batterienwerk in Lordstown verbessern, wenn diese ihr zustimmen. Das Unternehmen wird von GM und dem südkoreanischen Partner LG Energy Solution gemeinsam betrieben.

Die Beschäftigten waren bei der Eröffnung des Werks im Jahr 2022 noch nicht gewerkschaftlich organisiert, wurden aber im Rahmen des zwischen UAW und GM im Herbst ausgehandelten nationalen Vertrags in die UAW aufgenommen. Da die meisten Betriebe in der Batteriezellproduktion nicht gewerkschaftlich organisiert sind, sieht die Gewerkschaft den Erfolg nun als Modell für andere Standorte: »Die Vereinbarung ist ein historischer Durchbruch für die Beschäftigten in der Elektrofahrzeugindustrie und ein Weg nach vorne, der den Wettlauf nach unten beendet, den die amerikanischen Unternehmen während der Umstellung auf Elektrofahrzeuge betrieben haben«, hieß es in einer UAW-Pressemitteilung am Montag.

Die Bemühungen um die neue Branche kommen zur rechten Zeit: GM hat in diesem Jahr mit der Produktion in einem Batteriewerk in Spring Hill im US-Bundesstaat Tennessee begonnen. Ein weiteres in Lansing, im Teilstaat Michigan, befindet sich im Bau. Konkurrent Ford hat in den Regionen sowie im an Ohio grenzenden Kentucky ebenfalls Produktionsstätten zur Batterieproduktion. Der Automobilriese Stellantis will im Bundesstaat Indiana zwei Batteriewerke errichten. Bis auf einen der Ford-Standorte sollen alle genannten Werke künftig unter UAW-Organisierung fallen. So hat es die Gewerkschaft im Rahmen der nationalen Verträge im Herbst mit Ford und Stellantis vereinbart.

»Zu Beginn der Verhandlungen wurde uns gesagt, dass die Ultium-Beschäftigten niemals dem nationalen Vertrag der UAW bei GM beitreten dürften«, erklärte UAW-Vizepräsident Mike Booth am Montag. Man habe nun nicht nur das Gegenteil bewiesen, sondern die Erwartung mit einem wichtigen lokalen Vertrag, »der den Standard für die Batteriebranche setzt, übertroffen«.

Die Einigung mit Ultium sieht für die Beschäftigten einen neuen Stundenlohn von 30,50 US-Dollar vor. Innerhalb der nächsten drei Jahre soll dieser auf 35 US-Dollar steigen. Durch den nationalen Vertrag war der Einstiegslohn bei Ultium von ursprünglich 16,50 US-Dollar pro Stunde bei Eröffnung des Werks auf 26,91 US-Dollar angehoben worden, berichtete die New York Times am Montag. Das Werk müsse nun vier Gewerkschaftsmitglieder als Sicherheitsbeauftragte und einen Arbeitshygieniker in Vollzeit beschäftigen. Letzterer sei vor allem wichtig, da Beschäftigte bezüglich der Arbeit mit Starkstrom und potentiell schädliche chemische Verbindungen, die bei der Herstellung von Batteriepacks für E-Autos verwendet werden, Bedenken geäußert hätten.

Zeitgleich zum Erfolg der Gewerkschaft wurde bekannt, dass UAW-Präsident Shawn Fain wegen Korruptionsvorwürfen unter Beobachtung der US-Behörden steht. Wie CNN am Dienstag berichtete, habe Fain wegen »Fehlverhalten bei Finanzaufsichtspflichten« der UAW-Schatzmeisterin Margaret Mock »viele Aufgaben entziehen müssen«. Auch sei UAW-Vizepräsident Richard Boyer wegen »Pflichtverletzungen in Zusammenhang mit bestimmten Tarifverhandlungen« die Aufsicht über Beziehungen zu Stellantis entzogen worden.

Die Gewerkschaft in eine neue Richtung zu führen, bedeute mitunter, »das Boot zum Wackeln zu bringen«, erklärte Fain am Montag abend (Ortszeit) in einer Erklärung. Einige, die »den Status quo beibehalten« wollten, möge das verärgern, »aber unsere Mitglieder (…) haben etwas Besseres verdient als das alte Business as usual«. Die Behörden sollten alle an sie herangetragenen Vorwürfe untersuchen, sie würden eine UAW-Führung vorfinden, »die eine demokratische Gewerkschaft führt und sich dem Dienst an den Mitgliedern verpflichtet fühlt«.

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