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Aus: Ausgabe vom 15.06.2024, Seite 6 / Ausland
Grenfell-Tower

Keine Gerechtigkeit

London: Sieben Jahre nach Grenfell-Brand
Von Dominik Wetzel
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Billige brennbare Baustoffe: In wenigen Minuten kletterte das Feuer mehrere Stockwerke empor (London, 14.6.2017)

Es dauerte 90 Minuten, bis sich das Feuer auf 20 Stockwerke ausgebreitet und den Grenfell Tower im Westen Londons in Rauch gehüllt hatte. In jener Nacht vor sieben Jahren, am 14. Juni 2017, fanden 72 Menschen den Tod im Feuerinferno. Am Freitag verkündeten Hinterbliebene in einer Presseerklärung, der Brand habe die »tiefsitzenden Ungerechtigkeiten und systematischen Fehler unserer Gesellschaft offenbart«. Sie erklären, »sieben Jahre nach Grenfell sehen wir immer noch ein Versäumnis, in sicheren, erschwinglichen Wohnraum zu investieren, so dass viele in minderwertigen und unsicheren Bedingungen leben«.

Im 16. Stock war ein Kühlschrankkompressor überhitzt und hatte Feuer gefangen. Der Rest des Gebäudes folgte schnell, da sich die Flammen an der Außenwand des Gebäudes entlangarbeiten konnten. Der Grund: Die Fassadenverkleidung war – wie bei vielen anderen Gebäuden – aus brennbarem, aus Rohöl hergestelltem Polyethylen.

Hinterbliebene und Opfer der Katastrophe fordern seitdem Schadenersatz vom Konzern Arconic, der die Verkleidungsplatten für das Grenfell-Gebäude geliefert hatte, von der Celotex Corporation, die die Dämmung geliefert hatte, und von der Whirlpool Corporation, dem Hersteller des Kühlschranks. »Dieses Feuer entstand und verbreitete sich aufgrund von Entscheidungen, die in den Vereinigten Staaten von US-amerikanischen Unternehmen getroffen wurden, die Profiten Vorrang vor Sicherheit einräumten«, hatte Rechtsanwalt Robert Mongeluzzi schon 2019 erklärt, als er die Opfer bereits in einer Klage in Philadelphia vertreten hat. Ein US-Richter wies die Klage 2020 jedoch ab, da es effizienter sei, den Fall im Vereinigten Königreich zu verhandeln.

Im Jahr 2023 stimmte der Konzern Arconic vor einem britischen Gericht schließlich einem Vergleich mit mehr als 900 Geschädigten zu und verpflichtete sich, »einen Beitrag zu einem Projekt für ausgleichende Gerechtigkeit zu leisten«. Laut Presseerklärung der Solidaritätsgruppe »Justice 4 Grenfell« seien Gerichtsentscheidungen und Strafverfolgung vor dem Jahr 2028 nicht zu erwarten. Damit blieben »Überlebende und hinterbliebene Familien und die örtliche Gemeinschaft in einem Zustand der Schwebe«.

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