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Aus: Ausgabe vom 15.06.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Kutterscholle Finkenwerder Art

Von Maxi Wunder

Die Scholle ist in europäischen Gewässern zu Hause, vor allem in der Nordsee. Sie kann 50 Jahre alt werden und hat vielleicht schon ein erfülltes Leben hinter sich, wenn sie in ein Schleppnetz gerät und etwas später auf einem Kutter stirbt. Ob sie ein erfülltes Leben hatte, hängt vor allem von ihrer Bindungsfähigkeit ab: Konnte sie lieben? Hat sie gesunde Kinder bekommen, denen sie auch mal was vorgelesen hat? Oder war sie immer nur arbeiten und ansonsten mit Ehekrach beschäftigt? Dann ist es kein Wunder, dass sie sich hat »abschleppen« lassen und schließlich auf unserem Teller landet. Das nennt man Karma.

Kutterscholle Finkenwerder Art

Schollenfilets unter fließendem Wasser abspülen und trockentupfen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Zwei Zwiebeln fein hacken und anbraten. 100 g durchwachsenen Speck in einer Pfanne bei mittlerer Hitze auslassen, bis er knusprig ist. Die fein gehackten Zwiebeln hinzufügen und goldbraun braten. Ein Bund Petersilie fein hacken und einrühren. Die Mischung beiseitestellen. Zur Vorbereitung der »Panierstraße« vier EL Mehl, vier EL Paniermehl und zwei verquirlte Eier jeweils in separate Teller geben. Die Schollenfilets zuerst im Mehl wenden, dann durch das Ei ziehen und schließlich im Paniermehl wälzen. Etwas Pflanzenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Die panierten Schollenfilets in dem Fett von beiden Seiten ca. drei bis vier Minuten goldbraun braten, aus der Pfanne nehmen und warm stellen. Für die Soße zwei EL Butter in einer Pfanne zerlassen, den Saft einer Zitrone und ein Glas Weißwein hinzufügen und kurz aufkochen lassen. Die Speck-Zwiebel-Mischung dazutun und gut vermengen. Die Schollenfilets auf vorgewärmte Teller legen und die Speck-Zwiebel-Soße gleichmäßig darüber verteilen. Als Beilagen Bratkartoffeln und grünen Salat servieren.

Nun muss man zugeben, dass die Scholle ziemlich gut aussieht. Außerdem wählt sie die Partei Die PARTEI, die zur EU-Wahl mit dem Wahlslogan »Scheiß Natur« in Parkanlagen auftrat. Ihre Oberseite ist eigentlich ihre rechte Körperseite, denn in der Jugend wanderte das linke Schollenauge durch starkes Wachstum dieser Gesichtshälfte auf die rechte Kopfseite, damit das Auge nicht im Dreck liegt. So hat die Scholle im Alter von sechs Wochen schon eine »Blindseite«, auf der sie fortan ruht. Sie macht Diät, ihren leidenschaftlichen Appetit auf Wattwurmschwanzenden kann sie aber selten zügeln. Den Wattwürmern macht das nicht viel aus, weil sie ihre Schwänze nachwachsen lassen können. Schollen essen außerdem gerne die Atemrohrenden von Muscheln. Wie die das finden, wenn ihnen die Atemrohrenden abgeknabbert werden, weiß ich nicht, also, mich würde es nerven.

Die oben erwähnten Kinder der Scholle wachsen im Wattenmeer heran und ziehen später in die Nordsee. Wenn sie groß sind, können sie Hunderte von Kilometern zurücklegen, um ihre Laichgebiete zu erreichen. Mitunter wandern sie auch Flussmündungen hinauf. Dafür brauchen sie aber bestimmte Schuhe, und sie kommen auch nicht so weit wie die an stinkendes Brackwasser angepassten Flundern, die ich als Speisefische hier nicht empfehlen möchte.

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