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Nur für Doofe

Von Pierre Deason-Tomory
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»Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer« – Edgar Allan Poe

Ein Radiosender für rechte Dumpfbacken spukt seit eineinhalb Jahren im Netz und in Berlin, Brandenburg, Hamburg und im Saarland sogar auf DAB plus. Radio Corax in Halle (Saale) hat am 6. Juni in den »Antifanews« über Trigger FM berichtet, ein Dudelprogramm mit krachender Musik und kurzen Einspielungen, in denen »linksgrüner Siff«, Ökos und das Establishment von Rechtsaußen verhohnepiepelt werden. Auf der Homepage findet sich Propaganda der AfD und ähnliche Braunkohle. Inhaber ist Benjamin Niemeyer, der nach Darstellung seiner Marburger Burschenschaft Germania als »parlamentarischer Berater bei der AfD in Baden-Württemberg arbeitet«. Wie er seinen Sender finanziert, ließ Niemeyer in einem Interview mit dem rechten Leitorgan Junge Freiheit (JF) offen, Werbespots habe ich keine registriert, als ich das Programm unter Schmerzen abhörte. Strafbares auch nicht, die eingestreuten Wortbeiträge machen rechtzeitig vor der Volksverhetzung Halt: »Bei Trigger FM sagen wir, was die normalen Menschen am Abend untereinander in der Kneipe reden«, so Niemeyer in der JF. Es habe eine Beschwerde gegeben, die Überprüfung einzelner Inhalte habe aber nichts Justiziables zutage befördert, teilte die Medienanstalt Berlin-Brandenburg auf Anfrage von Radio Corax mit. So weit, so übel. Hier kommt die gute Nachricht: Das Programm ist derartig schlecht gemacht, dass es selbst für rechte Dumpfbacken unanhörbar sein dürfte.

Hörbar in dieser Radiowoche: Zunächst  »Herrn Walsers Raben«, ein Stück von Wolfgang Hildesheimer, dessen Protagonist die erstrebenswerte Gabe hat, unliebsame Zeitgenossen in schwarze Vögel zu verwandeln (SRF 1984, Di., 20.10 Uhr, DLF), und Fatma Aydemirs Bestseller »Dschinns (1/2)« als Hörspiel von Florian Fischer (NDR 2024, Mi., 20.04 Uhr, NDR Kultur). Vom »Festival Cou­rage« bringt Ö 1 »Symphonisches aus Wien um 1900«, die Wiener Symphoniker haben am 6. Juni im Großen Musikvereinssaal Arnold Schönbergs »Erwartung« und von Alexander Zemlinsky »Die Seejungfrau« aufgeführt (Do., 19.30 Uhr). Im »Bayerischen Feuilleton« tritt  »Die Karlstadt ohne Valentin« auf, die Liesl Karlstadt, die in der Nachkriegszeit ungeheuren Erfolg hatte, zum eigenen Erstaunen: »Mei, i bin do kei so Mondäne, so a Monroe oder Genalolo Brigida, was ihr alleweil mecht’s« (BF 2020, Sa., 8.05 Uhr, So., 12.05 Uhr, Bayern 2).

Kein altes Sprichwort sagt: »Goethe werth am längsten.« Am Samstag abend läuft Jules Massenets Oper  »Werther« nach Geheimrats Roman, aufgenommen am 9. Juni in Dortmund vom WDR-Funkhausorchester (20 Uhr, auf fast allen ARD-Kulturwellen). Alternative eins:  »Jolanda Grunder rettet Jakob Bärtschi«, eine »Gschicht us em Wilde Weschte« über einen Schweizer Bub, der im fernen Amerika vom Galgen geschossen werden muss (SRF 2023, Sa., 20 Uhr, SRF 2 Kultur). Alternative zwei:  »Beton« als Hörspiel nach dem Roman von Thomas Bernhard mit Peter Simonischek (Deutschlandfunk, ORF 2005, Sa., 20.05 Uhr, DLF). Am Sonntag morgen nimmt sich Sabine Appel in der »Essay und Diskurs«-Ausgabe  »Der Schatten« die Kulturgeschichte einer düsteren Metapher vor (9.30 Uhr, DLF). Außerdem wird in Berlin ein Grünen-Landespolitiker entführt – nicht im feuchten Traum der Macher vom erwähnten Tripper FM, sondern im Hörspiel »Menschen fallen« von Lars Werner. Tatverdächtig sind die von ihm aufgebrachten Landwirte (von denen es in Berlin nur 40 gibt), und eine mitgegeiselnahmte Frau (natürlich Influencerin) podcastet live. Nun ja. Erwähnung zur Erfüllung der Chronistenpflicht, weil Ursendung (DLF Kultur 2024, Mo., 22.03 Uhr).

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