75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Montag, 1. Juli 2024, Nr. 150
Die junge Welt wird von 2819 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 18.06.2024, Seite 6 / Ausland
Nahostkonflikt

Eskalation befürchtet

Nahost: USA wollen Ausweitung des Kriegs zwischen Israel und libanesischer Hisbollah begrenzen
Von Wiebke Diehl
6.jpg
Durch einen israelischen Luftangriff zerstörtes Auto im Libanon (Jannata, 14.6.2023)

Um eine weitere Eskalation der Kampfhandlungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah zu verhindern, hat die US-Regierung am Montag ihren Berater Amos Hochstein in den Nahen Osten entsandt. Hochstein wird nach Angaben von Nachrichtenagenturen zunächst mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Gallant zusammentreffen und dann in den Libanon weiterreisen.

In der vergangenen Woche hatte Washington die israelische Regierung mehrfach aufgefordert, von einer Bodeninvasion im Nachbarland abzusehen. Der Iran, so die Befürchtung, könnte in diesem Fall intervenieren. Laut der israelischen Tageszeitung Walla herrscht in den USA die Sorge, Israel plane einen »proaktiven Schritt« gegen die Hisbollah und wolle »ohne klare Strategie« einen umfassenden Krieg auslösen.

Am Wochenende haben auch die Vereinten Nationen vor einer Ausweitung des seit Mai deutlich intensivierten Konflikts an der israelisch-libanesischen Grenze gewarnt. Es bestehe ein »sehr reales« Risiko, dass eine Fehlkalkulation einen größeren Konflikt auslösen könne, so die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, und der Leiter der UN-Beobachtermission UNIFIL, Aroldo Lázaro Sáenz, in einer Erklärung.

Am Sonntag drohte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari trotz der internationalen Warnungen, man werde »alle notwendigen Maßnahmen« ergreifen, »bis die Sicherheit entlang unserer Grenze mit dem Libanon wiederhergestellt ist«. Der alleinige Schuldige für die eskalierten Kämpfe sei die Hisbollah, deren »zunehmende Aggression uns alle an den Rand einer möglichen umfassenderen Eskalation« bringe, »die verheerende Folgen für den Libanon und die gesamte Region haben« könne.

Bei einem israelischen Drohnenangriff auf ein Auto im Südlibanon wurde am Montag mindestens eine Person getötet, wie libanesische Staatsmedien berichteten. Die Hisbollah bestätigte die Tötung eines ihrer Kämpfer.

Deutlich intensiviert hatte sich der gegenseitige Beschuss, nachdem am Dienstag vergangener Woche mit Talib Sami Abdallah (auch Hadsch Abu Talib genannt) der ranghöchste Kommandeur der Hisbollah seit Oktober sowie drei weitere Kämpfer durch israelischen Beschuss getötet worden waren. Bereits im Januar war bei einem gezielten Angriff Wissam Tawil (Hadsch Dschawad), ein ranghoher Kommandeur der Radwan-Eliteeinheit der Miliz, ums Leben gekommen.

In Reaktion auf die Tötung von Talib Abdallah feuerten Hisbollah-Kämpfer am Mittwoch Hunderte von Raketen und Flugkörpern auf israelische Militärstützpunkte sowie auf andere strategisch wichtige Positionen ab. Laut Medienberichten reichten die Angriffe bis nach Tiberias am See Genezareth im Norden Israels. Am Donnerstag hatte die Hisbollah neun Militärstandorte gleichzeitig angegriffen, wobei mindestens 150 Kampfdrohnen, Panzerabwehrraketen und Raketen zum Einsatz kamen. Bei israelischem Beschuss im Libanon kamen derweil in der Nacht zu Freitag zwei Zivilistinnen ums Leben, mindestens zwanzig weitere Personen wurden verletzt.

Ihr umfangreiches Waffenarsenal kann die Miliz zunehmend ungestört und präzise einsetzen, weil sie in den vergangenen neun Monaten gezielt mehr als 1.650 Bestandteile des israelischen Geheimdienst-, Überwachungs- und Angriffssystems an der Grenze zerstört hat. Am Wochenende warnte der israelische General der Reserve Jitzhak Brick daher zum wiederholten Mal, die Armee, die schon im Gazastreifen ihre Ziele nicht erreicht habe, sei einem Krieg gegen die Hisbollah nicht gewachsen. Bereits jetzt sei sie nicht in der Lage, deren Raketen und Drohnen abzufangen. Im Falle eines umfassenden Krieges gegen den Libanon aber würde die Hisbollah Tausende statt Dutzende von Raketen, Drohnen und Flugkörpern abfeuern.

Großes Kino für kleines Geld!

75 Augaben für 75 €

Leider lässt die Politik das große Kino vermissen. Anders die junge Welt! Wir liefern werktäglich aktuelle Berichterstattung und dazu tiefgründige Analysen und Hintergrundberichte. Und das zum kleinen Preis: 75 Ausgaben der gedruckten Tageszeitung junge Welt erhalten Sie mit unserem Aktionsabo für nur 75 €!

Nach ablauf endet das Abo automatisch, Sie müssen es also nicht abbestellen!

Ähnliche:

  • Trauer um Angehörige: Drei Mädchen und ihre Großmutter wurden du...
    10.11.2023

    Eskalation beabsichtigt

    Krieg in Nahost: Schlagabtausch zwischen USA und Irans Verbündeten in Syrien und Irak. Israel plant Libanon-Offensive
  • Wachturm und Grenzsperren am Montag in der nordisraelischen Orts...
    03.09.2019

    Hisbollah übt Vergeltung

    Angriff auf israelischen Militärposten. Tel Aviv bombardiert libanesischen Grenzort. Heiko Maas als Briefträger

Mehr aus: Ausland