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Aus: Ausgabe vom 19.06.2024, Seite 10 / Feuilleton

Schmidt, Woytowicz, Fischer, Koepp

Von Jegor Jublimov
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Monika Woytowicz im März 1990

Vielleicht würde ihre Geburtsstadt Görlitz, die sich jetzt gern als Filmstadt »Görliwood« vermarktet, sie gern vereinnahmen, aber die Regisseurin wurde am 20.6.1949 dort nur geboren, weil ihr Vater von Berufs wegen mit der Familie mehrfach umzog. Später wurde Evelyn Rauer, die nun schon seit 50 Jahren Schmidt heißt, in Berlin sesshaft. Als Buchhändlerin volontierte sie beim Fernsehfunk und konnte mit 20 Jahren ein Regiestudium aufnehmen, Konrad Wolf nahm sie als seine Meisterschülerin an. Bei der Defa assistierte sie zunächst erfahrenen Kollegen und debütierte 1980 mit dem Spielfilm »Seitensprung«, in dem rückständige Moralauffassungen in einer Ehe beleuchtet wurden. Wenn Menschen der Gegenwart – und das blieb Evelyn Schmidts Thema – nicht dem vorgegebenen sozialistischen Gesellschaftsmodell entsprachen, gab es Schwierigkeiten. Das bekam Schmidt mit dem heute hoch geschätzten Film »Das Fahrrad« (1982) über eine Außenseiterin in harschen Kritiken zu spüren. Der Film wurde vom DDR-Publikum erst würdigend wahrgenommen, nachdem ihn das ZDF 1985 gezeigt hatte. Schmidt musste sich erst als zweite Regisseurin »bewähren« und arbeitete u. a. an einem japanischen Film mit, der teilweise bei der Defa entstand. Nach der melancholischen Komödie »Der Hut« (1990/91), »gewidmet der letzten DDR-Bürgerin«, arbeitete Schmidt mit jungen Leuten, inszenierte an Off-Bühnen, war Schauspiellehrerin und engagierte sich ehrenamtlich, wie es in der DDR selbstverständlich war.

Publikumsliebling wurde die vor 80 Jahren am 23. Juni in Vorpommern geborene Monika Woytowicz 1964 an der Seite von Manfred Krug in dem Kostümfilm »Mir nach, Canaillen!«, sie festigte ihren Stand in Filmen neben Gojko Mitić, Dean Reed und Jürgen Heinrich. Besonders im DFF konnte sie sich bis 1985 in vielen großen Rollen zeigen, ehe sie im selben Jahr zur ARD-»Lindenstraße« wechselte. In »Liebling Kreuzberg« (1997/98) traf sie wieder auf Manne Krug. Das Jahr 2005 bedeutete für sie eine Zäsur, denn sie zog sich krankheitshalber aus dem Beruf zurück und beendete auch ihre Ehe mit Regisseur Celino Bleiweiß. In den letzten Jahren hat sie sich vor allem als Malerin bewiesen.

Mit Krug ist auch der Name Günther Fischer eng verbunden, denn beide sorgten in der DDR für einige der größten Plattenerfolge des Labels Amiga, bevor sie getrennte Wege gingen. Obwohl der Jazzer und Filmkomponist seit Jahren in Irland lebt, ist er rund um seinen 80. am 23. Juni oft hierzulande anzutreffen und konzertiert mit Uschi Brüning am Donnerstag bei Dussmann in der Berliner Friedrichstraße, um seine neueste Autobiographie aus dem Eulenspiegel-Verlag vorzustellen.

Einen seiner schönsten Filme stellte Regisseur Volker Koepp, der am Sonnabend Geburtstag hat, vor 25 Jahren vor. Für »Herr Zwilling und Frau Zuckermann« war er in die Bukowina gereist, um im westukrainischen Czernowitz (Tscherniwzi) den noch nicht ausgelöschten Spuren der jüdischen Kultur nachzugehen. Zwilling und Zuckermann tauschten sich als gute Bekannte täglich miteinander über Vergangenheit und Gegenwart aus. Ganz unaufdringlich und mit Anflügen von Humor ließ Koepp, der sich seit 1967 mit Filmen wie »Grüße aus Sarmatien« (1973) und die Filmreihe um die »Mädchen von Wittstock« (1975–1997) zu einem der wichtigsten Defa-Dokumentarfilmer entwickelte, seine Protagonisten erzählen. Das kann man auch in anderen Filmen erleben, die am 19. und am 26. Juni aus Anlass des 80. Geburtstags des Meisters im RBB gezeigt werden.

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