Wunder
Die Umstellung auf das neue junge Welt-Format am Montag hält uns auf Trab, am wichtigsten bleibt aber die Produktion der täglichen Ausgabe. Das bedeutet: Wir arbeiten gegenwärtig auf zwei Baustellen gleichzeitig. Das geht nach allen Regeln der Physik und der Ökonomie nicht, aber bekanntlich ist die junge Welt in diesem Land die einzige Instanz, die für die Durchbrechung des als natürlich ausgegebenen Zusammenhangs zuständig ist, d. h. für Wunder. Sie existiert entgegen den meisten Gesetzen der Branche, und wäre es nach den Wünschen zahlreicher Bestattungsfunktionäre gegangen, wäre sie nur noch in Archiven zu haben, aber an keinem Kiosk.
Wenn wir mit der Produktion der ersten Ausgabe im größeren Format beginnen, geht es um viele Veränderungen, die berücksichtigt werden müssen. Das betrifft z. B. den technischen Ablauf. Da nur noch wenige jW-Ausgaben in der bisherigen Arbeitsweise hergestellt werden können, sei es hier erst- und letztmalig verraten: Bei den Abgabeterminen der einzelnen Seiten bevorzugten einige Redakteure bisher den fröhlichen Anarchismus der Dampfmaschinen-Guerilla. Nur der enormen Arbeitsgeschwindigkeit und Engelsgeduld unserer Gestalter sowie der Freundlichkeit der Drucker ist zu verdanken, daß stets tatsächlich alle Seiten gedruckt werden konnten und die Leser nicht regelmäßig einige weiße Blätter in der Zeitung vorfanden. Das hat ein Ende. Der Chef unserer Schlußredaktion, Roland Dörre, hat Seitenabgabezeiten verkündet, die bei einigen Schockfrostreaktionen hervorriefen. Genauer: Wenn zukünftig einige Seiten nicht bereits am Vormittag fertiggestellt werden, kann das die Übergabe an die Druckerei insgesamt gefährden. So zieht in den jW-Kosmos Ordnung ein. Das Chaos muß sich nach anderen Zeiten richten.
Verlag und Redaktion
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