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Aus: Ausgabe vom 19.06.2024, Seite 16 / Sport
Fußball-EM

Nach dem Debakel

Der kroatische Stürmer Ante Budimir kehrt für die Fußball-EM zurück nach Hamburg
Von Jens Walter
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Hoch das Bein: Ante Budimir (am Ball) in der EM-Partie Kroatien vs. Spanien (15.6.2024)

Es könnte eine so schöne Geschichte werden. Beim EM-Spiel gegen Albanien kehrt Kroatiens Sturmhoffnung Ante Budimir am 19. Juni in seine alte sportliche Heimat Hamburg zurück. Nach vielen Umwegen und kaum erwarteten Karrieresprüngen hat ausgerechnet ein ehemaliger Transferflop des FC St. Pauli bei dieser Fußballeuropameisterschaft seinen Platz zwischen den kroatischen Fußballegenden wie Luka Modrić und Ivan Perišić gefunden.

Doch das 0:3-Debakel in ihrem ersten EM-Spiel gegen Spanien hat bei den Kroaten die Erkenntnisse einer starken Vorbereitung und das Selbstvertrauen der vergangenen Jahre wieder in Frage gestellt. »Mittwoch ist unser Finale«, sagte Budimir und fasste damit den Druck, der auf seinem prominenten Team lastet, in einem prägnanten Satz zusammen. Gegen den Außenseiter Albanien und den Titelverteidiger Italien geht es in den letzten beiden Gruppenspielen darum, nach zwei WM-Medaillen in Folge diesmal nicht schon in einer EM-Vorrunde auszuscheiden.

Budimir gehörte gegen die Spanier zur Startformation. Das hat niemanden überrascht, der nur auf die Torschützenliste der spanischen Liga schaut. Denn dann zählte der 1,90 Meter große Angreifer mit 17 Treffern für den Club Atlético Osasuna zu den besten Fünf der abgelaufenen Saison. Knapp hinter Jude Bellingham von Real Madrid (19) und Robert Lewandowski vom FC Barcelona (19) zwar. Aber immer noch vor dem Franzosen Antoine Griezmann (Atletico Ma­drid/16) oder dem Brasilianer Viní­cius Júnior (Real Madrid/16).

Beim FC St. Pauli dagegen passt diese Torquote nicht ganz in das Bild, das man sich in der Saison 2014/15 selbst von dem kroatischen Stürmer machen konnte. Budimir wurde für eine Million Euro von Lokomotiva Zagreb verpflichtet – und nach nur einer torlosen Saison gleich wieder in die zweite italienische Liga weiterverliehen. FC Crotone und Sampdoria Genua in Italien sowie RCD Mallorca in Spanien waren seine weiteren Stationen, bevor er bei Osasuna zum Nationalspieler aufstieg.

Die Zeit in Hamburg sei für ihn »eine schwierige Zeit« gewesen, sagte Budimir später in einem Interview der Mallorca-Zeitung, aber: »Ich mochte die Zeit dort und liebte den Verein.«

Sein Problem ist nur: Wenn es schlecht läuft bei den Kroaten, versammeln sich alle hinter den großen Namen wie Modrić (38) oder Marcelo Brozović (31). Um ihren Platz im Team müssen dann andere bangen – wie etwa Budimir oder der Wolfsburger Lovro Majer. »Gegen Albanien wird es Änderungen in der Startelf geben«, sagte Trainer Zlatko Dalić. »Wir dürfen bei dieser EM nicht untergehen – und das ist meine Aufgabe. Es ist noch nicht vorbei. Alles liegt in unseren Händen.«

Mit seinen 32 Jahren steht Budimir exemplarisch für das Dilemma von Kroatiens goldener Fußballgeneration. Denn einige von den Spielern, die einen Modrić oder Perišić aktuell entlasten und in nicht allzu ferner Zukunft auch einmal ersetzen sollen, sind selbst nicht mehr die Jüngsten: Hoffenheims Andrej Kramarić (32) gehört dazu oder Mario Pašalić (29) vom Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo. Internationale Klasse wächst bei den Kroaten im Moment nur im Abwehrbereich nach, wo der Exleipziger Joško Gvardiol (22) von Manchester City herausragt.

Aber immerhin: Der Verdacht, dass diese große Mannschaft ihren Zenit längst überschritten habe, kam schon bei der Europameisterschaft 2021 auf. Anderthalb Jahre später stand sie dann wieder im WM-Halbfinale. »Wir werden alles tun«, sagte Budimir deshalb auch vor dem Albanien-Spiel: Regenerieren, analysieren, vor allem: mehr zeigen.

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