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Aus: Ausgabe vom 21.06.2024, Seite 6 / Ausland
Westafrika

Pipelinesprengung im Niger

Angriff auf chinesische Ölinfrastruktur vertieft Spannungen in der Region
Von Dominik Wetzel
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Verschiedene Guerillagruppen und ausländische Interessen setzen Nigers Armee unter Druck (Ouallam, 14.4.2022)

Es ist eine wirtschaftliche Katastrophe für eines der ärmsten Länder der Welt. »In der Nacht des 16. Juni hat die Patriotische Befreiungsfront ihre Drohung wahr gemacht und als erste Warnung an die Junta in Niamey einen wichtigen Abschnitt der Pipeline außer Betrieb gesetzt«, erklärte die Gruppe zu der Sprengung der Niger-Benin-Ölpipeline in den sozialen Netzwerken am Montag. Dies berichtete der französische Sender TV5 Monde.

Bereits am Mittwoch der vergangenen Woche hatte die nigrische Armee einen Angriff auf die Pipeline vereitelt. Nach Angaben des Militärs wurden sechs nigrische Soldaten im Süden des Landes, welche die Anlage schützten bei einem Angriffsversuch von »bewaffneten Banditen« getötet. Das Militär habe die »Angreifer zum Rückzug« gezwungen und eine »unbekannte« Zahl von Toten und Verwundeten mitgenommen, so Africa Report.

Sonntag nacht hatte die Guerilla dann Erfolg und sprengte die Pipeline, welche die Ölfelder von Agadem im Nordosten des Niger mit dem Hafen Benins im Golf von Guinea verbindet. Das als »Afrikas längste Ölpipeline« bekannte Projekt ist erst 2022 fertiggestellt worden und erstreckt sich über fast 2.000 Kilometer. Sie hatte eine Kapazität von 90.000 Barrel pro Tag. Das in Partnerschaft mit der China National Petroleum Corporation und ihrer Tochtergesellschaft WAPCO errichtete Projekt ist eine wichtige Einnahmequelle für beide Länder.

Der Angriff erfolgte vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen Niger und Benin. Im Juli vergangenen Jahres putschte General Abdourahamane Tchiani gegen die nigrische Regierung von Mohamed Bazoum, trat aus der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS aus und warf anschließend französische und US-amerikanische Truppen aus dem Land. Benin unterstützte die Forderungen der ECOWAS nach einer Militärinvasion zur Wiedereinsetzung von Bazoum. Seither sind die Grenzen zwischen den beiden Ländern geschlossen. Die nigrische Regierung beschuldigt Benin, französische Stützpunkte und Terroristen zu beherbergen, um Niger zu destabilisieren, was Benin und Frankreich entschieden zurückweisen. Im Mai hatte die Regierung Benins eine Blockade nigrischen Öls beschlossen. Erst Anfang Juni wurde diese aufgehoben, nachdem Benin, China und Niger erfolgreich verhandelt hatten.

Niger ist nach dem UN Human Development Index eines der ärmsten Länder der Welt. Der Internationale Währungsfonds hatte prognostiziert, dass die nigrische Wirtschaft im Jahr 2024 durch den Anstieg der Rohölexporte um über 10 Prozent wachsen würde – laut dem US-amerikanischen Nachrichtenportal Bloomberg das stärkste Wachstum in Afrika. Das Land plant, einen Teil seiner Rohöleinnahmen für die Rückzahlung eines Darlehens des staatlichen chinesischen Ölkonzerns in Höhe von 400 Millionen US-Dollar zu verwenden.

Die PLF, eine Rebellenbewegung, gründete sich nach dem Putsch gegen Präsident Mohammed Bazoum im August 2023 und fordert die Freilassung des gestürzten Präsidenten und die Rückkehr zur »verfassungsmäßigen« Ordnung. Sie fordert weiter die Annullierung des 400-Millionen-US-Dollar-Kredits, den der chinesische Ölkonzern WAPCO der neuen Militärregierung gewährt hatte. Sie droht damit, andernfalls alle Öleinrichtungen des Landes lahmzulegen, wie Afrik.com am Dienstag berichtete.

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