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Aus: Ausgabe vom 21.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Klimakatastrophe

Millionen Klimavertriebene

Oxfam: 4,7 Millionen Geflüchtete nach Dürren, Überflutungen und Stürmen
Von Wolfgang Pomrehn
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Weniger als 0,03 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, aber Milliardenschäden durch Extremwetter: Mann in Mogadischu, Somalia, November 2023

Aufgrund von Dürren und Überschwemmungen mussten im vergangenen Jahr 3,4 Millionen Menschen ihre Dörfer und Städte verlassen und wurden zu Binnenflüchtlingen im eigenen Land. Das geht aus Daten des Genfer Internal Displacement Monitoring Center hervor. Weitere 1,3 Millionen Menschen verloren ihre Häuser aufgrund schwerer Stürme.

Am schwersten traf es Somalia, China, die Philippinen, Pakistan, Kenia, Äthiopien, Indien, Bangladesch und Malaysia, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der internationale Hilfsorganisation Oxfam. In Pakistan fiel zum Beispiel der Monsun 2023 besonders heftig und zerstörerisch aus. Von April bis Juni wurden nach Angaben der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften Rekordniederschläge gemessen. Erst ein Jahr zuvor hatte das Land die schwersten Fluten seiner Geschichte erlebt. Rund 20 Millionen Menschen waren zeitweise von der Unterstützung durch Hilfsorganisationen abhängig, wie Al-Dschasira im August 2023 berichtete.

Damals waren 1,5 Millionen der durch die Überschwemmungen des Vorjahres obdachlos gewordenen Menschen noch immer nicht in ihre Dörfer zurückgekehrt. Nachfolgende Untersuchungen von Klimawissenschaftlern hatten seinerzeit ergeben, dass solche extremen Niederschläge durch den Klimawandel wahrscheinlicher geworden sind. Mit zunehmender Erwärmung sei zudem mit einem weiteren Anstieg der Intensität zu rechnen.

Sowohl Überschwemmungen als auch Dürren, die ebenfalls durch den Klimawandel in einigen Regionen teils häufiger, teils intensiver werden, haben zumeist verheerende Auswirkungen auf die Ernten und damit auf Einkommen und Existenzgrundlage der Landbevölkerung. Die Folge ist wachsender Hunger. Laut Oxfam stieg in Bangladesch, Äthiopien, Kenia, Pakistan und Somalia die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger leiden, in den Jahren 2013 bis 2023 von 14 Millionen auf über 55 Millionen. Zu den Folgen der Unwetter kommen Faktoren wie Krieg, wirtschaftliche Instabilität, große soziale Ungleichheit und Inflation hinzu. Größtenteils resultiert der Hunger nicht daraus, dass nicht genug Nahrungsmittel zur Verfügung stünden. Vielmehr sind die Preise zu hoch für die ärmsten Teile der Bevölkerung.

Hinzu kommt die Überlastung der Volkswirtschaften durch von den Extremwettern angerichtete Schäden. Oxfam weist unter anderem auf Somalia hin. Das Land verursacht weniger als 0,03 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und hatte zuletzt eine jährliche Wirtschaftsleistung von 8,3 Milliarden US-Dollar, erlitt aber 2023 durch Dürren, Wirbelstürme und Sturzfluten Einbußen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar. Ähnlich erging es Bangladesch, wo Wirbelstürme und andere Katastrophen im Jahr 2023 schwere Schäden an wichtiger Infrastruktur verursachten, Beispiele wären Schulen und Märkte. Mehr als 1,8 Millionen Menschen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Dabei trägt das Land mit seinen über 170 Millionen Einwohnern nur 0,56 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei.

»Von Klimagerechtigkeit kann hier keine Rede sein. Von den vielen Menschen, die in Bangladesch an der sengenden Hitze sterben, bis hin zu den Tausenden, die vor den Überschwemmungen in Pakistan fliehen: Es sind diejenigen, die am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, die die Hauptlast tragen, während reiche Länder weiter viel zu wenig tun, um die betroffenen Menschen zu unterstützen«, sagte Nuzhat Nueary, Koordinatorin für Wasserunsicherheit und Klimapolitik bei Oxfam.

Das hat sich zuletzt auch im Süden Brasiliens gezeigt. Dort hatten im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul Ende April und Anfang Mai schwere Regenfälle Dutzende Dörfer und Städte unter Wasser gesetzt, auch Teile der Provinzhauptstadt Porto Alegre. 175 Menschen starben in den Fluten. Am stärksten betroffen waren auch dort die ärmeren Stadtteile und Siedlungen, deren Bewohner sich den Wiederaufbau kaum werden leisten können.

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