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Aus: Ausgabe vom 22.06.2024, Seite 10 / Feuilleton
Geschichte

Nicht mal oben ohne

Constantin Schreiber von der »Tagesschau« kennt sich super mit Frauen aus
Von Gisela Sonnenburg
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Hans Makart: »Der Tod der Kleopatra«, 1875–76

Ägypten geht immer. Eine Medienweisheit besagt: Hat man sonst kein Thema, nimmt man was mit Pyramiden. Auch Constantin Schreiber, Jungmann von ARD-Gnaden – er ist im Hauptberuf Sprecher der »Tagesschau« –, wandelt auf den Spuren der Pharaonen. Nebenbei schreibt er nämlich Bücher, Bestseller, die gern in Kairo spielen. Sein jüngstes Werk, einen grindigen Krimi, bewarb er letzten Mittwoch abend auf dem Sofa der Fernsehsendung »DAS!« im NDR.

Da flutscht ihm ganz locker etwas heraus, das die ganze Kulturgeschichte des Abendlands in Frage stellt: Kleopatra mit der Schlange am Busen sei die Vorläuferin der Madonna mit dem Kinde. Das sagt er mal eben so. Und meint es auch so. Auch die Moderatorin hat keinen Einwand. Eine Frau mit nacktem Busen in der Kunst, das muss Kleopatra, äh, die Madonna sein.

Um es mal deutlich zu sagen: Schlimmer geht es nimmer. Denn natürlich haben die sündige Kleopatra und die keusche Maria nichts miteinander zu tun. Schreiber beging eine symbolische Schändung der Kleopatra. Oder von Maria. Oder von beiden. Obwohl es antike Vorbilder für die christliche Gottesmutter gibt. Wie die altgriechische Verkörperung des Friedens, die den Wohlstand bringt: Eirene mit dem Plutosknaben auf dem Arm.

Und es gibt sogar ein altägyptisches Vorbild der Madonna: die Göttin Isis mit dem Horusknaben. Isis steht für Geburt und Schöpfungskraft. Kleopatra für Macht und Selbstmord. Auch wenn es für Herrn Schreiber schwer zu begreifen ist: Zwischen diesen Dingen gibt es Unterschiede. Denn Frau ist nicht gleich Frau. Nicht mal oben ohne.

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