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Aus: Ausgabe vom 22.06.2024, Seite 8 (Beilage) / Wochenendbeilage

Regenbogenforelle

Von Maxi Wunder

Nach zahlreichen Protesten gegen das Kutterschollenrezept der letzten Coolen Wampe möchte ich folgendes zu Protokoll geben: Ihr habt recht. Die Bratfischisierung der Gesellschaft ist ein Skandal, aber sie ist unumkehrbar. Machen wir uns nichts vor: Die Scholle ist ein hübsches Ding, sie will abends mal die Kuh fliegen lassen und braucht dafür einen neuen Fummel. Letztens hat sie bei Frau von Seelachs so ein Kleid gesehen aus einer Edelboutique in Eppendorf. Da ist unsere Scholle hin, mitten durch die Elbe. Hat auch was Schickes gefunden, es gekauft, um dann zurück in der Nordsee festzustellen: Scheiße, zu eng! Nun tausch mal als Scholle ein Kleid in Hamburg um. »Kiek, schon wieder so ’ne nasse Scholle, die uns die Umkleide einsaut!« tönt es dann seitens der Verkäuferin. Demonstrativ holt sie den Wischmopp herbei und bezieht Stellung vor der Kabine. Das ist schon ziemlich verletzend für so einen sensiblen Fisch. Die Scholle musste also eine andere Lösung finden. Sie entledigte sich ihrer Rippen und schon passte das Kleid. Auf der Party machte sie dann Furore als das bestangezogene Filetstück und wurde mit Wonne vernascht.

Nun mag man einwenden, dass dieses Verhalten ein Ausdruck von Entfremdung sei bzw. von Überanpassung an die Verpackungsindustrie im weitesten Sinne (Mode, Beauty, Semmelbrösel). Die nackte Scholle, wie Gott sie schuf, sei schön genug und hätte es nicht nötig, sich was überzuziehen und so weiter. Hierzu Professor Sue Chi von der Universität Tzian Tsu in Wan Tan, eine Koryphäe unter den Fachfischen: »Bwwwm blummblumm, blubblubblub, brrrrsmpf Selbstbestimmung, blubber blubber blurps.« Unschwer zu erahnen, worauf Professor Chi hier abhebt: das Recht der Scholle auf körperliche Selbstbestimmung – Kutter hin, Kutter her.

Dieses Recht gilt selbstverständlich für alle Fische, ein berühmtes Beispiel ist der Hering im Pelzmantel. Wieviel Hass und Hetze, Hohn, Spott und Erniedrigungen musste dieser tapfere, kleine Meeresbewohner erleiden, bevor er nun selbstbewusst im Nerz über die Beringstraße flanieren kann: Pride! Seine schillernde Kollegin schmückt sich mit Zitronen:

Regenbogenforelle

Vier Forellen gründlich außen und in der Bauchhöhle waschen. Mit Küchenpapier gut abtrocknen. Vier Bögen Alufolie nebeneinander auf die Arbeitsplatte legen. Den Backofen auf 200 Grad (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Die Folien mit etwas Olivenöl bepinseln. Die Forellen jeweils in die Mitte der Folien legen und mit Salz und Pfeffer würzen. Einen Stengel Petersilie und zwei Zweige frischen Rosmarin fein schneiden. Die Kräuter je zur Hälfte in die Fische geben, die andere Hälfte rund um die Fische verteilen. Zwei TL Kapern anteilig in die Forellen füllen. Zwei unbehandelte Zitronen waschen, in Scheiben schneiden und je zwei bis drei Scheiben zu den Forellen legen. Die Alufolie über den Fisch schlagen und die Seiten fest schließen. Im Backofen 20 Minuten garen. Die Forellen in der Folie servieren. Dazu Salzkartoffeln und Blattsalat mit Honig-Senf-Dressing. Alternativ zu den Kapern die Forellen mit fein geschnittenem Lauch und Möhre füllen.

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