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Aus: Ausgabe vom 24.06.2024, Seite 10 / Feuilleton
Fotografie

Der Mann mit der Leica

Zum Tod des Fotografen Hansgert Lambers
Von Matthias Reichelt
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Hansgert Lambers (19. April 1937 bis 23. Juni 2024)

Hansgert Lambers war seit früher Jugend ein passionierter Fotograf, der es vorzog, lebenslang ein Amateur, ein Liebhaber, der Fotografie zu bleiben, um sich seine Leidenschaft nicht durch Auftragsarbeiten zerstören zu lassen. Der am 19. April 1937 in Hannover geborene und in Berlin lebende Fotograf wollte immer nur »seine« Bilder machen – und entschied sich für das Studium des Wirtschaftsingenieurs an der TU Berlin. Ab Mitte der 60er Jahre bis zum Ende seines Berufslebens arbeitete er bei der IBM, für die er unter anderem die Software für Großrechneranlagen in den sozialistischen Ländern aufspielte. Seine Reisen in westeuropäische Städte wie auch beruflich in die sozialistischen Länder nutzte der Kosmopolit und Internationalist für seine Stadt- und Straßenfotografie. Sein Interesse galt den Menschen in den Straßen, denen er liebevoll und humanistisch geprägt mit seiner Leica und Weitwinkelobjektiv begegnete. Obwohl er Ausstellungen im In- und Ausland vorzuweisen hatte, trug er sein Werk nie vor sich her, um es anzupreisen. 1986 gründete er den kleinen Ex-­pose-Verlag »für zeitgenössische Autorenfotografie« und stellte dort vor allem Fotografien der Kolleginnen und Kollegen, viele davon aus Tschechien, vor. In fünf Publikationen kombinierten Lambers und der befreundete Poet Michael Arenz aus Bochum Bilder des einen mit den Poemen des anderen in kongenialer Weise. Die erste Kooperation erschien 2011 in der »edition365« des Verlags und trägt den Titel »nachts, wenn der Tag dich erzählt«.

Der so bescheidene wie charmante Hansgert Lambers betätigte sich auch als engagierter Kritiker von Fotobüchern. Als sein Werk anhand von über 100 Fotografien aus sieben Jahrzehnten 2022 in einer Ausstellung im Haus am Kleistpark in Berlin unter dem Titel »Verweilter Augenblick« nebst Publikation (Fotohof Salzburg) und einem Interviewfilm vorgestellt wurde, waren nicht wenige erstaunt, einen Fotografen zu entdecken, den sie bislang »nur« als Verleger kannten. Derzeit gastiert die Ausstellung auf ihrer vierten Station im tschechischen Ostrava, einer Stadt, die für Lambers eine herausragende Rolle aufgrund vieler Freundschaften auch mit Fotografinnen und Fotografen spielte.

Nun ist Hansgert Lambers am 23. Juni 2024 nach längerer Krankheit in Berlin gestorben. Sein fotografisches Lebenswerk hat er der Fotothek Dresden in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) vermacht.

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