Anschläge in Dagestan
Von Reinhard Lauterbach![Russia_Dagestan_Atta_82530503.jpg](/img/450/196459.jpg)
Bei einer Anschlagserie in zwei Großstädten der russischen Teilrepublik Dagestan sind am Sonntag 19 oder 20 Menschen getötet worden. Bis zu 40 weitere Personen sollen verletzt worden sein, berichteten am Montag russische Medien unter Berufung auf verschiedene Quellen »in Sicherheitskreisen«. Unmittelbare Ziele waren orthodoxe Kirchen und Synagogen in Machatschkala und dem weiter südlich gelegenen Derbent. In einer der angegriffenen Kirchen schnitten die Täter dem diensthabenden Priester offenbar die Kehle durch, während sie einen Wachmann erschossen.
Der Großteil der Opfer waren aber offenbar Polizisten. Augenzeugen berichteten, dass die Angreifer im Zentrum beider Städte mehr oder minder wahllos aus automatischen Waffen auf Polizisten und ihre Fahrzeuge geschossen hätten. Fünf oder – nach anderen Angaben – sechs Terroristen wurden im Zuge der anschließenden Fahndung getötet. Ob es unter den Terroristen Überlebende gab, wurde nicht mitgeteilt. Da die russische Nachrichtenagentur RIA berichtete, mehrere Verdächtige seien am städtischen Badestrand von Machatschkala gestellt worden, liegt der Schluss nahe, dass die Polizei mit den Verdächtigen kurzen Prozess gemacht hat.
Eine Besonderheit ist, dass drei der getöteten Terroristen Söhne bzw. Neffen eines regionalen Verwaltungschefs und Angehörigen der Regierungspartei »Einiges Russland« im Kreis Sergokala waren. Aus den Angaben des Vaters im Verhör soll nach russischen Medienberichten hervorgehen, dass die getöteten Söhne sich der in Saudi-Arabien gepflegten radikalislamischen Richtung des Wahhabismus angeschlossen haben sollen. Er habe mit diesen Söhnen seit acht Jahren keinen Kontakt mehr gehabt, habe der Vater ausgesagt. Gemeldet hat er sie aber offenbar auch nicht. Der Vater wurde nach den Vorfällen seines Postens enthoben und aus der Partei »Einiges Russland« ausgeschlossen.
Eine offizielle Reaktion der Regierung in Moskau auf die Vorfälle gab es bis Dienstag mittag nicht. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, Wladimir Putin habe nicht die Absicht, sich zu den Angriffen zu äußern. Der nationalistische Senator Dmitri Rogosin warnte vor der Versuchung, wie nach dem Moskauer Anschlag im März wieder die Ukraine zu verdächtigen. Damit mache man es sich zu einfach.
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