EM-Depesche (9)

Der »Standardguru« (Esther Sedlaczek) aus dem deutschen Betreuerstab hatte offenbar zuviel Schnaps getrunken und daher vergessen, den Akteuren mit dem Adler auf der Brust genügend Zielwasser einzuflößen.

Ich hatte ins wundersam betuliche Freibad in Kloster fahren wollen, um auf der Kioskterrasse Schweiz gegen Deutschland zu glotzen, auf diesem Betonpodest mit Blick aufs 50-Meter-Becken, in dem die schönen Frauen die Wellen kraulend in Gut und Böse teilen. Gute Welle links, böse Welle rechts, haha. Doch die Satellitenschüssel mochte nicht arbeiten. Das Leben ist kein Wunschkonzert, hoho.

Weilte ich eben abermals im spektakulären »Seven Bistro«. Mein neuer Kumpel, der betagte, braunhäutige Grieche mit einem imposanten Siegelring an der rechten Hand, hämmerte während der eineinhalbstündigen Vorberichterstattung einen »Malaka«-Weltrekord ins Universum. Bei einhundertzwölf »Malakas« stellte ich das Zählen ein.

»Alle Malaka!« bellte er und wieherte sogleich beinah’: »Nur Malaka, Malaka, Malaka!« Wann die Griechen spielten, warf ich tastend ein. »Malaka! Griechen ganz große Malaka!« schnaubte er und griff weit ins Ethnologische aus: »Portugiesen Malaka! Ronaldo scheiße, Malaka! Rumänen! Immer trinken, immer bumsebumse, ich hier Meister, Malaka!« Und schob hinterher: »Ich Neger-Malaka!«

Ein zweiter alter Grieche, der sich, naturgemäß rauchend, an unseren Tisch gesellt hatte, gab zu bedenken: »Wenn du gehst auf griechische Amt, du musse sagen: ›Herr Malaka!‹ Nicht ›Malaka‹. Du musse sagen: ›Herr Malaka!‹«

Philipp Lahm dozierte derweil über »die Deutschen in unserem Land«, in der anschließenden »Tagesschau« gleichfalls fast bloß Fußball. Ein Bus fuhr vorbei mit der Aufschrift »Gugel«.

Die Sonne lag sanft über N. und bekümmerte sich nicht. Ein ätherischer Riese.

Nun ließ mein Grieche auf seinem Smartphone griechische Quälmusik dudeln. Das Desinteresse nahm zu. Im andauernden »Malaka«-Gelärme schnappte ich von Kommentator Gerd Gottlob den Begriff »Fußiala« auf. Danach Fortsetzung des Kaugummigesprächs zwischen Schweini (Sexist!) und Esthi.

Ich zu meinem Griechen: »Malaka, setz dich richtig hin!« Er: »Brauchst du Zigarette?«