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Aus: Ausgabe vom 27.06.2024, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Arbeitskampf

Tarifeinigung in Druckindustrie

Verdi einigt sich mit Bundesverband Druck und Medien auf 7,8 Prozent bei Laufzeit von 29 Monaten
Von Gudrun Giese
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Nach hartem Ringen und etlichen Streiks gibt es seit der vergangenen Woche ein Ergebnis der Verhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und dem Bundesverband Druck und Medien (BVDM) über tarifliche Entgelterhöhungen für die rund 110.000 gewerblichen Beschäftigten in der Druckindustrie. Insgesamt 7,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt, allerdings verteilt auf drei Tranchen über einen Zeitraum von 29 Monaten beinhaltet das Tarifergebnis, auf das sich Gewerkschaft und Verband in der sechsten Verhandlungsrunde am 21. Juni in Nürnberg verständigten.

Verhandlungsführerin Rachel Marquardt sah in dem Abschluss »Licht und Schatten«: So sei die »dauerhaft wirksame Lohnerhöhung um insgesamt 7,8 Prozent für die Kolleginnen und Kollegen in der Druckindustrie sowie die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen« positiv zu bewerten. Negativ sei allerdings die lange Laufzeit von fast zweieinhalb Jahren. Zum 1. Juli werden die Entgelte um 3,9 Prozent, dann ein Jahr später um weitere zwei Prozent sowie zum 1. März 2026 um nochmals 1,9 Prozent erhöht.

Die Auszubildenden bekommen in zwei Schritten jeweils sechs Prozent mehr Geld. Damit wolle der BVDM die »Attraktivität der Ausbildungsberufe in der Druck- und Medienbranche« steigern und »den Fachkräftebedarf der Unternehmen nachhaltig« sichern, heißt es in einer Erklärung des Verbandes. Außerdem wurde vereinbart, dass niemand mehr unter 13 Euro pro Stunde an Grundgehalt verdient.

Nach Abwägung der Vor- und Nachteile des Ergebnisses habe sich die Verdi-Verhandlungskommission entschieden, den Gewerkschaftsmitgliedern die Annahme der Tarifvereinbarung zu empfehlen, erklärte Verhandlungsführerin Marquardt. Immerhin sei es gelungen, den bundesweiten Flächentarifvertrag zu erhalten, den der BVDM zuvor in Frage gestellt hatte. Bis zum Ende der Erklärungsfrist am 19. Juli soll nun in den Streik- und Aktionsbetrieben über das ausgehandelte Ergebnis diskutiert werden. Die Verdi-Mitglieder sollen ihre Meinung dazu kundtun. Letztlich entscheidet die Tarifkommission der Gewerkschaft über Annahme oder Ablehnung der Vereinbarung. Sollte der Tarifvertrag in Kraft treten, wäre er erstmals zum 31. Juli 2026 kündbar.

Gemessen daran, dass Verdi ursprünglich 12 Prozent mehr Entgelt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert hatte, erscheint das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Allerdings hatte der BVDM in den vorangegangenen Verhandlungsrunden lange Zeit nur Minierhöhungen von drei Prozent innerhalb von zwei Jahren offeriert. Der Verband hatte dabei regelmäßig auf die schwache Auftragslage der Branche hingewiesen. In den zurückliegenden fünf Jahren sei die Produktion in der Druckindustrie um ein Drittel gesunken, die Arbeitsproduktivität pro Beschäftigten habe sich wegen der schlechten Auslastung um 15,4 Prozent verringert.

Man wolle die Belegschaften halten, könne sich aber »unverhältnismäßig hohe Lohnkosten nicht mehr leisten«, erklärte der BVDM. Dass die Beschäftigten selbst keinen Einfluss auf die Auslastung ihres Betriebes haben, überging der Verband. Ohne wiederholte Streiks vor allem in großen Zeitungsdruckereien hätte es keine Annäherung gegeben, betonte die Gewerkschaft. Noch in der fünften Verhandlungsrunde Anfang Juni hätte der Verband der Druckunternehmen kein neues Angebot vorgelegt und Verdi zum Verzicht aufgefordert.

Nach den »schmerzhaften Reallohnverlusten der letzten Jahre« brauchten die Kolleginnen und Kollegen einen Tarifabschluss, »der die Löhne deutlich erhöht«, hatte Rachel Marquardt vor der sechsten Verhandlungsrunde klargestellt. Um den Druck auf die andere Seite zu verstärken, wurden die Streiks noch einmal deutlich ausgeweitet. Der Schwerpunkt des Arbeitskampfes lag im Süden der Bundesrepublik, wo es mehrfach Warnstreiks gab, was sich bei den Lesern in dünneren Ausgaben und veränderter Seitenanordnung der Zeitungen bemerkbar machte.

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