Alles maximal
Von Oliver Rast (Text) und Anna Jörke (Fotos), Frankfurt/OderRadschlag, Handstand, Kopfstand. »Maxi kann alles«, hallt eine Stimme aus dem Off. Artistik in der Manege? Nicht doch, Warm-up im Seilquadrat. Okay, Maxi macht Späßchen, eine Extraeinlage für die Bilderstrecke. Wichtig vor allem: »Sitzen die Haare, geht das mit den Zöpfen so?«, fragt die Porträtierte jW-Fotografin Anna Jörke. Die nickt, bestens. Es kann losgehen.
Wir sind am Bundesstützpunkt des Deutschen Boxsportverbands (DBV) in Frankfurt/Oder. Im frühsommerlichen Juli. Die, die in Szene gesetzt wird, heißt mit Zunamen Klötzer. »Ich will zu Olympia!« Ein Ausrufesatz. Und das, als sie zehn, elf Jahre war, erinnert sich Maxi Klötzer. Bei der Einserabiturientin scheint alles durchgeplant. Bis ins Detail. Knicks in der Laufbahn, Pleiten im Ring, nichts haut die 23jährige Chemnitzerin um.
Attention, Klötzer ist die einzige deutsche Boxerin bei den Sommerspielen ab Ende Juli in Paris. Erst die zweite überhaupt nach Nadine Apetz, die sich für das Turnier unter den fünf Ringen qualifizieren konnte. Und bereits jetzt ist die Neuolympionikin im Fliegengewicht (bis 50 Kilogramm): eine Ausnahmeathletin.
Ach ja, die Stimme, die da hintergründig hallt, gehört Thomas Sabautzki. Einem der Stützpunkttrainer. Cinnia Hofmann hat er unter seinen Fittichen, deutsche Meisterin bei den U17. »Mit der mach’ ich Partnerübungen beim Training«, verrät Klötzer und lobpreist die Nachwuchshoffnung.
Eliteboxerin und Lichtbildnerin wechseln vom Hochring zum Set mit den Boxsäcken vor der Spiegelwand. Schattenboxen. Führhand, Schlaghand und wieder Führhand, Schlaghand; locker-flockig für die Linse. Aber in Paris, was ist da drin? Einiges. Auf Klötzer warten 20 Kontrahentinnen in ihrer Gewichtsklasse. Ausgelost wird erst wenige Tage vor Wettkampfbeginn. Klar, der DBV-Trainerstab habe von allen »ein Bild über Stärken und Schwächen.« Kirremachen lässt sich Klötzer davon nicht. »Ich denke eh von Kampf zu Kampf.« Nach der Grundfitness gehe es nun um den Feinschliff, sagt sie und zieht dabei die Fußspitzen nach oben, um die Wadenmuskulatur zu dehnen.
Das Topduo der Weltrangliste, die Türkin Buse Naz Çakıroğlu und die Chinesin Yu Wu sind die schwersten Kaliber im Leichtgewicht. Gegen letztere musste Klötzer jüngst im Ring in Tschechien den Kürzeren ziehen. Ärgerlich, aber besser dort als in Frankreichs Hauptstadt, denkt sie sich. Und sie weiß, kommt sie mit präzisen Treffern durch, wackelt jede, werden die Knie weich, butterweich. Klötzer: »Das spür’ ich bei der Gegnerin sofort.« Jedes Mal ein innerer Triumphzug. Exakt das will die Fighterin im Dress mit dem Bundesadler: triumphieren. Denn Maxi kann alles.
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bundeswehr, vgl. wikipedia, und gleichzeitig der symbolische und system-übergreifende inbegriff des deutschen militarismus) zu sehen ist und zu lesen der spruch: Bundeswehr. Wir. Dienen. Deutschland? was soll mir diese bild-text-schere sagen?
der reportagentext blendet bundeswehr und deren bemühungen um gute presse (hier mittels instrumentalisierung der "einzige deutsche Faustkämpferin bei Olympia") komplett aus. da hätte mich ein satz in der reportage interessiert, z.b. ist das instrumentelle verhältnis wenigstens gegenseitig? nutzt maxi klötzer die sportfördermöglichkeiten der bundeswehr ohne auch für deren ziele als armee im imperialistischen angriffsbündnis einzutreten? sieht sie sich vielleicht sogar in einem dissidenten verhältnis zur "dienstherrin"?
aus eigener erfahrung, die allerdings in andere zeiten zurückgehen (mitte der 1990er), weiß ich, dass letzteres geht bzw. ging. hätte mich interessiert, wie das heute so ist, bei einer sportlerin, die sich immerhin in der jw portraitieren lässt.
die komplette ausblendung der bw-thematik allerdings muss sich den vorwurf gefallen lassen, dem öffentlichkeitsarbeitsansatz der bw entgegenzukommen. hier wäre es - abgeleitet aus dem subtext des anlauftextes - so etwas wie emanzipations-washing.