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Aus: Ausgabe vom 13.07.2024, Seite 6 (Beilage) / Wochenendbeilage

Kollege Habeck

Der Bundeswirtschaftsminister zeigt: Heute sind Leute wie ich an der Macht. Kein angenehmer Gedanke
Von Andreas Maier
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»Tatsächlich gibt es keinen mir bekannten Politiker, der mir von seinem Berufsweg näher stünde als Robert Habeck«

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, ihn als Beispiel genommen, wird mancherorts als eher bräsige Figur wahrgenommen. Sie leiere, heiße es, Allgemeinplätze herunter und verschleiere mit »Ich wirke authentisch«-Sätzen ideologische und volkswirtschaftsruinierende Ideen. Darüber wird er als dünnhäutig dargestellt, neige zu Anzeigen gegen Beleidigungen. Und neben allem übertreibe die ganze Regierung sowieso die Gefahr von »rechts« und habe aus dieser »Gefahr von rechts« inzwischen eine Förderindustrie für Unterstützer vom »Kampf gegen rechts« gemacht. Dass, so weisen es zumindest die Statistiken aus, es mehr Attentate auf AfD-Politiker gebe als auf Grüne oder gar auf SPDler, werde angeblich aus dem medialen Mittelpunkt gerückt, und sowieso bildeten die Medien nicht mehr das wahre Bild der Gesellschaft ab. Und so weiter. Ich zitiere hier das ganze heutige »alternative« Meinungsprogramm.

Der scheinbare Furor wird beklagt, die »Ideologiegetriebenheit« des führenden Personals, ja seine Unausgebildetheit. Sogar seine Bildungsferne bei den jüngeren.

Am besten fängt man bei sich selbst an. Ich kann mich insbesondere im Führungspersonal der Grünen nach wie vor selbst gut erkennen. Viele ihrer Haltungen kenne ich aus meinem eigenen Psychogramm sozusagen aus dem Effeff. Meist sind sie inzwischen jünger als ich, wenigstens ein bisschen. Auch Nancy Faeser, um mit ihr eine der anderen Inkriminierten ins Boot zu nehmen und nicht nur von den Grünen zu reden, ist drei Jahre jünger als ich und übrigens unweit von meiner Heimatregion aufgewachsen.

Gehen wir doch mal kurz in die Welt der sozialliberalen Koalition und der anschließenden Kohlschen Wende zurück. Ich war damals links. Das heißt, ganz so stimmt es nicht, ich war vor allem »alternativ« oder »öko-alternativ«. Das stellte eigentlich das »wahre« Links für uns dar. Mein Bildungsstand sah nicht schlecht aus, Abitur – wenn auch nur das hessische –, anschließend Studium, auch alte Sprachen. Bis heute war ich übrigens nie in einem produzierenden Gewerbe tätig. Tatsächlich gibt es keinen mir bekannten Politiker, der mir von seinem Berufsweg näher stünde als Robert Habeck. Wir beide produzieren vornehmlich belletristische Bücher. Wir haben eine fast gleiche Fächerkombination studiert. Beide Doktoren im selben Fachbereich. Und sogar: Robert Habeck schreibt regelmäßig zusammen mit seiner Frau Bücher. Meine eigene Frau und ich haben ebenfalls zumindest ein Buch gemeinsam verfasst. Der Bundeswirtschaftsminister ist zwei Jahre und einen Tag jünger als ich.

Die »Nazis« waren damals in unserer Wahrnehmung (lassen wir es Anfang der Achtziger sein) sozusagen allpräsent. Sie waren Nazis klassischen Musters. Nazi meinte allerdings damals und meint auch heute kaum mehr Anhänger oder Mitglied der ehemaligen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Die gab es seit 1945 nicht mehr. Das Wort funktioniert schon lange viel allgemeiner. Damals war die Idee noch nicht präsent, das Wort »relativiere« etwas. Zu meiner Jugendzeit wäre in meinen Kreisen niemand auf den Gedanken verfallen, eine Relativierung der Taten des »Dritten Reichs« darin zu sehen, wenn man die Springerstiefelleute mit ihren weißen T-Shirts und dem kahlgeschorenen Kopf als Nazis bezeichnete. Was in gewisser Weise die Frage stellt: Kann man als Nachgeborener überhaupt Nazi sein, und wie wäre das zu definieren?

Jemand wie ich verwendete das Wort dauernd. In fortgeschrittenen Momenten (fünftes Bier oder im Demopublikum) bezogen wir das Wort ohne weiteres auch auf die CSU, die CDU, auf Strauß und auf Dregger et cetera. Das gehörte in meinen Kreisen mitunter zum guten Ton. Wenn man heute sagt, die AfD vertrete im Grunde meist nur Positionen, wie sie die Christlich-Konservativen noch Anfang der Achtziger vertreten haben, dann schließt sich hier ein erster Kreis. Denn für uns waren das in unserer Jugendlichkeit nach dem fünften Bier ­Nazis, und die AfDler sind es heute für halb Deutschland eben schon vor dem ersten Bier. Macht fünf Bier Unterschied. Das ist nicht viel. Dass also die AfD »nur« ähnliche Positionen wie damals die CDU/CSU in der Vorwendezeit einnähme, ist nun gerade kein Grund dafür, sie nicht Nazis zu nennen. Zumindest aus der erwähnten Perspektive von damals. Der Unterschied zwischen Altnazipartei und Nazipartei verschwamm für uns sowieso. Wir waren sehr jung.

Unvergesslich, wie ein Mitschüler, langhaarig und mit einer Mutter, die den ersten Ökoladen am Ort führte – wie dieser Mitschüler im siebten Schuljahr, am Schulflurfenster stehend mit einer Milchtüte in der Hand, auf die am Vortag geschehene Ermordung Heinz-­Herbert ­Karrys hin sagte, dass Karry seine Ermordung natürlich völlig verdient habe. Er war damals zwölf Jahre, vielleicht sogar erst elf.

Leute wie ich gingen zu Wahlkampfveranstaltungen Kohls und versuchten sie mit allen Mitteln zu stören. Einmal klauten wir einen ganzen Saal leer, das heißt, wir taten nach der Rede, als seien wir bestellte Ordner, steckten alle CDU-Fähnchen in Plastiksäcke und verschwanden damit, um irgendwo in der Stadt ein riesengroßes Hakenkreuz aus diesen CDU-Fähnchen zu legen. Offenbar waren wir kleinstädtische Vorläufer von Peng! Kollektiv.

Was hatten wir für ein Verhältnis zu Gewalt? Ich selbst neigte nicht zu ihr, und ich wäre aus jedem Handgemenge sofort rausgegangen. Von damaligen »Nazis« habe ich mitunter bedrohliche Blicke bekommen. Man sollte aber fairerweise erwähnen, dass wir im Regelfall, wenn diese bedrohlichen Blicke erfolgten, bereits zu Dutzenden als Gegendemonstration um sie herumstanden und sie von oben bis unten beschimpften und auslachten, ja sie verhöhnten und lächerlich machten. Das bereitete uns einen sportlichen Spaß. Und sie erschienen uns ja auch als vollkommen lächerlich, wie aus einer fernen, sinnfreien Welt deformierter Persönlichkeiten. Zu größeren Aufmärschen kam es bei uns nicht, diese Bilder kannten wir normalerweise aus dem Fernsehen. Die Szene war marginal, anders als die heutige AfD, diese kam bei der letzten hessischen Landtagswahl auf über 24 Prozent. Der heutige AfD-»Nazi« läuft allerdings nicht mehr in Springerstiefeln und mit weißem T-Shirt und Glatze herum, sondern im Regelfall so wie früher ein CDU- oder CSU-»Nazi«. Übrigens hielten wir ja auch die FDP für ganz ähnlich. Diese Parteien zusammen hatten nicht wenig Prozente. Alles rechts von Rot und Grün war inkriminiert. Und wir waren schon gar keine »Nazis« (wurden natürlich aber selber oft von der Gegenseite dorthin gerückt: Was ihr hier macht, sind Nazimethoden!).

Thema Umwelt. Das war damals ganz groß und ist es bis heute bei mir in gewisser Weise ebenfalls noch. Bei mir haben sich einige Lebenshaltungen ergeben, die sich sicher von früher her speisen und heute eher ungewöhnlich sind. Ich kenne nur eine kleine Handvoll Menschen, die niemals fliegen, ich gehöre dazu. Wenn ich gefragt werde, warum, dann mag ich heute eigentlich keine Antwort mehr geben. Alle halten das für eine Entbehrung. Wenn man mich fragt, ob ich das aus »CO2«-Gründen machte, moderiere ich das Gespräch in eine andere Richtung. Ebenso besitze ich kein Auto. Gespräche darüber moderiere ich auch ab. Einen Fernseher habe ich auch nicht, und ein Smartphone ebenfalls nicht. Das letzte technische Gerät, insofern es »digitale Kommunikation« betrifft, habe ich vor 13 Jahren gekauft, das ist der Computer, auf dem ich das hier gerade schreibe und bei dem der Bildschirm auf einer Seite bereits aus der Fassung gebrochen ist. Ich grille nicht mal Schweinewürste. He, was bin ich vergleichsweise klimaneutral! Ganz ohne Förderung durchs Wirtschaftsministerium und ohne Leitfaden des Ernährungsministeriums.

Also Thema Umwelt: Ganz grundlegend kam es mir seit meiner frühen Jugend völlig verrückt vor, wie wir ständig die Umwelt vergiften. Ich kann mich gut erinnern an die Wochen, damals mit dreizehn, als mir zum ersten Mal »Autos« bewusst wurden. Es war genau das Jahr, in dem mir auch zum ersten Mal »Frühling« bewusst wurde. Plötzlich »sah« ich die Autos und sah, dass sie überall waren, vor jedem Haus, an jeder Trottoirkante und auf jeder Straße, so wie die berühmten surrealen Baguettes auf den Köpfen bei Dalí und im Film von Buñuel. Ich begann neben vielen Produkten natürlich auch Verpackungen und überhaupt unsere ständige Müllproduktion unsäglich zu finden. Offenbar konnte man das alles an den Endverbraucher verkaufen, denn der wollte es, war es einmal da, dann im Regelfall auch haben. Vorher hätte man nichts davon vermisst. Wer hat 1985 Smartphones vermisst? Einen Club of Rome, der unsere Erdperspektive durchrechnete, brauchte ich gar nicht. Ich musste mir nur die Stadtwerke in Frankfurt, die Hoechst AG, das Kernkraftwerk in Hanau oder das Autobahnkreuz Bad Homburg nachmittags um fünf anschauen, um deutlich zu wissen, dass es so nicht geht und niemals auf Dauer gehen kann. Und ich musste – Hybris! – nur in die Gesichter der Menschen schauen, um zu wissen, dass alles, was man ihnen gegeben hat, man ihnen nie mehr wird nehmen können. Auch nicht das Autobahnkreuz Bad Homburg. Das war die Gewissheit des Adoleszenten!

Also gingen wir demonstrieren. Das taten wir sowieso oft. Gegen Umweltzerstörungen (für die Startbahn West wurde ich etwas zu spät geboren, aber mein Bruder war vor Ort), gegen die atomare Aufrüstung durch die USA (nun gut, auch gegen die in der UdSSR, sonst hätte es etwas einseitig ausgesehen) und immer wieder auch mal gegen Nazis/Faschos/Glatzen. Wir waren eine verschwindend geringe Minderheit, wurden aber größer, und die Medien konnten nicht mehr umhin, über gewisse Widerstands- oder Alternativströmungen zu berichten. Manches, was gedreht wurde, erschien uns geradezu selbst als Widerstandsbeitrag. Klaus Bednarz etwa war so ein »Held«. Das ZDF dagegen blieb unserer Wahrnehmung nach weit rechts (»ZDF-Magazin«). Deshalb galten Teile der ARD bei meinen Eltern als Rotfunk, vor allem natürlich der heimische HR. Oder »Panorama«, das später Helmut Kohl so verhasste Magazin! Was freuten wir uns diebisch, wenn der konservative Politiker fertiggemacht wurde! Mein Vater schaute da nie mit.

Vieles von damals spiegelt sich heute wider, wohl vor allem unter gleichalten Leuten wie ich – jüngere haben diese Zeiten Brandt-Schmidt-Kohl ja nicht erlebt. Diese heilige Aufregung gegen den Feind von rechts! Sie kam damals allerdings aus einer Minderheit heraus. Die Unbekümmertheit, was politische Machbarkeiten angeht: Habecks Transformationsprojekte erinnern mich an meine früheren, bei mir allerdings völlig unelaborierten Konzepte zur Rettung der Welt: Wir müssten alle viel weniger konsumieren, müssten vor Ort und im Kleinen produzieren, regionale Landwirtschaft etc. Die Ähnlichkeit ist freilich nur oberflächlich, weil es bei Habeck ja um eine »Transformation« der Wirtschaftsproduktion geht. Die findet von vornherein im Big-Tech-Rahmen statt. Es wird darüber hinaus eine gesamtgesellschaftliche Transformation angestrebt, die in alle Belange, vor allem auch private, hineinreichen soll. Weg von unserer bisherigen ungerechten, schädlichen und diskriminierenden Gesellschaft. Es gibt neuerdings immer mehr Agenden, die »Nationales Programm zu irgendwas« heißen. Mit dem Wort »Nationales Programm« hätte man uns früher allerdings gar nicht erst kommen müssen. Das hätte ja noch rechter als CDU geklungen. Wir hätten so ein Wort eher bei der NPD angesiedelt.

Kurz, in diesem riesigen industriellen Maßstab und auch noch mittels ständiger Verordnungen hatte ich mir das damals natürlich nicht gedacht! Wie würde ich mich fühlen, wenn ich in einem Staat »Verordnungen« und Gesetze erließe, »nationale«, um mein frühes ökologisches Grundgefühl nicht nur unter das Volk, sondern in die ganze Welt hinauszubringen? Ich! Ich allein mit einer Handvoll Menschen im gemeinsamen Netzwerk, und mit einem Limbus von staatsfinanzierten nichtstaatlichen Organisationen das nationale Programm überall hin in die Nation bringen bis hinein in den Klassensaal und Kindergarten? Gegen einen Großteil der Bevölkerung? Weil ich es besser weiß? Ich würde mir sagen: Clemens Andreas Maier, wann hat das angefangen, wo hast du die Reißleine nicht gezogen, und was ist jetzt aus dir geworden? An wen erinnerst du dich inzwischen? Gibt es nicht deutliche historische Vorbilder, und wie ging das jeweils aus? Und welche Chance hast du jetzt, als nur noch immer weiter nach vorn zu gehen bis zum Ende?

Wenn ich dieses Leben führen würde gerade an der Stelle des Mannes, der mir irgendwie ähnlich sein muss, – ich weiß nicht. Ich könnte das nicht tragen und nicht verantworten. Ich würde vor meinen eigenen Gewissheiten in Grund und Boden erschrecken. Damit sei nichts, absolut nichts über meinen Kollegen Robert Habeck und all die anderen »Transformatoren« gesagt, aber damit ist ziemlich viel über mich gesagt. Ich sitze inzwischen recht ängstlich in einem Winkel und falte die Hände über dem Kopf zusammen.

Wenn jetzt die »Alternativen«, das meint heutzutage die, die in alternativen Medien berichten und kommentieren, Habeck ideologische Spintisiererei, großflächige Vernichtung von Wohlstand und technischem Know-how und völlig unerreichbare Ziele vorwerfen, die auch noch Summen kosteten, die man sich noch vor wenigen Jahren gar nicht habe vorstellen können, dann erinnert mich das wiederum an das, was mir mein Vater (40 Jahre für die CDU im Kreistag) stets sagte, wenn ich meine träumerischen Konzepte andeutete. Nämlich eben, dass ich spönne, dass das lächerlich sei, dass ich begreifen müsste, dass andere ganz anderes dächten, dass Wohlstand ein Gut sei, dessen Nichtvorhandensein er noch erlebt habe, dass Politik zum Aushandeln und nicht zum ideologischen Weltretten da sei, und – dass ich sowieso keine Ahnung hätte. Er hielt meinen älteren Bruder und mich überdies grundlegend von der ganzen Ideologiesphäre DDR/UdSSR indoktriniert. Dass das über Umwege auch so war, wissen wir heute besser. Das nimmt aber nichts von meinem Grundgefühl damals weg.

Damals war ich mir also (Hybris) gewiss, inwieweit die gesamte Gesellschaft nicht wahrheitsfähig war vor allem in Hinsicht auf die ökologische Vernichtung unserer Grundlagen. Gerade mich als Jugendlichen hatte das Thema, wie gesagt, ausgemacht. Diese »Wahrheitsthemen« konnte ich, wie etwa auch diese stets völlig natürlich mitschwingende linke Option auf moralisch hochanständige Gewalt gegen »Nazis«, diese Themen – das ist der Unterschied zur politischen Gegenwart – konnte ich an der Gesellschaft stets vorbeitransportieren, weil ich ganz grundlegend ahnte: Die Gesellschaft ist nicht zu »verbessern«. Ich war mir meiner »Wahrheiten« immer gewiss und konnte das auch stets bleiben, denn sie waren in ihrer maßlosen Absolutheit außerhalb des öffentlichen Wettstreits.

Nun, wo Leute wie ich dran sind, also politisch in der Verantwortung, scheinen sie mir wie eine Erinnerung an mich selbst, deshalb kann ich sie, wenn auch sozusagen nur noch mittels eines Ideendolmetschers, verstehen, ich kann sogar ihren inneren Impuls vollkommen nachvollziehen. Noch heute klingen mir ihre Diskurse wie die der Guten. Der Besseren.

Wie sehr wir damals bereits alles andere (ich u. a. meinen eigenen CDU-Vater) diffamiert haben, wie wir sie für unmöglich und eigentlich immer für Verdacht­nazis gehalten haben, in völliger Selbstverständlichkeit, wie wir Gewalt »aus richtigen Gründen« gut und mutig fanden, wie wir selbst nicht gemerkt haben, welche Trennlinie wir durch die Gesellschaft zogen (die Wahren und die historisch Falschen) – und alles das war völlig normal, keiner von uns wäre auf den Gedanken gekommen, irgendwie extremistisch zu sein.

Aber wie eigentümlich berührt blicke ich nun auf das, was passiert, wenn Menschen wie ich damals dran sind, also in der politischen Entscheidungsgewalt. Wie seltsam sich diese Wahrheitsgewissheit plötzlich ausnimmt, wenn sie Verfügungsgewalt bekommt, und wie plötzlich der Pragmatismus meines CDU-Vaters eine, ja, Strahlkraft bekommt und sein Urteil über Leute wie mich im Nachgang geradezu weise wirkt.

Andreas Maier, Jg. 1967, ist Schriftsteller und lebt in Frankfurt am Main. Zuletzt erschien sein Roman »Die Heimat« (Suhrkamp, 2024). An dieser Stelle schrieb er in der Ausgabe vom 5./6. Juni 2021 über die »Minima Ornithologica« der Gebrüder Roth

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