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Aus: Ausgabe vom 13.07.2024, Seite 7 / Ausland
Konflikt im Maghreb

Rabats Augen im All

Israel liefert Marokko neue Spionagesatelliten
Von Jörg Tiedjen
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Marokko will immer höher hinaus. Soeben hat das nordafrikanische Königreich für eine Milliarde Dollar beim Staatsunternehmen Israel Aerospace Industries (IAI) zwei »Ofek-13«-Spionagesatelliten geordert. Das berichtete El Confidencial am Donnerstag. Die Zeitung hebt hervor, dass Marokko und Israel sich seit der Normalisierung ihrer Beziehungen 2020 im Rahmen der »Abraham-Abkommen« immer weiter angenähert hätten. Da aber Marokkos Bevölkerung das Bündnis mit Israel ein Dorn im Auge sei und sie immer wieder gegen den Gazakrieg protestiere, würden solche Transaktionen jetzt »diskret« gehandhabt.

Dem Confidencial zufolge sei IAI-Chef Amir Peretz »über einen Zwischenstopp auf einem europäischen Flughafen« nach Marokko gereist, um keine Aufmerksamkeit für die Vertragsunterzeichnung zu erregen. Bis zum 7. Oktober sei hoher Besuch aus Israel noch in der Presse angekündigt worden. Laut dem Bericht sollen die Satelliten zwei vorhandene aus französischer Produktion ersetzen. Auch Airbus und Thales hätten sich um den Auftrag beworben, seien aber wegen belasteter Beziehungen zu Paris auf die Ränge verwiesen worden.

Beim »Ofek-17« handele es sich um den modernsten in Israel entwickelten Spionagesatelliten. Rabat gehe es vor allem darum, die Kampfverbände der Polisario-Front zu überwachen, mit der Marokko seit 2020 wieder Krieg in der Westsahara führt, von der es große Teile völkerrechtswidrig besetzt hält. Auch Algerien werde aus dem All ausgespäht. Und schließlich, warnt El Confidencial, sei Marokko mittels seiner Satelliten in der Lage, Bilder von Militäranlagen in Spanien zu erhalten.

Dass Rabat nicht davor zurückschreckt, seine traditionellen Verbündeten in Madrid oder Paris auszuforschen, hat es bereits bewiesen. So soll es laut Untersuchungen unter anderem von Amnesty International sowohl die spanische und französische Staatsführung mit Hilfe der ebenfalls aus Israel stammenden »Pegasus«-Software ausgeforscht haben. Das war auch der Anlass für den gegenwärtigen Zwist zwischen Paris und Rabat.

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