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Aus: Ausgabe vom 22.07.2024, Seite 1 / Titel
Naher und Mittlerer Osten

Israel und Jemen im Krieg

Warnungen vor Flächenbrand nach Angriff auf Hodeida. Mögliche US-amerikanische, britische und italienische Unterstützung bei Attacke
Von Wiebke Diehl
Der wichtigste Hafen Jemens steht nach dem Luftangriff Israels auch noch am Sonntag in Flammen

Die jemenitischen Ansarollah (»Huthis«) sehen sich im direkten Krieg mit Israel. Das sagte der Informationsminister der Regierung in Sanaa am Samstag abend gegenüber dem libanesischen Nachrichtensender Al-Mayadeen, nachdem die israelische Luftwaffe Ziele in der jemenitischen Hafenstadt Hodeida bombardiert hatte. Man werde die eigenen Angriffe auf Israel ausweiten, so Daifallah Al-Schami weiter. Die »Überraschungen« würden beträchtlich sein. Man bereite eine »schmerzvolle Antwort« vor, so auch Ali Al-Kahum, Mitglied des Politbüros der Ansarollah, die Hand sei »am Abzug«. Auch der Sprecher der jemenitischen Armee, Jahja Sari, gab bekannt, man bereite sich auf einen »langen Krieg mit dem Feind vor«, der andauern werde, bis der Gazakrieg und die Belagerung des palästinensischen Küstenstreifens beendet würden.

Zweifellos ist der regionale Krieg, der seit vergangenem Oktober andauert, mit dem ersten israelischen Luftangriff auf den Jemen in eine gefährliche Phase eingetreten, wie auch Nasser Kanaani, Sprecher des iranischen Außenministeriums, am Sonntag warnte. Israelische Kampfflugzeuge hatten am Samstag nachmittag schwere Attacken gegen Treibstofflager und Ölraffinerien sowie das Kraftwerk der Provinz Hodeida geflogen. Dabei starben sechs Personen, 87 weitere wurden verletzt – die meisten nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Sanaa mit schweren Verbrennungen. Gegen die ausgebrochenen Großbrände wurde auch am Sonntag noch gekämpft.

Die israelische Armee erklärte, man habe in Reaktion auf »Hunderte Angriffe« aus dem Jemen in den vergangenen Monaten »militärische Ziele des Huthi-Terrorregimes« ins Visier genommen. Sprecher Daniel Hagari bezeichnete den Hafen von Hodeida als »Hauptversorgungsroute für den Transfer iranischer Waffen«. Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant sagte, »das Feuer, das derzeit in Hodeida brennt«, sei im gesamten Nahen Osten zu sehen, Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte, man werde sich »mit allen Mitteln« verteidigen. In der Nacht zu Freitag hatte eine – nach deren Angaben in Eigenproduktion hergestellte – Drohne der Ansarollah Tel Aviv getroffen. Ein Mensch wurde getötet und mindestens acht verletzt. Israelische Medien sprachen von einem Komplettversagen der Luftabwehr.

Am Sonntag morgen traf eine von den Ansarollah abgefeuerte Rakete nach Angaben von Armeesprecher Sari die Hafenstadt Eilat. Die israelische Armee hingegen erklärte, den Marschflugkörper abgefangen zu haben. Auch habe man ein US-amerikanisches Schiff im Roten Meer mit ballistischen Raketen und Drohnen angegriffen, so Sari weiter. Man nehme sein Recht, sich gegen die US-amerikanisch-britische und die israelische Aggression zu verteidigen, voll in Anspruch.

Die palästinensischen Gruppen Hamas, »Islamischer Dschihad« und PFLP erklärten ihr Beileid für die getöteten Jemeniten und ihre Unterstützung für die Ansarollah. Die libanesische Hisbollah, die am Wochenende erneut zahlreiche Ziele in Israel angriff, warnte, der »dumme Schritt des zionistischen Feindes« leite »eine neue und gefährliche Phase« ein. Die Hisbollah erklärte außerdem wie zuvor schon jemenitische Quellen, Briten und US-Amerikaner hätten den Angriff auf Hodeida unterstützt. Auf israelischen Medienplattformen wurde verbreitet, Italien habe bei der Betankung der eingesetzten israelischen F-35-Kampfjets geholfen. Saudi-Arabien erklärte, nicht beteiligt gewesen zu sein.

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    Mit dem Regierungswechsel in Britannien hat sich an der Kriegsbeteiligung an der Seite der USA und hier Israels nicht viel geändert.

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