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Aus: Ausgabe vom 01.08.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Erwerbslosigkeit

Industrielle Reservearmee vergrößert

Bundesagentur für Arbeit: Mehr Erwerbslose und Kurzarbeit im Juli, Rücklagen der Behörde schrumpfen
Von Alexander Reich
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Rücklagen werden »nicht aufgepolstert«: »Jobcenter« der Bundesagentur für Arbeit in Kiel

In der Wirtschaftsflaute wächst die Zahl derer, die keine Erwerbsarbeit finden. Im Juli registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,809 Millionen Erwerbslose. Das waren 82.000 mehr als im Juni und 192.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Behörde am Mittwoch in Nürnberg mit. Es gab auch mehr konjunkturelle Kurzarbeit. Und zugleich sank die Zahl der offenen Stellen: 703.000 waren im Juli bei der BA gemeldet, 69.000 weniger als vor einem Jahr.

Dazu passt eine Mitteilung des kapitalnahen Münchner Ifo-Instituts vom Mittwoch. Demnach ist die Bereitschaft der Unternehmen, ihre Belegschaft mit neuen Beschäftigten zu vergrößern, im Juli gesunken. Klaus Wohlrabe vom Ifo erklärte dieses Umfrageergebnis so: »Wo Aufträge fehlen, wird auch kein zusätzliches Personal gebraucht.«

In vielen Industrieunternehmen werde die Streichung von Arbeitsplätzen diskutiert, so Wohlrabe. Gleiches gelte für den Handel, wo die »Zurückhaltung« der Konsumenten das Geschäft belaste. Das klang nach Freiwilligkeit, aber Millionen Niedriglöhner würden sicherlich jeden Cent ausgeben, den sie übrig hätten. Sie sparen nach den Teuerungen der vergangenen Jahre am Notwendigsten.

Noch mehr gilt das für die 903.000 Personen, die im Juli von der BA Arbeitslosengeld erhielten, 105.000 mehr als vor einem Jahr. Und schließlich ist auch die Zahl derer gestiegen, die im erwerbsfähigen Alter mit dem heruntergerechneten Existenzminimum namens Bürgergeld über die Runden zu kommen versuchen, nämlich um 75.000 auf 4,021 Millionen. Gegen diese Hilfebedürftigen führen CDU/CSU, FDP und Teile der SPD mit Unterstützung der Springer-Medien eine Hetzkampagne.

Die Lage belastet im übrigen auch die Finanzen der BA. »Wir richten uns schon darauf ein, dass die Rücklage nicht aufgepolstert wird«, erklärte Vorstand Daniel Terzenbach am Mittwoch. Ursprünglich wollte die BA am Ende des Jahres 2,1 Milliarden Euro zurückgelegt haben. Im April wurde die Zahl auf 600 Millionen nach unten korrigiert. Jetzt hofft die Behörde, mit den höheren Ausgaben für Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld bei null zu landen.

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  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (1. August 2024 um 10:50 Uhr)
    Da hilft nur noch die Wiedereinführung des Reichsarbeitsdienstes. Aber der wird ja bestimmt auch bald schon zum neuen Normal der »Zeitenwende« (Scholz) und der »Kriegsertüchtigung« (Pistorius) gehören. »Wir alle helfen dem Führer – Deutschland brauch jeden Deutschen« (Robert Ley, 1937).

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