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Aus: Ausgabe vom 01.08.2024, Seite 10 / Feuilleton
Deak

Unterhaken

Hilft sogar gegen Lauterbach: Der Kanzler hat eine Lösung für alles
Von Dusan Deak
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Schon während der düsteren Coronazeit wurde die brutale Maßnahme des Unterhakens erwogen und eingesetzt

Es verheißt nichts Gutes. Als ultimative Lösung aller Probleme, von Inflation bis zur Migrationspolitik, sollten sich Menschen künftig »unterhaken«. Das verkündete Kanzler Scholz bei seiner Sommerpressekonferenz mit Vertretern der Massenmedien, die regelmäßig einmal im Jahr stattfindet. Erfunden wurde dieses Frage-und-Antwort-Spiel von Exkanzlerin Merkel, um die Regierungspolitik zu erklären und Volksnähe zu simulieren.

»Unterhaken« ist eine Variante des Merkel-/Kohlschen »Aussitzen«, nur im Stehen. Sie wird manchmal durch gemeinsames Chorsingen und Menschenketten mit bunten Luftballons ergänzt. Danach kommt als letzte und ultimative Maßnahme nur noch der Einsatz der Atombombe.

Schon einmal, 2022 während der düsteren Coronaphase der Bundesrepublik, wurde die äußerst brutale Maßnahme des Unterhakens erwogen und eingesetzt. Mit bekanntem Ausgang: Fünf rausgeschmissene Milliarden Euro für minderwertige Atemmasken, die ungenutzt auf irgendwelchen Müllhalden verrotten. Die Protokolle der zahlreichen Treffen zwischen RKI-Experten und der Regierung dokumentieren die ganze Hilflosigkeit der Beteiligten und entlarven die damals ergriffenen Maßnahmen als Riesenschwindel. Aber das Schlimmste war der unheilvolle Aufstieg des dunklen Lords der »Pandemie der Ungeimpften« zum Krankheitsminister: der Herr der Haschischringe, Karl »Also« Lauterbach.

Falls das Unterhaken nichts nutzt, so der Kanzler, habe man schon zehn-, elf-, zwölf- und 13- Punkte-Programme in der Schublade. Diese umfassten auch den Einsatz von Langstreckenraketen auf russischem Kerngebiet, wie sich das die Friedensexperten Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) und Roderich Kiesewetter (CDU) schon lange wünschen.

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