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Aus: Ausgabe vom 01.08.2024, Seite 11 / Feuilleton
Bayreuther Festspiele

Wie klingt der Weltuntergang?

Mit Simone Young dirigiert in Bayreuth erstmals eine Frau den »Ring des Nibelungen«
Von Gisela Sonnenburg
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Warten auf Siegfried: Simone Youngs »Rheingold« war ein guter Auftakt

Bezaubernd sanft plätschert in Bayreuth der Rhein, dessen Töchter bei Richard Wagner lyrisch im »Rheingold« tremolieren. Der Auftakt zur »Walküre« dagegen: frech, dynamisch, flink. Simone Young schwingt bei den diesjährigen Wagner-Festspiele den Taktstock. Sie ist die erste Frau, die in Bayreuth beim »Ring des Nibelungen« im Orchestergraben steht.

Young hat für jeden Teil des »Rings« eine eigene Konzeption. Sie bestrickt und verführt, raffiniert wie im Rokoko. Die erste Geige schwebt über allem. Das Blech gehorcht, folgsam wie ein Jagdhundcorps. Wuff! Die Maximalpassagen klingen mächtig, erleuchtet. Young treibt an, hetzt aber nicht. Ein fulminantes Debüt.

Starke Frauen stehen ihr zur Seite. Catherine Foster als Walküre: jauchzend in feuerspeiende Sphären entführend. Vida Miknevičiūtė als Sieglinde: feinfühlig, sich kapriziös windend. Christa Mayer als Fricka: die Himmelsleiter der Akkorde stürmend. Auch die Männer überzeugen: Siegmunds Tenor wird von Michael Spyres erhebend gesungen. Wotans hoher Bass küsst aus der Kehle von Tomasz Konieczny der Walküre die Gottheit von der Stirn. Das Mädel wollte ja nicht aufhören, Siegmund zu verteidigen.

Zur Strafe soll sie schlafen, umringt vom Feuerzauber. Nur ein wahrer Held kann sie erwecken. Der Wunderkerl ist noch ein Fötus. Doch seine Zeit wird kommen. Mit »Siegfried«, mit der »Götterdämmerung«. Ob Simone Young für diesen Weltuntergang die Melancholie oder die Rachsucht wählt? Mal hören.

Der ganze »Ring« 30 Tage online: www.br-klassik.de

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