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Aus: Ausgabe vom 01.08.2024, Seite 16 / Sport
Olympia

Drunter und trüber

Jetzt also doch: Die Triathleten wagen sich bei Olympia in die Seine
Von Jens Walter
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»Schmeckt eigentlich ganz normal«: Hinein ins trübe Nass (Paris, 31.7.2024)

Der große Schluck trübe Brühe war offenbar nicht schlimm. Die Seine, sagte die deutsche Triathletin Nina Eim, »schmeckt eigentlich ganz normal«. Die zum Zopf gebundenen Haare waren nach dem Einzelwettbewerb der Olympischen Spiele getränkt vom Wasser des Pariser Flusses, der Triathlonanzug triefte. »Man hat nichts von dreckigem Wasser gemerkt.«

Nach tagelangem Ärger über die Wasserqualität hatten die Ausdauer­athleten am Mittwoch morgen als erste den Sprung in das trübe Nass gewagt. Vom Pont Alexandre III kraulten die sechs deutschen Starter und ihre Rivalen bis zum Wechsel auf das Rad entlang des Quai d’Orsay. Die starke Strömung erwies sich dabei als das größte Problem. »Ich wurde rausgedrückt, in andere reingedrückt. Ich bin gefühlt drunter und drüber geschwommen«, sagte Laura Lindemann, die beim Olympiasieg der Französin Cassandre Beaugrand wie in Tokio als Achte beste Deutsche geworden war. Das Schwimmen sei wegen der Strömung »besonders und sehr ruppig gewesen«, erzählte Tim Hellwig. Jonas Schomburg sprach von »einer Schlägerei« auf dem Rückweg an Land.

Um vier Uhr in der regenreichen Nacht zu Mittwoch, vier Stunden vor dem Start des Frauenrennens, hatten die Athleten die Botschaft erhalten: Die Triathlonevents finden statt. Die aktuellen Wasserwerte, unter anderem zu den Fäkalienbakterien E. coli, lagen unter den Schwellenwerten.

Die Seine, als »Toilette von Paris« verschrien, war mit viel Geld und großem Aufwand gesäubert worden. 1,4 Milliarden Euro ließ sich der französische Staat sein Prestigeprojekt kosten – und erhielt nach viel Ärger und mehreren Verschiebungen endlich die erhofften Bilder. Zwei Runden über 750 Meter drehten die Triathleten in der Seine im Schatten des Eiffelturms. Mit dem Rad und in Laufschuhen passierten sie die Champs-Élysées und andere Sehenswürdigkeiten. Auf der berühmten Brücke Pont Alexandre III spendete IOC-Präsident Thomas Bach Applaus. »Es war unheimlich laut, es waren unheimlich viele Leute an der Strecke, das habe ich noch nie erlebt«, sagte die Neuntplatzierte Lisa Tertsch. Lindemann sprach von einem »coolen« Gefühl, »man wurde über die Strecke getragen«.

Zu einer Medaille wurden die Deutschen nicht getragen. Tertsch und Lindemann waren bei Stürzen auf den nassen und rutschigen Straßen vom Pech verfolgt. Eim auf Rang zwölf hatte schon beim Schwimmen abreißen lassen müssen. Auf getrockneter Straße war Hellwig im Männerrennen beim spektakulären Sieg des Briten Alex Yee mit Platz 18 chancenlos, Lasse Lührs und Schomburg landeten auf den Plätzen 21 und 24.

Die Wettbewerbe der Triathleten waren die ersten, die im Fluss von Paris stattfanden. Auch die Freiwasserschwimmer sollen ihre Wettkämpfe am 8. und 9. August in der Seine austragen. Der Mixed-Wettbewerb der Triathleten ist am 5. August angesetzt. Dann wollen auch die Starter der Deutschen Triathlon Union (DTU) wieder angreifen.

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