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Aus: Ausgabe vom 03.08.2024, Seite 2 / Ausland
Diplomatie im Ukraine-Krieg

24 Gefangene ausgetauscht

Seit Monaten vorbereitet: Russland und Westen lassen Inhaftierte frei
Von Reinhard Lauterbach
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Ankunft von Freigelassenen (Evan Gershkovich, Paul Whelan und Alsu Kurmasheva) auf einer US-Luftwaffenbasis in Maryland

Russland und der Westen haben am Donnerstag einen seit Monaten vorbereiteten Gefangenenaustausch zum Abschluss gebracht. Russland ließ insgesamt 16 Personen ausreisen, mehrere westliche Staaten zusammen acht. Die prominentesten Ausgetauschten sind zwei Journalisten aus den USA, Evan Gershkovich und Alsu Kurmasheva, sowie ein ehemaliger Angehöriger der US-Marines, Paul Whelan. Außerdem wurden etliche Angehörige prowestlicher russischer Oppositionsgruppen faktisch abgeschoben, darunter mehrere regionale Funktionäre von Alexej Nawalnys Antikorruptionsbewegung, außerdem die Liberalen Ilja Jaschin, Oleg Orlow und Wladimir Kara-Mursa. Ursprünglich hatte auch der zwischenzeitlich in russischer Haft verstorbene Alexej Nawalny ausgetauscht werden sollen. Gershkovich und Whelan wurden bei der Ankunft in den USA von Präsident Joseph Biden und seiner Nachfolgekandidatin Kamala Harris begrüßt.

Prominentester Ausgetauschter auf westlicher Seite war der in Deutschland zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte »Tiergartenmörder« Wadim Krassikow. Er und die anderen russischen Freigelassenen wurden auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo von Präsident Wladimir Putin persönlich begrüßt. Vor der Maschine war ein roter Teppich ausgerollt, an dem eine Ehrenwache Spalier stand.

Die Bundesregierung hatte sich über längere Zeit gesträubt, Krassikow freizulassen, dessen Austausch die russische Seite zum Dreh- und Angelpunkt des ganzen Vorhabens gemacht hatte. US-Präsident Biden dankte Kanzler Olaf Scholz öffentlich dafür, dass die Bundesregierung hier über ihren Schatten gesprungen sei. Auch Vertreter von CDU/CSU erklärten, bei allen rechtspolitischen Vorbehalten sei die Freilassung des »in einem rechtsstaatlichen Verfahren verurteilten« Krassikow das kleinere Übel gewesen, da dafür zahlreiche »unschuldig Verurteilte« die Freiheit zurückerhalten hätten. Generell wurden die Spionagevorwürfe gegen die aus Russland Freigelassenen von seiten ihrer westlichen Heimatländer zurückgewiesen.

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