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Aus: Ausgabe vom 03.08.2024, Seite 8 / Abgeschrieben

Oświęcim: Gedenken an ermordete Sinti und Roma

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Besucher des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau mit Flagge der Roma

Anlässlich der Gedenkveranstaltung zum Europäischen Holocaustgedenktag für Sinti und Roma am 2. August heißt es in einer Mitteilung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma:

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gedenkt am 2. August dem 80. Jahrestag der Ermordung der letzten noch lebenden Angehörigen der Minderheit in Auschwitz. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden im Vernichtungslager Auschwitz 4.300 Sinti und Roma – Frauen, Kinder und ältere Menschen – von der SS gegen ihren erbitterten Widerstand in die Gaskammern getrieben. Das Europäische Parlament erklärte im Jahr 2015 den 2. August zum Europäischen Holocaustgedenktag für Sinti und Roma, um an die 500.000 Angehörigen der Minderheit zu erinnern, die im NS-besetzten Europa ermordet wurden.

Alma Klasing, Überlebende des Holocaust, die nahe Angehörige in Auschwitz verloren hat, betonte in ihrer Ansprache in Auschwitz: »Die Wahlerfolge der rechten Parteien machen mir große Angst. Deshalb möchte ich gerade die Jugend vor diesen falschen Propheten warnen und bitte euch von ganzem Herzen: Verteidigt unsere Demokratie.«

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, verwies auf das Vermächtnis aller Ermordeten von Auschwitz, deren Asche den Boden des Vernichtungslagers bedeckt. Er betonte: »Die Erfahrung aus der Naziherrschaft verpflichtet uns, die Menschenwürde und die Menschenrechte überall und für jeden zu verteidigen. Die Demokratien müssen wieder die universellen Menschenrechte ins Zentrum ihres Handelns stellen. Wir wissen, dass Tausende Menschen jedes Jahr im Mittelmeer ertrinken oder in der Wüste von Libyen und Tunesien ausgesetzt werden. Das Vermächtnis der Ermordeten von Auschwitz verbietet es uns, dies gleichgültig hinzunehmen.« (…)

Der Vorsitzende der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel, Dani Dayan, drückte in seiner Ansprache seine Solidarität mit den ermordeten Sinti und Roma aus: »An diesem zentralen und symbolischen Gedenktag, an diesem schrecklichen und doch bedeutungsvollen Ort, möchte ich im Namen des jüdischen Volkes unsere tiefe Anerkennung des katastrophalen Völkermordes an den Roma und Sinti zum Ausdruck bringen, der gleichzeitig mit dem Holocaust stattfand, und mich mit Ihrem ewigen Leid identifizieren.«

Romani Rose machte in der Gedenkstätte deutlich: »Auschwitz steht als Symbol für den Holocaust, den die Nazis an 500.000 Sinti und Roma und sechs Millionen Juden im NS-besetzten Europa verübten. Es gibt unter uns Sinti und Roma kaum eine Familie, die mit dem Namen ›Auschwitz‹ nicht die Ermordung ihrer Angehörigen verbindet.« (…)

Neben Angehörigen der Minderheit der Sinti und Roma aus vielen Ländern, Repräsentanten des polnischen Staates und anderer internationaler Institutionen und Organisationen waren auch diesmal die Botschafter verschiedener Länder und weitere diplomatische Vertreter anwesend. Zusammen mit dem Internationalen Roma-Jugendnetzwerk Ternype organisierte das Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum zudem erneut in Krakau unter dem Titel »Dikh He Na Bister« (Schau hin und vergiss nicht) eine mehrtägige Bildungsveranstaltung mit über 200 jungen Sinti und Roma sowie Nichtangehörigen der Minderheit aus ganz Europa, die auch an dem Gedenkakt teilgenommen haben.

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