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Aus: Ausgabe vom 03.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Halbleiterbranche

Massenentlassungen bei Intel

Halbleiterkonzern kündigt nach Quartalsverlusten Streichung von mehr als 15.000 Stellen an
Von David Maiwald
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Etwa um Maschinen zur Chipfertigung für den Standort Magdeburg anzuschaffen, verlangte Intel unlängst zehn Milliarden Euro Subventionen

Intel hat das Rennen um die Spitze der Halbleiterbranche vorerst verloren. Der Konzern reagiert nun mit einem drastischen Stellenabbau. Nach Verkündung der Quartalszahlen im US-Bundesstaat Kalifornien erklärte Konzernchef Patrick Gelsinger am Donnerstag (Ortszeit) in einer Nachricht an die Belegschaft, Intel werde im kommenden Jahr etwa 15.000 Stellen, also »rund 15 Prozent unserer Belegschaft«, streichen. Medienberichten von Freitag zufolge könnten es sogar mehr als 18.000 Stellen werden.

Der Konzern plane, im kommenden Jahr Kosten in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar einzusparen. Damit zusammenhängende Maßnahmen würden voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Kostenstruktur werde an ein »neues Betriebsmodell« angepasst und die Arbeitsweise des Unternehmens »grundlegend geändert«.

Das zweite Quartal bescherte Intel nun einen Verlust von mehr als 1,6 Milliarden US-Dollar, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 1,48 Milliarden US-Dollar gestanden hatte. Der Umsatz ging im Jahresvergleich um ein Prozent auf 12,8 Milliarden US-Dollar zurück. Konzernchef Gelsinger nannte das Ergebnis am Donnerstag »enttäuschend«. Denn obwohl Intel die Chipbranche lange mit leistungsstarken Prozessoren für Computer angeführt hatte, geriet das Unternehmen mit der Branchenentwicklung hin zu KI-fähigen Halbleitern ins Hintertreffen. Nun werde Intel eigene Investitionen verringern und die Dividendenauszahlung auf das vierte Quartal verschieben, erklärte Gelsinger.

Der Halbleiterproduzent habe bisher nicht vom derzeitigen KI-Boom profitieren können, führte Gelsinger denn auch als Grund für die Massenentlassungen an. Die Gewinnmargen des Konzerns seien zu niedrig, die Kosten dabei zu hoch. Komplizierte Prozesse würden den Konzern bei Entscheidungen verlangsamen, das System berge zuviel »Ineffizienz«. Intel wolle Abläufe nun »automatisieren und vereinfachen«, beschleunigen und Bürokratie abbauen. Gelsinger erklärte, alle aktiven Projekte und Anlagen des Konzerns würden in den kommenden Monaten auf »Kapitaleffizienz« überprüft: »Wir werden Ebenen reduzieren, überlappende Verantwortungsbereiche eliminieren, nicht unbedingt erforderliche Arbeiten einstellen und eine Kultur der größeren Eigenverantwortung und Rechenschaftspflicht fördern.«

Die angekündigte Verzögerung der Dividendenauszahlung ließ den Aktienkurs des Unternehmens am Donnerstag im vorbörslichen Handel zeitweilig um mehr als 20 Prozent einbrechen, berichtete Reuters. Intel habe beinahe 25 Milliarden US-Dollar an Börsenwert eingebüßt. Der Konzern werde seine »IDM 2.0«-Strategie allerdings weiter ausbauen und in eine großangelegte, weltweit robuste Lieferkette investieren, kündigte Intel an. Etwa in Magdeburg soll ein Produktionsstandort entstehen: Für die vorgeblichen 10.000 Arbeitsplätze in der Region verlangte der Konzern bereits Subventionen in Höhe von zehn Milliarden Euro von der Bundesregierung. »Produktionskapazitäten in den USA und in der EU« würden weiter ausgebaut, hieß es nun. Den geplanten Standort Magdeburg nannte Konzernchef Gelsinger dabei aber nicht ausdrücklich.

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  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (5. August 2024 um 13:35 Uhr)
    Wie praktisch, wenn man sich seine »Investitionen« weltweit immer wieder mittels Erpressung nationaler Marionetten-Regierungen und auf Kosten der dortigen Steuerzahler üppigst »refinanzieren« lassen kann; wie u. a. auch der Kriminalfall »Tesla« zeigt: Raubrittertum 2.0!

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