75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. September 2024, Nr. 219
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 03.08.2024, Seite 11 / Feuilleton
Olympia-Telegram

Zwei Sach- und Fachgespräche

Von Jürgen Roth
OLYMPICS-2024-SWIMMING.JPG
Isabel Gose im Olympiaeinsatz über 1.500 Meter Freistil

Ich sitze vor dem »Seven Bistro«. Der Automaten­raucher Gerhard taucht aus dem Spielhallenhintergrund auf, um an der Eingangstür eine zu dampfen.

Gerhard: »Jürgen, regnet’s heut’? Sin’ vierzig Prozent angesagt.« Ich: »Hm. Keine Ahnung. Aber Gerhard, Olympia, du?« Gerhard: »Pfff. Naa. Naa.«

Er drückt seine Kippe im Stehaschenbecher aus und sagt: »Ich trink’ noch a Sternla.«

Zehn Minuten später sehe ich den Schlack da vorne auf seinem teuren roten Rentnerradl die Neunzig-Grad-Linkskurve nehmen, rechts auf den Bürgersteig rauffahren und auf mich zusteuern.

Er hält an meinem Tisch an und grüßt.

Ich: »Servus!«

Schlack: »Du, ich bin fei a weng unterwegs, zur Sparkasse und zur Anstaltsmetzgerei. Mir hom kaa Woscht mehr dahamm.«

Ich: »Wurst ist wichtig. Özdemir, go to hell! Wieso warst du nicht am Stammtisch?«

Schlack: »Ich hatte a weng aan Infekt. Sog, schaust du Olympia?«

Ich: »Aus Geldgründen. Die Kommunisten wollen jeden Tag einen Text von mir.«

Schlack: »Die Russen?«

Ich: »Nee, das sind eher die Chineser. Aber ich blick’ da nich’ so richtig durch.«

Schlack: »Die Schwimmer wor’n insgesamd scho’ gud.«

Ich: »Die Gose, ja.«

Schlack: »Und sonst?«

Ich: »Passt schon im Moment.«

Schlack: »Ich schleuder’ heut’ noch a weng aan Honig.«

Ich: »Sauber.«

Schlack: »Na, dann schau’n mer weider.«

Schlack tritt in die Pedale und schnurrt die Hauptstraße hinauf, Richtung Sparkasse.

Mal seh’n, wann sie die Filiale dichtmachen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (3. August 2024 um 00:33 Uhr)
    Met - Honig - Gose: Konsequente Fortentwicklung, ergänzt um den Anfang. Allerdings frage ich mich, wie ein obergäriges Bier eineinhalb Kilometer in weniger als sechzehn Minuten schwimmen kann.

Mehr aus: Feuilleton