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Aus: Ausgabe vom 07.08.2024, Seite 2 / Ausland
Westjordanland

Israelische Gewalt in Westbank

Tötungen und Verhaftungen von Palästinensern in besetztem Gebiet
Von Gerrit Hoekman
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Nach dem Luftangriff auf Dschenin am Dienstag

Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah sind am Dienstag morgen im besetzten Westjordanland fünf Personen bei israelischen Drohnenangriffen auf das palästinensische Flüchtlingslager in Dschenin getötet worden. Die israelische Luftwaffe erklärte laut dpa, sie habe »bewaffnete Terrorzellen« im Visier gehabt. Gegen Nachmittag zogen die israelischen Soldaten offenbar wieder ab. Dschenin ist eine Hochburg der Hamas in der Westbank.

Die israelischen Streitkräfte waren am Montag nachmittag zum wiederholten Mal dort eingedrungen. Die Soldaten verteilten unter anderem in einer Geldwechselstube Flugblätter, auf denen die Bewohnerinnen und Bewohner gewarnt wurden, die Hamas zu unterstützen und mit ihr Geschäfte zu machen. Wenn doch, müssten sie dafür den Preis bezahlen. Dies berichtete eine Reporterin des TV-Senders Al-Dschasira nach dem Abzug der Armee live aus Dschenin.

Am frühen Nachmittag stürmten Besatzungstruppen in das nahegelegene Dorf Kafr Kud und umzingelten der palästinensischen Nachrichtenseite Maan zufolge ein Haus, das Dschihad Abu Kamil gehören soll. Er ist der Sekretär der Fatah-Bewegung in Dschenin. Die Fatah ist die Partei des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. »Die Besatzungstruppen hinderten medizinische Teams und Journalisten daran, das Gelände zu erreichen«, berichtete Maan. In dem Haus hielten sich anscheinend mehrere junge Männer auf, die auf der Fahndungsliste der israelischen Armee stehen. Der Ausgang der Belagerung war bis jW-Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Am gleichen Tag wurde an einem israelischen Checkpoint zwischen Bethlehem und dem besetzten Ostjerusalem ein junger Mann erschossen, der laut der israelischen Tageszeitung Haaretz mit einem Messer eine Soldatin angegriffen und leicht verletzt hatte.

Schon in der Nacht zu Dienstag waren im Dorf Al-Akaba unweit von Tubas vier Palästinenser ums Leben gekommen, darunter ein 14 Jahre alter Junge, meldete der libanesische TV-Sender Al-Majadin. Als die israelische Armee in der Stadt ein Haus umstellte, hätten die Kassam-Brigaden der Hamas nach eigenen Angaben die bewaffnete Konfrontation mit den Soldaten gesucht. Dabei seien die Kassam-Brigaden von anderen palästinensischen Gruppen unterstützt worden. Am Wochenende waren bei israelischen Luftangriffen in Tulkarem neun Palästinenser getötet worden.

Insgesamt wurden am Montag und Dienstag in der gesamten Westbank innerhalb von 24 Stunden mindestens 16 Palästinenser verhaftet. Dies meldete die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur WAFA am Dienstag unter Berufung auf Angaben der Gefangenenorganisation PPS. Damit belaufe sich die Zahl der seit dem 7. Oktober Festgenommenen auf ungefähr 9.970. Mehr als 580 Palästinenser wurden seitdem von der israelischen Armee getötet. Seit Beginn des Gazakriegs bedeutet dies eine drastische Verschärfung. Auch die Gewalt jüdischer Siedler nahm deutlich zu.

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