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Aus: Ausgabe vom 12.08.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Nebenschauplatz

Zu jW vom 7.8.: »Rotlicht: Kognitive Kriegführung«

Ein etwas aktualisierter Name für die psychologische Kriegführung, welche spätestens seit dem Ersten Weltkrieg immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Fortschritte bei der Erforschung der Arbeitsweise des Gehirns und der Verhaltenssteuerung sowie das millionenfache »freiwillige Bereitstellen« der Daten zum täglichen Leben per diverser Apps und Klicks auf den »Zustimmen«-Button im Internet machen es den Akteuren leichter, an den richtigen Stellen anzusetzen. (…) Die Manipulation soll nicht bemerkt werden, deshalb möglichst oft mit dem Finger auf andere (China, Russland) zeigen sowie von Verteidigung »unserer Werte« und der Demokratie palavern. Und natürlich von der ach so freien Presse. Zeitungen, die derartige Hintergründe beleuchten, sind natürlich nicht genehm. Ein Verbot lässt sich mit der selbst postulierten Rechtsstaatlichkeit derzeit nicht umsetzen, also Anhaltspunkte für Verfassungsfeindlichkeit anführen und alles unternehmen, um die Relevanz und »Wirkmächtigkeit« einzuschränken. Willkommen auf einem Nebenschauplatz der kognitiven Kriegführung.

Peter Radtke, per E-Mail

Keynesianisch

Zu jW vom 31.7.: »Rotlicht: Leitzins«

Unterbelichtet bleibt die Funktion der Leitzinsen in keynesianischer Sicht: Öffentliche Investitionen sollen Krisen abfedern und spiegelbildlich konjunkturelle Überhitzungen dämpfen. Das kann durch gezielte Verschuldung und Steuern/Abgaben erfolgen, deren antizyklische Wirkung sich freilich nur ohne (!) »Schuldenbremse« entfalten konnte. Eine Methode dafür liegt jedoch auch in der öffentlichen Einflussnahme auf die »Geldmenge«: Genau diese wird maßgeblich durch die Leitzinsen bestimmt! Noch Helmut Schmidt (Kanzler 1974–1982) legte sich in dieser Sache couragiert mit der als »unabhängig« konstruierten Bundesbank an. Die EZB wurde von »Schwarz-Gelb« bewusst ähnlich »unabhängig« konstruiert, womit deren Neoliberalismus jegliche aktive Wirtschaftspolitik torpediert! – Dass sich allerdings die SPD zur »Schuldenbremse« breitschlagen ließ, zeigt ihre Geschichtsvergessenheit. Während der Ära Brandt/Kreisky/Palme erfolgten aktiv keynesianische Wirtschaftspolitiken in Nord- und Mitteleuropa, und das mit Erfolg! Norwegen verhielt sich noch weit über die 1980er Jahre hinaus klar keynesianisch.

Bernhard May, Solingen

Geschichtsvergessen

Zu jW vom 1.8.: »›Ich finde die Frage blöd‹«

Es zeigt ein weiteres Mal sehr deutlich, wie ideologisch und moralisch hohl diese SPD ist, geschichtsvergessen und opportunistisch. Wie müssen sich angesichts dessen die wenigen noch lebenden alten SPD-Genossen fühlen, die selbst noch im KZ saßen und die danach den roten Winkel öffentlich trugen, zur Erinnerung und Mahnung?

Marc Pilz, Cottbus

Irrsinnig

Zu jW vom 5.8.: »Wettlauf um Rohstoffe«

Der letzte (größtenteils) unerforschte und unausgebeutete Bereich der Erde ist die Tiefsee. Sie ist Basis der Meere, die wiederum sind Ursprung des Lebens. Wer also sein Fundament untergräbt – muss daran zugrunde gehen. Eine Schande, dass China als sozialistischer Staat diesem Irrsinn durch Erkundungslizenzen Vorschub gewährt. Dem Konsumwahnsinn des Kapitalismus wird – wenn auch nachholend – leider auch dort gehuldigt. Diesen Fehler machte z. T. schon die DDR – und ging daran ökonomisch und ideologisch kaputt. Sozialismus ist kein (anderer) Konsumkapitalismus!

Marian Rose, per E-Mail

Euphemismus

Zu jW vom 8.8.: »Endlagersuche schier endlos«

»Endlager« soll suggerieren, dass das Problem dann endgültig gelöst sei und die danach folgenden Generationen sich sorglos in ewiger Sicherheit wiegen könnten. Wieder mal so ein Polit-Euphemismus, mit dem das Volk von Staats wegen manipuliert und in einen gefälligen Tiefschlaf versetzt werden soll. Und bei dem schon seit Jahrzehnten Bild-kontaminierten Plebs scheint das ja offensichtlich auch zu funktionieren.

Reinhard Hopp Berlin

Wegwerfware

Zu jW vom 8.8.: »Welle an tödlichen Arbeitsunfällen in Italien«

Beim Lesen dieses Artikels lief es mir kalt den Rücken herunter. In der Tat kann man hier nicht mehr von Unfällen, sondern von Totschlag in Italiens Arbeitswelt sprechen. Man könnte glauben, weit über 100 Jahre zurückversetzt zu sein, doch das Kapital hat unveränderlich seinen Profit- und Warencharakter behalten. Nichts anderes als Wegwerfware ist die Arbeitskraft, und die durch den Revisionismus in ihrer Entwicklung hin zum Opportunismus und der Zerstörung des sozialistischen Weltsystems stark zurückgeworfene Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung hat andererseits natürlich die vollständige Demaskierung des Monopolkapitalismus zur Folge. Das sollte erkenntnistheoretisch hoffentlich für das Klassenbewusstsein sowohl im Gewerkschaftskampf als auch bei kommunistischen Parteien förderlich wirken, um endlich und alternativlos auf den Boden des Marxismus-Leninismus zurückzugelangen.

E. Rasmus, per E-Mail

Fleischtöpfe

Zu jW vom 8.8.: »Neue Führung in Dhaka«

Schon der Artikel »Bangladesch startet neu« von Thomas Berger, in dem der Staatsstreich allzu positiv dargestellt wurde, kam mir etwas seltsam vor. Nun wurde bekannt, dass ausgerechnet Muhammad Yunus, der »Blutsauger der Armen« (Hasina Wajed), die Übergangsregierung leiten soll. Yunus ist der Gründer der Grameen-Bank, Geschäftsmodell Wucherzinsen für Mikrokredite. Das Nobelpreiskomitee jedoch war begeistert und verlieh ihm 2006 den Friedensnobelpreis. »Militär und Studentenvertreter einigen sich auf Nobelpreisträger als Interimspremier«, heißt es in der Unterüberschrift. Damit erscheinen die Proteste in einem anderen Licht. Auslöser war die Quotenregelung für begehrte Jobs im öffentlichen Dienst. War es nur ein Kampf um die Fleischtöpfe?

Franz Schoierer, per E-Mail

›Endlager‹ soll suggerieren, dass das Problem dann endgültig gelöst sei und die danach folgenden Generationen sich sorglos in ewiger Sicherheit wiegen könnten.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!