Einfach vergessen
Das Erbgut ist 30 Mal größer als das des Menschen und mehr als doppelt so groß wie das des bisherigen Rekordhalters: Ein internationales Team um den Konstanzer Evolutionsbiologen Axel Meyer und den Würzburger Biochemiker Manfred Schartl hat das größte bekannte Genom aller Tiere entschlüsselt: das Erbmaterial des Südamerikanischen Lungenfischs (Lepidosiren paradoxa). »Die Daten werden helfen zu ergründen, wie dem Vorfahren der heutigen Landwirbeltiere die Eroberung des Festlands gelang«, hieß es in einer Mitteilung zur Veröffentlichung der Studienergebnisse in der Fachzeitschrift Nature.
Lungenfische gelten als nächste heute noch vorkommenden Verwandten der Tiere, die sich vor rund 400 Millionen Jahren mit kräftigen Flossen an Land zogen – und dank ihrer Lungen dort überleben konnten. Auf sie gehen alle sogenannten Vierfüßer wie Menschen, andere Säugetiere, Amphibien, Reptilien und Vögel zurück. Von Lungenfischen gibt es den Angaben zufolge heute noch drei Linien: eine in Afrika, eine in Australien und eine in Südamerika, die unter anderem im Amazonasbecken vorkommt.
Von der Analyse des Erbguts erhoffen sich die Fachleute Erkenntnisse über die Ursprünge und weitere Entwicklung dieser ungewöhnlichen Tiere. »Die Evolution scheint sie vergessen zu haben«, schreiben die Forschenden. Denn diese uralten »lebenden Fossilien« sähen weitestgehend noch aus wie ihre Vorfahren im späten Devon vor grob 400 Millionen Jahren. Durch Vergleiche der Genomsequenzen lässt sich demnach etwa der Zusammenhang zwischen Flossenstrahlen der Knochenfische und Fingern von Landwirbeltieren belegen. (dpa/jW)
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (14. August 2024 um 22:20 Uhr)Vorletztes aus Ambrose Bierces versiegbarem Nachlass: Evolution: Die Fortschreitende mit langem Atem und kurzem Gedächtnis. Nur so kann sie den Lungenfisch vergessen haben.
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