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Aus: Ausgabe vom 24.08.2024, Seite 2 / Sport
Staatsfeind Fußballfan

Kurvenrebellion in Stadien

Bundesligastart: Fangruppen haben in mehreren Städten Proteste angekündigt
Von Oliver Rast
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Stabile aktive Szene: Fans sind längst ein Machtfaktor im Fußballbusiness (Dortmund, 9.2.2024)

Geht es schon wieder los? Ja. Die 18 Teams der ersten Fußballbundesliga starten an diesem Wochenende in die neue Saison. Anlass für aktive Fanszenen, Stimmung zu machen: gegen einen Kriegskonzern, gegen einen Mäzen, gegen Hausverbote.

Die Südtribüne Dortmund etwa hält nichts vom Deal der Klubbosse mit Rheinmetall als neuem »Premiumwerbepartner«. Die Kurvenrebellen der »gelben Wand« im Westfalenstadion wollen die Düsseldorfer Panzerschmiede aus Arena und Umfeld verbannen. Motto: »Wir lassen uns nicht vor euren Karren spannen – Borussia ohne Rheinmetall!« Zu Beginn von Halbzeit zwei beim Kick gegen Eintracht Frankfurt am Samstag abend soll es kräftig rappeln. Passend mit lautstarken Schlachtrufen, antimilitaristischen Transparenten, vielleicht auch mit einer pyronalen Extrashow. Mal sehen.

Szenenwechsel: Hoffenheim. Das kleine Kurvenaktiv der TSG mobilisiert bereits seit ein, zwei Spielzeiten offensiver gegen SAP-Gründer und Mäzen Dietmar Hopp, der zugleich Hauptgesellschafter der Profiabteilung ist. Der jüngste Rauswurf des langjährigen Managers Alexander Rosen war das i-Tüpfelchen, soll auf das Konto des »Alleinherrschers« gehen. Ein Banner mit Botschaft hing daraufhin am Zaun am Trainingsgelände: »Wir Fans sind der Verein. Hopp, verpiss Dich!« Vereinsverantwortliche waren »not amused«, entzogen zwei Ultragruppen den Lagerraum im heimischen Stadion. Die wiederum stornierten kurzerhand ihre Choreographie zu »125 Jahren TSG Hoffenheim«. Beobachter erwarten neuen Zoff, sogar einen provozierten Abbruch der Auftaktpartie gegen Wiederaufsteiger Holstein Kiel. Anpfiff in der Rhein-Neckar-Arena ist am Samstag um 15.30 Uhr.

Selbst bei »El Dosico« Leipzig rumort es. Hausverbote, Dauerkartenentzug, Choreospendenverbot. Die Chefs der Brauselauge mit Rasenball im Sortiment schmeißen Dutzende engagierte Anhänger raus. Darunter Trommler und Capos. Der läppische Grund: Die Fans sollen für ein bisschen Qualm und Rauch bei zwei Auswärtsspielen in der vergangenen Saison verantwortlich gewesen sein. »Eine Reihe absurder Repressalien« seitens der RB-Führung kritisieren hingegen Aktive aus dem Fanblock. Chance für ein neuen Rabatz gibt es: Die Bochumer des VfL gastieren Samstag nachmittag in der Kuhle des alten Leipziger Zentralstadions.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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