Große Zukunft
Von Arnold SchölzelDer Mann hat einen Riecher für Krieg und Profit. Als Armin Papperger am 1. Januar 2013 die Rheinmetall-Leitung übernahm, richtete er laut Handelsblatt den Konzern rasch aufs Waffengeschäft aus. Devise: »Alles auf Rüstung.« Den damals ebenbürtigen Autozuliefererbereich schrumpfte er.
Woher weiß der Chef eines relativ kleinen deutschen Konzerns ein Jahr vor dem Putsch in Kiew und der im Westen so bezeichneten Annexion der Krim durch Russland, wohin die NATO-Panzer laufen? Es lässt sich nur vermuten. Doch im November 2011 hatte der damalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger von 2009 Barack Obama den »Pivot to Asia« verkündet, die »Drehung nach Asien«, also China den Krieg angekündigt, wenn nicht gar erklärt. Wer wie Papperger die Nase im politischen Wind haben muss, wusste: Das war die bis dahin wichtigste geostrategische Entscheidung dieses Jahrhunderts. Ein Reibachversprechen für Waffenhersteller.
Seitdem kauften sich die großen Finanziers bei dem kleinen deutschen Konzern ein. Der war 2013 an der Börse eine Milliarde Euro wert, heute 24 Milliarden. In fünf Jahren will Papperger den Umsatz auf 40 Milliarden Euro vervierfacht haben und damit an die Weltspitze vorstoßen. Mit 167 Standorten auf dem Globus ist Rheinmetall dem schon nahe. Wo eine US-Militärbasis ist, steht das Unternehmen Gewehr bei Fuß. Ebenfalls fünf Jahre hat Pappergers Duzfreund Boris Pistorius (SPD) für den Beginn des Krieges gegen Russland kalkuliert. Mindestens zwei also, die Krieg und satte Erträge riechen können. In der EU liegt Rheinmetall mit einer sogenannten EBIT-Marge von 12,5 Prozent übrigens vor den Waffenschmieden aus Frankreich, Großbritannien oder Italien.
Wo das Geld reichlich in den Kasten springt, sind die Finanzmarktgrößen dabei. Ihnen gehören heute 66 Prozent der Rheinmetall-Aktien, und an der Spitze stehen bei den Stimmrechtsanteilen nach der Société Générale aus Paris (rund elf Prozent): BlackRock, Bank of America, Goldman Sachs und andere aus der US-Branche mit Anteilen zumeist zwischen vier und fünf Prozent. Der militärisch-industrielle Komplex der USA ist im Vergleich zu den 60er Jahren, als US-Präsident Eisenhower vor ihm warnte, heute Teil des Finanzkomplexes.
In der Bundesrepublik kommt dank SPD-geführter Ampel nun auch der Staat hinzu. Der steigt notfalls direkt beim Waffenexport ein. Die Wege der Käufer vereinfachen sich dadurch wie in anderen Ländern des Staatsmonopolismus: Sie können sich direkt an den Staat als Verkäufer wenden. Das Handelsblatt schreibt zur 100-Milliarden-Euro-»Zeitenwende«: »Den Abschied vom Klein-Klein will Papperger für sich nutzen.« Was er 2013 begonnen hat, stimmt auf erfreuliche Weise mit dem überein, was die politischen »Zeitenwender« vorhaben: Große Kriege vorbereiten. Also große Profite. Brecht: »Die Kapitalisten wollen keinen Krieg, sie müssen ihn wollen.«
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