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Aus: Ausgabe vom 24.08.2024, Seite 4 (Beilage) / Wochenendbeilage
Bildreportage

Zuflucht am Meer

Ecuador: Fischerdorf bietet Arbeit und Sicherheit für trans Personen – Herausforderungen bleiben
Von Adri Salido
Vicky beobachtet vom Fenster ihres Ladens aus, wie die Fischer ihre Boote für die Ausfahrt zum Fischen vorbereiten
Jeden Tag fahren Hunderte von Menschen hinaus, um zu fischen. Es ist für die meisten eine der wenigen Möglichkeiten, um zu überleben
Enchaquirados waren in der präkolumbianischen Zeit für sexuelle und religiöse Aufgaben bestimmt und trugen eine Vielzahl von Accessoires, um sich zu schmücken
Die Krabbenfischerei ist eine der wichtigsten Tätigkeiten für die Fischer der Region
Eliss (r.) hat ein Kollektiv gegründet, um einer größeren Gruppe von queeren Menschen Unterstützung und Beratung zu bieten
Joelis und Ellis schauen in Vickys Laden vorbei, den sie sich am Hafen aufgebaut hat

In dem kleinen Küstendorf Engabao in Ecuador hat eine Gemeinschaft transgeschlechtlicher Fischerinnen, die als Enchaquirados bekannt sind, Akzeptanz und Widerstandsfähigkeit gefunden. Der Begriff stammt von den spanischen Eroberern, da trans Personen in präkolumbianischer Zeit, mit Perlen geschmückt, dem Adel dienten. Heute ist Engabao ein Zufluchtsort für diese Menschen inmitten der weitverbreiteten gesellschaftlichen Diskriminierung und Gewalt gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten.

Die auf Fischerei und Tourismus basierende Wirtschaft von Engabao bietet den Enchaquirados ein einzigartiges Umfeld. Die relative Offenheit und das unterstützende Netzwerk des Dorfes haben es zu einem Zufluchtsort für viele trans und nichtbinäre Menschen gemacht, die aus einer feindlicheren Umgebung fliehen. Diese Minderheiten sind in Ecuador oft mit starker Ausgrenzung, begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten und häufiger Gewalt konfrontiert. Nach Angaben von Silueta X, einer ecuadorianischen LGBTI-Interessenvertretung, wurden allein im Jahr 2023 mindestens 27 von ihnen im Land ermordet.

Angesichts dieser Gefahren versuchen die Enchaquirados, sich ein Leben in Würde und Selbständigkeit aufzubauen. Das ist ihnen mit der Unterstützung von Organisationen wie »Diversidad LGBTI Engabao« in der Fischerei gelungen, einer traditionell von Männern dominierten Branche. Ihre Arbeit sichert nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern befähigt sie auch, ihren Platz in der Gesellschaft zu behaupten.

Das Leben in Engabao ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die Diskriminierung ist nach wie vor allgegenwärtig, und die Enchaquirados sehen sich oft mit Vorurteilen konfrontiert, selbst innerhalb ihrer Gemeinschaft. Dennoch symbolisiert das Dorf Hoffnung und Widerstand. Der tägliche Kampf gegen gesellschaftliche Normen spiegelt einen breiteren Kampf für LGBTI-Rechte in Ecuador und darüber hinaus wider. Die Sichtbarkeit und das Engagement der Enchaquirados tragen zu einem wachsenden Bewusstsein und einem allmählichen Wandel der gesellschaftlichen Einstellungen bei. Ihre Geschichte unterstreicht die Bedeutung von Gemeinschaft und Solidarität im Angesicht von Widrigkeiten und ebnet den Weg für zukünftige Generationen von trans Personen, die freier und authentischer leben können.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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