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Aus: Ausgabe vom 27.08.2024, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

Dodo rehabilitiert

Southampton. De mortuis nil nisi bonum, über die Toten, wenn, dann nur Gutes. Eine Forschungsgruppe um Neil Gostling von der University of Southampton ist zur Ehrenrettung des Dodo angetreten. Der ausgestorbene, bis zu einem Meter hohe und 20 Kilogramm schwere Laufvogel Raphus cucullatus genießt keinen guten Ruf. Seine Unfähigkeit zu fliegen, sein Gewicht und seine Größe sowie gewiss auch Berichte vom schlechten Geschmack seines Fleisches dürften dazu beigetragen haben, dass er in Literatur, Filmen oder gemeinverständlichen Lehrwerken als plump und tollpatschig dargestellt wird und diese Eigenschaften allzu gern mit seinem Aussterben in Verbindung gebracht werden. Dabei ist bekannt, dass der Dodo von europäischen Seefahrern ausgerottet wurde, die seine Heimatinsel Mauritius im Jahr 1598 zum ersten Mal betreten hatten und von da an Jagd auf ihn machten. »Der Dodo war das erste Lebewesen, dessen Vorkommen aufgezeichnet wurde und das dann verschwand«, erläutert Neil Gostling. Akribisch trug die Gruppe das verstreute Wissen über den Vogel zusammen: 400 Jahre wissenschaftliche Literatur, historische Seefahrerberichte, sämtliche Museumssammlungen in Großbritannien und archäologische Überreste des Dodo wurden ausgewertet. »Knochenfunde deuten darauf hin, dass die Sehne des Dodos, mit der er seine Zehen schloss, außergewöhnlich kräftig war«, so Gostling, er sei »mit ziemlicher Sicherheit ein sehr aktives, schnelles Tier« gewesen. Auch die sprichwörtliche Zutraulichkeit des Vogels zeuge nicht unbedingt von Mangel an Intelligenz. Er sei an seine Umgebung angepasst gewesen, in der es keine Raubsäugetiere gab. Wer sich nie vor einem Raubtier habe fürchten müssen, entwickle auch keine Grundscheu. (jW)

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