Braver Munitionshändler des Tages: Excalibur Army
Von Arnold SchölzelDer anarchistische Schriftsteller Jaroslav Hašek, Mitbegründer der »Partei des gemäßigten Fortschritts in den Schranken des Gesetzes« und Kommissar der Roten Armee in Sowjetrussland, ließ seinen »Braven Soldaten Schwejk« vor gut 100 Jahren anordnen: »Kein Soldat soll sich nie vor nichts fürchten. Sogar wenn er im Kampf in eine Latrine fällt, so soll er sich nur ablecken und wieder ins Gefecht gehn, und an Giftgase is jeder aus der Kaserne gewöhnt, wenns frisches Kommissbrot und Erbsen mit Graupen gibt.«
Ähnlich furchtlos, aber gemütvoll geht’s noch heute im tschechischen Totschlaggewerbe zu. Am Dienstag berichtete das Handelsblatt: Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hatte der Präsident Tschechiens, der frühere NATO-General Petr Pavel, im Februar behauptet, sein Land könne auf dem Weltmarkt 800.000 Artilleriegranaten für die Ukraine besorgen. Handelsblatt: »Gerade an einigen Abschnitten der Ostfront ist Munition weiterhin Mangelware.« Kleine Hürde: Geld. Aber im Handumdrehen sammelte Prag in der EU rund 1,6 Milliarden Euro ein. Zwischenhändler wurde die tschechische Rüstungsfirma Excalibur Army. Sie kaufte laut Handelsblatt zum Beispiel bei einem türkischen Anbieter »bis zu 90.000« Geschosse zum Stückpreis von 2.500 Euro ein und überließ sie der Behörde für Rüstungskooperation Tschechiens für schlappe 3.200 Euro pro Stück. Insgesamt gehe es um 190.000 Schuss.
Ein satter Aufschlag ist bei der Privatisierung von Staatsknete selbstverständlich, der hier erinnert aber selbst einen hochrangigen NATO-Diplomaten, den die Zeitung zitiert, an Gesichtsmaskenkäufe oder sonstigen Wumms mit der Finanzbazooka. Dabei gilt für das Plündern der Staatskasse seit jeher die Artillerieparole: »Getroffen haben wir nicht, aber die moralische Wirkung war eine ungeheure.« Könnte von Schwejk sein.
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