75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. September 2024, Nr. 219
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 30.08.2024, Seite 16 / Sport
Baseball

Geschichte wird gemacht

Der japanische Baseballstar Shohei Ohtani ist nicht nur der teuerste Profisportler der Welt, er spielt bisher auch eine Saison für die Ewigkeit
Von Bernhard Krebs
imago1049258516h.jpg
Ein Mann und sein Hund: Shohei Ohtani (r.) begrüßt Decoy

Mit einem Bilderbuchschwung unterschrieb im übertragenen Sinn Shohei Ohtani am 23. August im ­Dodger Stadium in Los Angeles seinen Mitgliedsausweis für den exklusiven »40-40-Club«. Der japanische Baseballprofi ist damit der sechste Spieler in der Geschichte der Major League Baseball (MLB), der in einer Saison 40 Homeruns schlagen und 40 Bases stehlen konnte.

Wenn jemand vom Kaliber eines Ohtani in den »40-40-Club« eintritt, dann tut er es mit Stil: Im neunten Inning und beim Stand von 3:3 mit zwei Runnern aus und mit drei Spielern geladenen Bases, trat Ohtani gegen Einwechselpitcher Colin Poche von den Tampa Bay Rays ans Schlagmal. Gleich den ersten Wurf von Poche, ein durchaus gut plazierter Slider mit einer Geschwindigkeit von 135 Kilometern pro Stunde, drosch Ohtani humorlos vom Spielfeld. Nicht nur die 45.556 Zuschauer im weiten Rund des Dodger Stadium rasteten komplett aus, auch Ohtanis Teamkollegen waren sichtlich aus dem Häuschen. Mit einem »Walk-Off-Grand-Slam-Homerun« wurde das Spiel durch Ohtanis Hammer mit 7:3 für die ­Dodgers entschieden, und die bislang kometenhaft verlaufene Karriere des 30jährigen Japaners ist um ein strahlendes Kapitel reicher.

Erst im vierten Inning hatte Ohtani zuvor seine 40. gestohlene Base unter Dach und Fach gebracht. Das Spiel wurde kurz unterbrochen, und Platzwarte montierten umgehend das geschichtsträchtige Teil ab und ersetzten es durch eine neue Base.

Ohtani ist der erste Dodger überhaupt mit einer »40-40«-Saison und wird sicherlich einen Platz in der Dodgers-Ehrenvitrine finden. Vor Ohtani hatten lediglich fünf Spieler in der MLB-Historie gleiches geschafft: José Canseco Capas Jr. (1988), Barry Bonds (1996), Alex Rodríguez (1998), Alfonso Soriano (2006) und Ronald Acuña Jr. (2023). Allerdings war keinem von ihnen dieses Kunststück in so wenigen Saisonspielen gelungen wie Ohtani mit seinen 126. Das Baseballportal fangraphs.com legte am Dienstag nach und errechnete, dass Ohtani gar eine 56 prozentige Chance hat, bis zum Ende der regulären Saison am 29. September die erste »45-45«-Saison der Baseballgeschichte abzuliefern. Selbst eine »50-50«-Saison scheint, mit immerhin 26 prozentiger Wahrscheinlichkeit, nicht per se unerreichbar für das Ausnahmetalent. Ohtani jedenfalls bleibt am Ball: Am Sonnabend schlug er gegen die Rays gleich Homerun Nummer 41.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es Ohtani – und Acuña Jr. in der vergangenen Saison – leichter hatten als ihre Vorgänger, 40 Bases zu stehlen. Mit den 2023 eingeführten Regeländerungen – die Einführung der »Pitch Clock«, eine leichte Vergrößerung der Bases und eine Begrenzung von »Pick off«-Würfen des Pitchers, um potentielle Basediebe zu erwischen –stieg die »Steal«-­Rate diese Saison pro Team im MLB-Schnitt auf aktuell 0,73 pro Spiel. Die Homerun-Rate liegt derweil im MLB-Schnitt pro Team bei 1,12 pro Partie – immerhin der zehnthöchste Wert aller Zeiten.

Eigentlich als »Two Way Player« – also Werfer und Schlagmann – im vergangenen Winter von den Dodgers für die Rekordsumme von 700 Millionen Euro auf zehn Jahre verpflichtet, war den Verantwortlichen bei den Dodgers schon bei Vertragsunterzeichnung klar, dass Ohtani wegen einer Ellenbogenverletzung 2024 nicht als Pitcher würde reüssieren können. Der Japaner spielt deshalb diese Saison etatmäßig als »Designated Hitter« im Offensiv-Line-up der Dodgers.

Der »Designated Hitter« ist jener Spieler, der, ohne Feldposition, für den Pitcher ans Schlagmal geht. Mit einem Jahr Pause vom Werfen suchte und fand Ohtani in seinen Lauffähigkeiten dann aber eine Alternative, um seine erste Saison im Trikot der Dodgers zu einer unvergesslichen für die Fans zu machen. Bereits am 13. Juli stellte er den bis dahin bestehenden Rekord von 22 gestohlenen Bases eines »Designated Hitter« von Gary Antonian Sheffield ein, der die Marke 2007 in seiner drittletzten Karrieresaison in Diensten der Detroit Tigers aufstellte. Seine eigene Bestmarke von 26 »Steals« übertraf Ohtani bereits am 28. Juli. 30 Homeruns und 30 Steals erreichte er schließlich am 3. August in einer Partie bei den Oakland Athletics, als er erstmals in seiner Karriere in einer Partie drei Bases stibitzen konnte.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Sport