75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 06.09.2024, Seite 2 / Ausland
Konflikt in Osteuropa

Putin erneuert Gesprächsangebot

Grundlage für Frieden mit Ukraine wäre Kompromiss von Istanbul
Von Reinhard Lauterbach
imago0263324576h.jpg
Litauen wirbt für eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine (Vilnius, 11.7.2023)

Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeboten, Friedensverhandlungen mit der Ukraine auf der Grundlage des im März 2022 in Istanbul ausgehandelten Kompromisses wiederaufzunehmen. Dieser beruhte im Kern darauf, dass die Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft verzichtet. Putin sagte am Donnerstag in Moskau, der Westen habe die damals greifbar nahe Vereinbarung in der Hoffnung sabotiert, er könne Russland eine strategische Niederlage beibringen. Das sei ihm aber nicht gelungen. Auch die Hoffnung der ­Ukraine, Russland durch den Vorstoß im Gebiet Kursk innenpolitisch zu destabilisieren, werde sich nicht bewahrheiten. Putin machte einen ukrainischen Rückzug aus dem Kursker Gebiet nicht explizit zur Voraussetzung künftiger Gespräche, sagte aber, Ziel Russlands sei es, die Ukraine von russischem Staatsgebiet zu »verdrängen«.

In Kiew hat das Parlament am Donnerstag weitere Elemente der von Präsident Wolodimir Selenskij in Gang gesetzten Kabinettsumbildung gebilligt. Nachdem am Mittwoch vier der sechs Entlassungskandidaten ihre Ämter verloren hatten, wurde am Donnerstag auch Außenminister Dmitro Kuleba entlassen und durch seinen bisherigen Stellvertreter Andrij Sibiga ersetzt. Gründe für die Umbildung wurden offiziell nicht genannt; die Begründung der Präsidialverwaltung, man brauche vor dem Winter »neue Strukturen« in der Regierung, ist nichtssagend. Vermutungen in ukrainischen Medien laufen darauf hinaus, dass Kuleba wegen des Misserfolgs seiner Bemühungen, US-Langstreckenraketen für die ­Ukraine zu bekommen, entlassen worden sein könnte. US-Sicherheitsberater John Kirby bestätigte in Washington den Standpunkt der USA, dass auch mit weiterreichenden US-amerikanischen Waffen Russlands Luftwaffe nicht entscheidend geschwächt werden könne.

Russlands Außenministerium warnte den Westen am Donnerstag nachdrücklich davor, der Ukraine Angriffe mit westlichen Waffen auf Ziele innerhalb Russlands zu erlauben. Ressortchef Sergej Lawrow sagte, das würde eine »rote Linie« überschreiten; seine Sprecherin Marija Sacharowa drohte mit einer »sofortigen und schmerzlichen Gegenreaktion« gegen die Länder, aus denen die verwendeten Waffen kämen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von René Osselmann aus Magdeburg (9. September 2024 um 13:20 Uhr)
    Während der Präsident der Ukraine Herr Selensky wieder beim Westen um Waffen bettelt und seine Regierung nach seinem »demokratischen« Geschmack in seine Linie bringt, kommt nun von Herrn Putin wieder ein Gesprächsangebot um den Krieg zu beenden … aber dieses Angebot wird wohl auch dieses Mal von den Mächtigen des Westens und Herr Selensky überhört oder als indiskutabel hingestellt! Doch eins sollten Sie doch wissen, es ist ein Angebot und wenn von der Gegenseite ein Angebot kommt, kann man verhandeln und sich evtl. auf einen Punkt einigen, sowas sollte doch auch bei Friedensverhandlungen möglich sein.
  • Leserbrief von Oleg Fedotov aus Köln (6. September 2024 um 15:21 Uhr)
    @Rainer Erich Kral »Zumindest dieser letzte Punkt sollte heute keine Option mehr sein, genauso wenig wie eine Verhandlung über die anderen, nun zu Russland gehörenden Territorien, wie Donezk, Luhansk, Cherson und Saporoshje.« Dann ist ja alles gut. Umgesetzt auf normales Recht heißt das ja auch, dass ein Dieb die gestohlenen Sachen nicht mehr herausrücken muss, ein Bankräuber darf selbstverständlich seine Beute behalten. Es ist nirgendwo ein Hinweis auffindbar, dass die Ukraine/die ukrainische Regierung/die Menschen der Ukraine (Gesamtbevölkerung) dieser Gebietsabtretung an die Moskauer Faschisten zugestimmt hätten.
    • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (9. September 2024 um 11:52 Uhr)
      »Es ist nirgendwo ein Hinweis auffindbar, dass die Ukraine/die ukrainische Regierung/die Menschen der Ukraine (Gesamtbevölkerung) dieser Gebietsabtretung an die Moskauer Faschisten zugestimmt hätten.« Diese Zustimmung der Gesamtukraine bzw. der ukrainischen Regierung ist auch nicht notwendig, da der Internationale Gerichtshof in einem gleich gelagerten Fall entschieden hat, dass so etwas dem internationalen Recht nicht widerspricht. Der Kosovo wurde ohne Zustimmung der Regierung in Belgrad, ohne Zustimmung der Menschen in ganz Serbien und (im Gegensatz zur Ukraine)auch ohne Volksabstimmung im Separatistengebiet dennoch abgespalten. Der Westen und der Internationale Gerichtshof haben dies anerkannt. Gleiches Recht für alle!
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (9. September 2024 um 11:00 Uhr)
      Seltsame Auffassung, werter Herr. Im Übrigen, wer hier die Faschisten sind, die von 2014 bis 2021 die russisch-orientierte Bevölkerung im Donbass bombardiert und ca. 14.000 Menschen dabei umgebracht hat, sollte einem objektiv Urteilenden klar sein. Diese Objektivität fehlt Ihnen offenbar. Dass das faschistische Regime in Kiew seit seiner, per Putsch etablierten Macht, einen Kampf gegen alles Russische führt, sei hier nur nebenbei erwähnt. Die Bevölkerung im Donbass hat sich daraufhin von der Ukraine abgespalten und sich später per Volksentscheid der RF angeschlossen. Schon vergessen?
      • Leserbrief von Franz Döring (9. September 2024 um 12:01 Uhr)
        Wie viele UNO Staaten teilen Ihre Ansicht, dass Russland Territorien des UN-Staates Ukraine völkerrechtlich anerkannt seinem eigenen Staatsgebiet einfach anschließen kann? Kennen Sie wirklich nicht die Gefahr, die den Staaten Afrikas durch die Anerkennung der russischen Annexionen für das jeweils eigene Staatsgebiet drohen kann? Damit würde die Büchse der Pandora für weitere Annexionen geöffnet! Gründe für mögliche Annexionen gibt es in Afrika reichlich!
        • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (9. September 2024 um 15:56 Uhr)
          Das hätte sich das Kiewer Regime vorher überlegen sollen, bevor sie die russischstämmige Bevölkerung der Ukraine mit einem Genozid bedroht hätte. Russland hat sehr lange, vielleicht zu lange, gewartet, bis es diesen Schritt gemeinsam mit der Bevölkerung des Donbass gegangen ist. Wenn das Kiewer Regime die Minsk-Vereinbarungen nicht torpediert hätte und der Westen diese Zeit nicht zur Aufrüstung eines menschenverachtenden, faschistischen Regimes genutzt hätte, wäre es nicht dazu gekommen. Jetzt Krokodilstränen zu vergießen, ist die reinste Demagogie.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Rainer Erich K. aus Potsdam (5. September 2024 um 21:25 Uhr)
    »Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeboten, Friedensverhandlungen mit der Ukraine auf der Grundlage des im März 2022 in Istanbul ausgehandelten Kompromisses wiederaufzunehmen.« Kaum zu glauben, dass dies die ganze Wahrheit sein soll. Die entscheidenden Verhandlungsergebnisse in Istanbul waren die Neutralität der Ukraine, der Verzicht auf die Nato-Mitgliedschaft, die Zusicherung, keine ausländischen Truppen und Stützpunkte auf ukrainischen Territorium zu dulden. Ferner wurde vereinbart, in den nächsten 10 bis 15 Jahren über den Status der Krim zu verhandeln. Zumindest dieser letzte Punkt sollte heute keine Option mehr sein, genauso wenig wie eine Verhandlung über die anderen, nun zu Russland gehörenden Territorien, wie Donezk, Luhansk, Cherson und Saporoshje.

Mehr aus: Ausland