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Aus: Ausgabe vom 06.09.2024, Seite 7 / Ausland
Al-Sisi-Besuch in Türkei

Handschlag der Despoten

Al-Sisi-Besuch in der Türkei: Kooperation besonders im Energie- und Rüstungsbereich vereinbart
Von Jakob Reimann
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Ähneln sich nicht nur in ihrem Kleidungsstil: Erdoğan und Al-Sisi am Mittwoch in Ankara

Treffen sich zwei Despoten in Ankara: Nach über einem Jahrzehnt eisiger Beziehungen hat der ägyptische Präsident Abdel Fattah Al-Sisi mit seinem Besuch in der türkischen Hauptstadt am Mittwoch die Annäherung zwischen den beiden Regionalmächten weiter vorangetrieben. Seine Visite in der Türkei lege den Grundstein für eine weitere Zusammenarbeit, sagte Al-Sisi auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Recep Tayyip Erdoğan. Die beiden unterschrieben zahlreiche Abkommen. »Wir werden unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen verstärken«, sagte Erdoğan und meinte Sektoren wie Handel, Finanzen, Energie, Gesundheit, Tourismus und Militär. Auch bei der Beendigung des Gazakriegs wolle man kooperieren.

Bereits im Februar war Erdoğan zu einem Staatsbesuch nach Kairo gereist und hatte damit der diplomatischen und politischen Eiszeit zwischen beiden Regierungen ein offizielles Ende gesetzt. Die Feindseligkeiten hatten 2013 begonnen, als der prowestliche General Al-Sisi den demokratisch gewählten Mohammed Mursi wegputschte und die Macht am Nil an sich riss. Der mittlerweile verstorbene Mursi war der Anführer der Muslimbrüder, Verbündeten Erdoğans, gegen die Al-Sisi mit allen Mitteln seines brutalen Polizeistaats vorgeht. »Die türkisch-ägyptischen Beziehungen werden in all ihren Aspekten auf den Prüfstand gestellt«, hieß es nun im Vorfeld des historischen Treffens aus Erdoğans Büro. Dass beide seit langem als »Türsteher Europas« fungieren und sich für Europas ausgelagerten Kampf gegen Geflüchtete aus Westasien (Türkei) und Ostafrika (Ägypten) teuer aus Brüssel bezahlen lassen, ist bereits ein verbindendes Moment beider Staatschefs.

Bei dem Treffen unterzeichneten die beiden 17 Kooperationsabkommen, hieß es am Mittwoch bei AFP. Die Kooperation solle »insbesondere beim Erdgas und in der Kernenergie« verbessert werden, erklärte Erdoğan. Dazu wolle Ankara seine Erdgasressourcen diversifizieren und auch die eingeführte Menge an Flüssigerdgas (LNG) aus Ägypten erhöhen, heißt es bei Middle East Eye. Unter Al-Sisi soll das Land schrittweise zu einer regionalen Energiemacht aufsteigen. Im September 2023 vergab Kairo Konzessionen zur Öl- und Gasexploration im Mittelmeer und im Nildelta in dreistelliger Millionenhöhe an BP, Katar Energy, die italienische ENI und die russische Sarubeschneft. Vergangene Woche wurde die nächste Bieterrunde ausgeschrieben, die achte ihrer Art seit 2021. Mit 70 Prozent ist EU-Europa Hauptabnehmer für ägyptisches LNG und setzt als Teil seiner Strategie zur Abkopplung von russischen Energieimporten zunehmend auf die Kooperation mit Kriegstreibern und Autokraten in Doha, Abu Dhabi, Baku und eben Kairo.

Ägypten wiederum ist der mit Abstand größte Abnehmer von Flüssigerdgas aus Israel. Dass Ankara nun verstärkt LNG aus Ägypten importieren will und über diese Dreiecksbeziehung auch die israelischen Einnahmen sprudeln werden, beißt sich freilich mit der dezidiert antiisraelischen Rhetorik und vermeintlich propalästinensischen Haltung Erdoğans. Der hatte sich im April noch mit dem jüngst getöteten Hamas-Chef Ismail Hanija zum Fotoshooting in Ankara getroffen, im selben Monat einen Boykott gegen israelische Waren verhängt und wegen des Krieges in Gaza gar mit Invasion gedroht. Dass nun auch der »Hitler unserer Zeit«, so Erdoğan im Juli über den israelischen Premier Benjamin Netanjahu, von den neuen türkisch-ägyptischen Abkommen profitieren wird, wird in Ankara wohl als Kollateralschaden verbucht.

Der Krieg in Gaza stand bei dem Spitzengespräch in Ankara dann auch auf der Tagesordnung. Man vertrete einen gemeinsamen Standpunkt, hieß es, ohne diese Leerformel mit allzuviel Inhalten zu füllen. Über allgemeine Forderungen nach einem Waffenstillstand oder vereinfachten Hilfslieferungen nach Gaza gingen die Erklärungen nicht hinaus. Weit oben auf der Agenda stand die Kooperation in Rüstungsfragen, so wurde der Verkauf türkischer Drohnen nach Ägypten verhandelt. Während mit dem türkischen Exportschlager in der jüngeren Vergangenheit bereits Tod und Zerstörung über Kurdistan, Libyen, Bergkarabach, die Ostukraine und Tigray gebracht wurden, wird die »Bayraktar«-Drohne dann künftig wohl auch in der ägyptischen Wüste zur Abwehr Geflüchteter aus Ostafrika eingesetzt.

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