Ersticken im Müll
Die gegenwärtige Welt erscheint als eine ungeheure Sammlung von Plastik. Und von dessen Müll. Der Kapitalismus erstickt an seiner eigenen Produktivität; den Dreck, den er schafft, wird er nicht mehr los. Jährlich landen weltweit rund 52,1 Millionen Tonnen Makroplastik – das sind alle Kunststoffpartikel, die größer als fünf Millimeter sind – nicht auf offiziellen Müllhalden, sondern verschmutzen und schädigen unkontrolliert die Ökosysteme. Etwas mehr als die Hälfte dieses Abfalls wird auf offener Straße oder auf illegalen Deponien verbrannt, der Rest landet mehr oder weniger unverändert in der Natur.
Diesen Befund lieferte vergangene Woche ein Team um Joshua Cottom von der University of Leeds in der Zeitschrift Nature. Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler verfügbare Daten zum lokalen Materialfluss aus dem Jahr 2020 aus und ermittelten daraus mit Hilfe einer KI und Computermodellen den lokalen und regionalen Plastikabfall in 50.702 Städten und Ländern weltweit. Die Inventur ergab, dass die Produktion von Müll und vor allem dessen Entsorgung oftmals eine Frage gesellschaftlicher Armut ist. Der mit Abstand größte Abfallemittent ist Indien mit 9,3 Millionen Tonnen Makroplastik pro Jahr – fast ein Fünftel des weltweit nicht umweltgerecht entsorgten Plastikmülls. Auf Platz zwei und drei folgen Nigeria und Indonesien mit 3,5 und 3,4 Millionen Tonnen Makroplastik jährlich. In Kanada, den USA und den meisten europäischen Ländern liegt der Wert dagegen jeweils unter 0,1 Millionen Tonnen, in Deutschland sind es 7.725 Tonnen pro Jahr.
Im globalen Norden entsteht der ungeregelte Abfall vorwiegend, weil er achtlos weggeworfen wird. Im globalen Süden häuft er sich an, weil er nicht kontrolliert gesammelt und entsorgt wird. Insgesamt 15 Prozent der Weltbevölkerung leben ohne Müllabfuhr. »Mindestens 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu regelmäßiger Müllabfuhr und sind gezwungen, ihren Müll ›selbst zu entsorgen‹, indem sie ihn oft an Land oder in Flüssen entsorgen oder in offenen Feuern verbrennen«, sagt Cottom. (jW)
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Fjerritslev (9. September 2024 um 22:18 Uhr)Wie sieht es mit der Verbreitung von Bisphenol A als Weichmacher in Kunststoffen aus? »Endokrinologische Fachgesellschaften und die WHO kategorisieren BPA als endokrinen Disruptor, also einen Stoff mit hormonähnlicher Wirkung, und sehen es als erwiesen an, dass BPA beim Menschen bereits in kleinsten Mengen zur Entstehung von Krankheiten wie Diabetes mellitus, Adipositas, Störungen der Schilddrüsenfunktion, Entwicklungsstörungen (insbesondere bei Kindern) und Unfruchtbarkeit beiträgt. Die ECHA (European Chemicals Agency) hat Bisphenol A 2017 als «besonders besorgniserregenden Stoff» eingestuft.« (https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A)
Mehr aus: Natur & Wissenschaft
-
Nur als Gemeinschaftsaufgabe
vom 10.09.2024