Deutsche Wirtschaft schmiert ab
Von Alexander ReichDie großen Wirtschaftsinstitute der BRD erwarten für dieses Jahr kein Wachstum mehr, sondern rechnen nun mit einem Rückgang des BIP um 0,1 Prozent. Das geht aus dem Herbstgutachten hervor, das sie am Donnerstag in Berlin vorstellten. Im März hatten die Forscher noch ein Plus von 0,1 Prozent prognostiziert. 2023 war das deutsche BIP preis- und kalenderbereinigt bereits um 0,1 Prozent geschrumpft.
»Dekarbonisierung, Digitalisierung, demographischer Wandel und wohl auch der stärkere Wettbewerb mit Unternehmen aus China haben strukturelle Anpassungsprozesse ausgelöst, die die Wachstumsperspektiven der deutschen Wirtschaft dämpfen«, erklärte Geraldine Dany-Knedlik vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW). Kollege Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nannte Massenentlassungen, etwa durch Werksschließungen, bedauerlich, warnte aber vor staatlichen Rettungsversuchen für einzelne Unternehmen oder Standorte. Die Politik solle den Strukturwandel »laufen lassen«.
Viele frühere Exportschlager seien wegen der hohen Energiekosten kaum noch konkurrenzfähig, heißt es in dem Gutachten, an dem auch das Münchner Ifo-Institut und das für Weltwirtschaft in Kiel mitarbeiteten. »Hochwertige Industriegüter aus China (verdrängen) die deutschen Exporte auf den Weltmärkten«. Zudem dämpften wirtschafts- und geopolitische Unsicherheiten sowohl Investitionen als auch die Konsumlaune der Verbraucher.
»Auf dem Arbeitsmarkt zeigt der wirtschaftliche Stillstand mittlerweile deutlichere Spuren«, so die Institute. Die Arbeitslosenquote dürfte von 5,7 Prozent im vergangenen Jahr auf sechs Prozent in diesem und dem kommenden steigen. Betrachtet man allein die Kahlschlagpläne der großen Monopole von VW bis BASF, wirkt diese Annahme reichlich optimistisch.
BSW-Patronin Sahra Wagenknecht führte den Niedergang nach der Vorstellung des Gutachtens gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf die »hausgemachte Unfähigkeit« etwa von »Minus-Minister Habeck« zurück. »Andere Länder wachsen zum Teil kräftig«, erklärte die Chefin der Kaderpartei der Stunde: »Regiert die Ampel weiter bis zum Ende der Legislatur, drohen irreparable Schäden im wirtschaftlichen Fundament Deutschlands.«
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