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Aus: Ausgabe vom 27.09.2024, Seite 7 / Ausland
Libanon

Wie in Gaza, so im Libanon

Israel lehnt Plan für Waffenruhe ab. Bombardements gehen weiter. Manöver simuliert Bodeninvasion
Von Karin Leukefeld
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Zerstörung nach israelischen Angriffen in Saksakijah im Südlibanon am Donnerstag

Bis Donnerstag hat die israelische Luftwaffe mehr als 600 Personen im Libanon getötet. Und zwar bei Hunderten Luftangriffen auf zivile Infrastruktur in Dörfern und Städten im Südlibanon, entlang der Küste, im Süden von Beirut, in Dörfern nördlich und östlich der Hauptstadt und in der Beeka-Ebene. Wie das libanesische Innenministerium am Donnerstag bekanntgab, flohen bisher 13.500 Menschen nach Syrien.

In der Nacht war ein dreistöckiges Wohnhaus in Junine bombardiert worden, in dem syrische Familien untergebracht waren. Nach Angaben des libanesischen Transportministeriums starben dabei 23 Menschen, die meisten davon Frauen und Kinder. Am Morgen stieg die Zahl der Toten und Verletzten weiter an, als Israel einen libanesisch-syrischen Grenzübergang angriff. Um die Mittagszeit attackierte das Land südliche Vororte von Beirut, angebliches Ziel sei ein hochrangiger Hisbollah-Führer gewesen. Kurz zuvor hatte es mit einem Manöver an der libanesischen Grenze einen Einsatz in dem Nachbarland simuliert.

Meldungen internationaler Medien über eine 21tägige Waffenpause, die von den USA, Frankreich und anderen Staaten für Israel und Libanon vorgeschlagen worden war, dementierte die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu umgehend. »Die Nachrichten über einen Waffenstillstand sind unkorrekt«, war in der Stellungnahme zu lesen. Es handele sich um einen US-amerikanisch-französischen Vorschlag, auf den der Ministerpräsident noch nicht reagiert habe. Das Papier war auch von Deutschland unterzeichnet worden und sah eine 21tägige Waffenpause vor, die »Raum für Diplomatie« schaffen sollte. »Es wird keinen Waffenstillstand im Norden geben«, erklärte auch der israelische Außenminister Israel Katz. »Wir werden weiter mit aller Macht gegen die Terrororganisation Hisbollah kämpfen«, und zwar »bis zum Sieg und bis zur sicheren Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser«, so Katz laut Agenturberichten.

Namentlich nicht genannte westliche Diplomaten von Staaten, die den US-französischen Vorschlag unterstützten, wurden in der israelischen Tageszeitung Haaretz mit den Worten zitiert, die israelische Regierung versuche Gespräche über eine Waffenpause zu sabotieren. Äußerungen wie die von Außenminister Katz könnten alle diplomatischen Bemühungen zunichte machen und zu einem großen Krieg führen. Katz scheine »Verhandlungen absichtlich schädigen zu wollen«, so die Diplomaten. Israel habe Bedingungen für mögliche Gespräche genannt, die die Hisbollah nicht akzeptiere.

Im Libanon allerdings ist das Vertrauen in eine US-französische Waffenstillstandslösung gering. Die USA würden nicht als »ehrlicher Makler« angesehen, weil Washington weiter Waffen, Munition und Aufklärungsdaten an Israel liefere, berichtete Imran Khan, Al-Dschasira-Reporter im Libanon. Die Waffen würden sowohl gegen die Palästinenser im Gazastreifen als auch gegen die Libanesen eingesetzt. Im übrigen habe die Hisbollah von Anfang an – seit dem 8. Oktober 2023 – erklärt, den Beschuss israelischer Militärstellungen zu stoppen, sobald ein von der Hamas akzeptierter Waffenstillstand im Gazastreifen erreicht sei.

Bei der Bombardierung von Häusern, Dörfern und Städten im Libanon zielt Israel auf die Vertreibung, Entwurzelung und Verarmung der Bevölkerung ab. Die sogenannte »Dahiya-Doktrin« war während des Libanon-Krieges 2006 vom israelischen General Gadi Eizenkot gegen die Hisbollah entwickelt worden und wird seit Oktober 2023 gegen die Palästinenser im Gazastreifen angewandt. Dabei wird unverhältnismäßig viel Gewalt eingesetzt, um größtmögliche Zerstörung sowie die Vertreibung und Ermordung der Zivilbevölkerung zu erreichen. Ziel soll sein, die Bevölkerung gegen die Hamas oder aktuell gegen die libanesische Hisbollah aufzuwiegeln. Die Zerstörung ziviler Infrastruktur wird damit begründet, dass die Hamas – im Libanon die Hisbollah – ihre Waffen und Kommandostrukturen in und neben Wohnhäusern, Schulen und Kliniken versteckt hätten. Die Bevölkerung werde als »menschliche Schutzschilde« benutzt, so die Darstellung. Beobachter sprechen von »psychologischer Kriegführung«.

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