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Aus: Ausgabe vom 27.09.2024, Seite 7 / Ausland
Amtseinführung

König in Mexiko-Stadt unerwünscht

Spanischer Monarch zu Amtseinführung Sheinbaums nicht eingeladen, Premier bleibt auch zu Hause
Von Volker Hermsdorf
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Mit Monarchie nix am Hut: Die designierte Präsidentin Mexikos, Claudia Sheinbaum (Mexiko-Stadt, 16.9.2024)

Das seit 2019 angespannte Verhältnis zwischen Mexiko und der früheren Kolonialmacht Spanien ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Weil König Felipe VI. nicht eingeladen wurde, will die Regierung des Sozialdemokraten Pedro Sánchez keine Vertreter zur Amtseinführung von Präsidentin Claudia Sheinbaum am kommenden Dienstag nach Mexiko entsenden. Während das spanische Außenministerium die souveräne Entscheidung Mexikos als »inakzeptabel« bezeichnete, kritisierte die Vorsitzende der Linkspartei Podemos, Ione Belarra, »dass die Regierung ihre internationalen Beziehungen an die der Monarchie bindet«. Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei und Abgeordneter des an der Regierung beteiligten Linksbündnisses Sumar, Enrique Santiago, wurde deutlicher. »Einmal mehr zeigt sich, dass die Monarchie eine anachronistische Last ist, die uns Probleme bereitet, wenn sie uns nicht zum Erröten bringt«, sagte er.

Die im Juni mit über 59 Prozent der Stimmen zur ersten Staats- und Regierungschefin Mexikos gewählte Kandidatin des linken Wahlbündnisses »Sigamos Haciendo Historia« versicherte am Mittwoch, dass ihr Land die Beziehungen zu Spanien nicht abbrechen werde. »Aber wir verlangen Respekt«, fügte sie hinzu. Sie habe Felipe nicht eingeladen, weil der Monarch bis heute nicht, »wie es der diplomatischen Praxis entsprochen hätte«, auf einen Brief geantwortet habe, den der scheidende Präsident Andrés Manuel López Obrador im März 2019 an ihn und Papst Franziskus geschickt habe. In diesem Schreiben habe López Obrador um eine Entschuldigung für die Verbrechen während der Eroberung und für die Unterwerfung indigener Völker gebeten. Während der Vatikan darauf hinwies, dass Papst Franziskus bereits mehrfach um Vergebung für die »im Namen der Kirche während der Eroberung Amerikas an den Ureinwohnern verübten Verbrechen« gebeten habe, habe das nicht durch eine Wahl legitimierte spanische Staatsoberhaupt die Forderung seines Amtskollegen ignoriert.

Deshalb sei es logisch, dass die Einladung zur Amtseinführung nicht an Felipe VI., sondern an Regierungschef Pedro Sánchez ging, »eine weniger feindselige und arrogante Figur als der Bourbonenkönig«, so die mexikanische Tageszeitung La Jornada. Obwohl der Sozialdemokrat die designierte Präsidentin nach deren Aussage noch vor ein paar Tagen angerufen und mit ihr über die Zeremonie gesprochen hatte, sagte Sánchez jetzt zur Genugtuung von Monarchieanhängern, rechten Politikern und den mehrheitlich konservativen Medien wieder ab. Abgeordnete der Parteien Sumar, Podemos, des baskischen Bündnisses EH Bildu und der katalanischen sozialdemokratischen Partei ERC wollen dagegen an der Amtseinführung teilnehmen. »¡Viva México, cabrones!«, rief Gabriel Rufián, der ERC-Sprecher im Parlament. Und die spanische Onlinezeitung Público kommentierte: »Mexiko bekräftigt seine Unabhängigkeit und seine Selbstachtung; ein gelungener Auftakt für die Präsidentschaft Sheinbaums.«

Die verwies darauf, dass die von Felipe ignorierte Anerkennung der indigenen Völker für ihre Regierung »von wesentlicher Bedeutung« sei, »denn darin liegt die kulturelle Größe Mexikos«. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern »würde von einer erneuerten historischen Perspektive profitieren, die der Entwicklung unserer Völker entspricht und in der die volle Anerkennung unserer Identitäten das Fundament einer respektvollen und fruchtbaren Beziehung ist«, fügte sie hinzu. Es sei wichtig klarzustellen, »dass die Differenzen mit der Regierung und der Monarchie nichts mit dem spanischen Volk zu tun haben, das selbst unter Armut litt, während die Kolonien in Amerika ausgeplündert wurden«, unterstützte López Obrador seine Nachfolgerin.

Spanische Monarchen sind in Lateinamerika bereits mehrfach negativ aufgefallen. Als etwa bei der Amtseinführung des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro im August 2022 das Schwert von Simón Bolívar hereingetragen wurde, erhoben sich alle Gäste zu Ehren des Befreiers von der Kolonialherrschaft. Felipe VI. blieb dagegen demonstrativ sitzen. Sein Vater Juan Carlos I. sorgte 2007 für Kritik, als er den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez auf einem Iberoamerikagipfel rüde anherrschte: »Warum hältst du nicht den Mund?«

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