junge Welt mit Doppelspitze
Mit Nick Brauns und Daniel Bratanovic bekommt die Tageszeitung junge Welt ab dem 1. Oktober eine Doppelspitze als neue Chefredaktion.
Nick Brauns (Jahrgang 1971) ist Historiker und wurde in München zur Geschichte der Solidaritätsorganisation für politische Gefangene »Rote Hilfe Deutschlands« der 1920/30er Jahre promoviert. Er schreibt seit 1997 regelmäßig für die junge Welt zu innenpolitischen Themen sowie zur Politik und Geschichte der Türkei, der Kurden und des Nahen Ostens. 2006 leitete er für ein Jahr das bayerische Regionalbüro der jW in München. Nach 15jähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berliner Bundestagsbüro der Linke-Abgeordneten Ulla Jelpke wechselte Brauns 2021 in die jW-Redaktion. Dort war er zunächst als Redakteur für Innenpolitik tätig, bevor er 2023 zum stellvertretenden Chefredakteur berufen wurde.
Daniel Bratanovic (Jahrgang 1981) studierte Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaften an den Universitäten Trier und Bologna. Sein prägendes politisches Ereignis war der Krieg der NATO gegen Jugoslawien unter Beteiligung des deutschen Staates. Bei Protesten gegen den Krieg kam er im Frühjahr 1999 erstmals mit der jungen Welt in Kontakt. 2012 begann Bratanovic sein Volontariat im Ressort Innenpolitik und wechselte 2014 ins Ressort Thema, das er ab 2016 leitete. Bis zuletzt war er auch verantwortlich für die unlängst eingeführte Wissenschaftsseite und diverse jW-Beilagen.
Brauns und Bratanovic werden in der Chefredaktionsarbeit in den nächsten Monaten von Arnold Schölzel (Jahrgang 1947) unterstützt. Schölzel ging am 13. August 1967 in die DDR, um sich den Fängen der Bundeswehr zu entziehen, studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Philosophie und leitete ab 1997 das jW-Feuilleton. Von 2000 bis 2016 wirkte er als jW-Chefredakteur. Seither verstärkt er die Chefredaktion als Autor zu innenpolitischen, außenpolitischen und feuilletonistischen Themen.
Veränderungen in der Chefredaktion wurden notwendig, weil sich die junge Welt auf verschärfte Auseinandersetzungen sowohl bezüglich des politischen Umfeldes als auch der Branchenentwicklung einstellen muss.
Der bisherige Chefredakteur Stefan Huth (Jahrgang 1967) war wegen Problemen in der Redaktion und bei der Umsetzung der Blattlinie vom Geschäftsführer im Juli 2024 von seinem Amt abberufen und vorübergehend beurlaubt worden. Huth kam 2002 zur jungen Welt und leitete dort zunächst das Aktionsbüro. Anschließend wechselte er in das Ressort Thema, dessen Leitung er 2005 übernahm. 2012 trat er als Stellvertreter in die Chefredaktion ein, um dann 2016 das Amt des Chefredakteurs von Schölzel zu übernehmen.
Der Verlag hätte gerne weiter mit Huth zusammengearbeitet und hat ihm deshalb verschiedene Angebote unterbreitet. Es ist allerdings nicht gelungen, den Gesprächsfaden aufzunehmen. Nach Aufhebung der Beurlaubung und vorläufiger Versetzung ins Themaressort, als dessen Leiter er hätte fungieren können, trat Huth seinen Dienst nicht mehr an. Verlag, Redaktion und Genossenschaft bedauern dies, bedanken sich für die jahrelang gute Zusammenarbeit und wünschen ihm alles Gute für seinen weiteren Lebensweg.
Der bisherige stellvertretende Chefredakteur Michael Merz (Jahrgang 1976) wechselt ab Oktober 2024 auf eigenen Wunsch in das Ressort Wirtschaft, Arbeit und Soziales als Redakteur für besondere Aufgaben. Er wird dort unter anderem für Sozialreportagen und die Ausbildung von Redakteuren zuständig sein. Merz studierte an der FU Berlin und erwarb dort einen Magisterabschluss in Publizistik, Politikwissenschaft und Psychologie. Nach fundierter journalistischer Ausbildung und langer Praxis im Medienbereich trat er 2013 als Innenpolitikredakteur dem jW-Kollektiv bei. 2017 wurde er Mitglied der Chefredaktion, wo er vor allem die Funktion des Chefs vom Dienst ausübte. Auch ihm sprechen Verlag, Redaktion und Genossenschaft ihren Dank für jahrelange gute Arbeit aus und freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit im neuen Ressort.
Die Veränderungen sind auf den Leitungsebenen von Verlag, Redaktion und Genossenschaft besprochen, aber auch auf Belegschaftsversammlungen diskutiert worden. Ziel ist, die erfolgreiche Blattlinie der Tageszeitung junge Welt noch präziser und effektiver umzusetzen, etwa durch einen kollektiveren Leitungsstil. Schwerpunkt der kommenden Arbeit wird zudem die Dynamisierung der digitalen Arbeit sein.
Verlag, Redaktion und Genossenschaft junge Welt
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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