Gegründet 1947 Sa. / So., 28. / 29. September 2024, Nr. 227
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 28.09.2024, Seite 14 / Feuilleton

Nachschlag: Autor ohne Werk

Tolkien | Do., 20.15, ATV 2
imago0492713691h.jpg
In seiner Welt: Tolkien

Wer Tolkiens Leben erzählt, provoziert Vorfreude auf philosophische Gedanken, linguistische Tauchgänge, Schreibhandwerk, Enträtselung und Ausdeutung jener fiktiven Welt Mittelerde. Man will nicht bloß das Genie, man will es als Genie sehen, und hierzu muss es inhaltlich bewältigt worden sein. Dome Karukoski weiß, was er tut. So grazil seine Schrittfolgen aber sind, diese Füße passen nicht ins zu große Paar Stiefel. Die elementare Kollision in Tolkiens Biographie liegt im Verhältnis konvergenter und divergenter Denkart: analytischer Geist, der fremde Sprachen ergründet, Querulant, der sich nicht fügen will. In einem Bildungssystem, das auf Kanonisierung beschränkt bleibt, einer Gesellschaft mithin, die die Poesie der Verstorbenen ehrt, ihren Kindern aber untersagt, selbst Dichter zu werden, ist das Verständnis der eigenen Rolle als immer schon sekundäre vorgeprägt. Bloß ist Tolkiens Talent in »Tokien« mehr behauptet denn sichtbar. Man hört davon, aber man hört es nicht. Wir sehen den Autor, nicht sein Werk. (fb)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Mehr aus: Feuilleton